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Meningokokken: Wer wird wann geimpft?

Meningokokken (Neisseria meningitidis, früher Meningococcus meningitis) sind bekapselte Bakterien, die bei ungefähr zehn Prozent der europäischen Bevölkerung im Nasen-Rachen-Raum auftreten, ohne eine Krankheit auszulösen.
In seltenen Fällen – etwa bei einem geschwächten Immunsystem – können Meningokokken jedoch äußerst gefährlich werden: Gelangen sie in den Blutkreislauf (invasive Infektion), rufen sie meist schwere Krankheitsbilder hervor, vor allem Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis).
Bleibende Schäden wie Lähmungen, Krampfanfälle oder Hörschäden sind dann häufige Folgen. Insbesondere eine Sepsis kann außerdem dramatisch verlaufen – in Form eines schweren septischen Schocks. Dieses sogenannte Waterhouse-Friderichsen-Syndrom endet zu einem Drittel tödlich.
Schnell Lebensgefahr durch Meningokokken-Infektion
Ein lebensbedrohlicher Zustand kann sich bei einer Meningokokken-Infektion schon binnen weniger Stunden einstellen. Häufig treten zuvor kurzfristig unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber und schweres Krankheitsgefühl auf.
Die Meningitis äußerst sich dann mit Krämpfen, hohem Fieber, Bewusstseinsstörungen und typischerweise Nackensteifigkeit. Charakteristisch für eine Sepsis sind punktförmige Hauteinblutungen und Kreislaufkollaps.
Entscheidend ist eine möglichst frühe Antibiotika-Behandlung. Doch diese Hilfe kommt oft zu spät, da die Anfangssymptomatik unspezifisch ist. Bei Säuglingen und Kleinkindern fehlen außerdem häufig die charakteristischen Symptome, vor allem die Nackensteifigkeit.
Meningokokken-Infektion am häufigsten bei Kleinkindern
Gerade bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren treten die meisten Meningokokken-Infektionen auf. Zudem gibt es einen kleineren Häufigkeitsgipfel bei jungen Menschen zwischen 15 und 19 Jahren.
Als Grund für diese Verteilung macht man den Übertragungsweg der Meningokokken verantwortlich: Sie verbreiten sich über Tröpfcheninfektion bei zuerst zwischen Eltern und Kleinkindern und später zwischen Beziehungspartnern.
Zur Erinnerung: Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche
- Säugling: 1. Lebensjahr
- Kleinkind: 2. und 3. Lebensjahr
- Frühe Kindheit: 4. bis 6. Lebensjahr
- Mittlere Kindheit: 7. bis 10. Lebensjahr
- Späte Kindheit: 11. bis 14. Lebensjahr
- Jugend/Adoleszenz: ab dem 15. Lebensjahr
Meningokokken-Impfung für verschiedene Altersgruppen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit 2006 die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C mit einer einmaligen Impfstoffdosis eines konjugierten MenC-Impfstoffs – das Paul-Ehrlich-Institut listet zurzeit Menjugate und NeisVac-C – für alle Kinder ab zwölf Monaten. Noch nicht geimpfte Kinder und Jugendliche sollten die Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachholen.
Eine Meningokokken-Impfung gegen die Serogruppen A, B, C, W und Y wird bei bestimmten Indikationen empfohlen, z. B. bei Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz, gefährdetem Laborpersonal oder vor Aufenthalten in Hochrisikogebieten.
Für die Serogruppen A, C, W und Y gibt es die kombinierten Konjugatimpfstoffe MenQuadfi, Menveo und Nimenrix; für die Serogruppe B liegt seit 2017 der Impfstoff Trumenba vor, der ab einem Alter von 10 Jahren zugelassen ist.
Hochrisikogebiete sind vor allem ein breiter Streifen Afrikas südlich der Sahara – der sogenannte Meningitis-Gürtel – sowie einige tropische Regionen Asiens. Epidemien gibt es auch in den meisten anderen Regionen der Erde, aber diese verbreiten sich deutlich weniger stark.
Meningokokken-B-Impfung für Säuglinge
Seit 2024 empfiehlt die STIKO außerdem eine Standardimpfung gegen Meningokokken der Serogruppe B für alle Säuglinge ab zwei Monaten mit dem Impfstoff Bexsero, der nach dem 2+1-Impfschema im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten verabreicht werden soll. Die Impfungen können bis zum fünften Geburtstag nachgeholt werden.
Insgesamt trete eine Erkrankung durch Infektion mit Meningokokken der Serogruppe B zwar sehr selten auf, doch der Krankheitsverlauf sei meist schwerwiegend. Die häufigsten Fälle manifestierten sich bei Säuglingen und Kleinkindern unter fünf Jahren, wobei das Risiko im ersten Lebensjahr am höchsten sei.
Säuglinge sollten also früh geimpft werden – möglichst an einem Termin zusammen mit anderen für diesen Zeitpunkt empfohlenen Impfungen. Konkret empfiehlt die STIKO die Kombination von bis zu drei Injektionsimpfstoffen:
- „1. und 2. Impfstoffdosis 4CMenB (Bexsero) in Kombination mit 6-fach-Impfstoff [DTaP-IPV-Hib-HepB], Pneumokokken-Konjugat-Impfung [PCV13 oder PCV15] und Rotavirus-Schluckimpfung“
- „3. Impfstoffdosis 4CMenB (Bexsero) in Kombination mit MenC-Konjugat-Impfstoff [MCV]“
Der MenB-Impfstoff Bexsero sei sehr reaktogen, weshalb Kinder unter zwei Jahren zur Vermeidung von Fieber eine prophylaktische Paracetamol-Gabe über 24 Stunden ab der Impfung erhalten sollten. Laut STIKO wird die Immunantwort dadurch nicht abgeschwächt. Quellen:
- Empfehlungen der Ständigen Impf kommission beim Robert Koch-Institut 2023, www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfempfehlungen_node.html
- Pressemitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur neuen Meningokokken-B-Impfempfehlung für Säuglinge, Stand: 18.01.2024, www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/PM_2024-01-18.html
- Epidemiologisches Bulletin 3/2024, Standardimpfung von Säuglingen gegen Meningokokken der Serogruppe B, 18. Januar 2024, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/03/Art_01.html
https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/meningokokken/meningokokken-node.html
https://www.adac.de/gesundheit/impfungen/meningokokken/#wo-liegen-meningokokken-risikogebiete