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STIKO: Meningokokken-B-Impfung für Säuglinge

Baby erhält Pflaster auf Oberschenkel nach Impfung
Meningokokken-Infektionen treten häufig bei Säuglingen und Kleinkindern in den ersten beiden Lebensjahren auf. | Bild: Sean Locke/Stocksy / AdobeStock

Meningokokken sind bekapselte Bakterien (Neisseria meningitidis). Ungefähr zehn Prozent der europäischen Bevölkerung beherbergen sie in ihrem Nasen-Rachen-Raum, ohne dabei krank zu sein. In seltenen Fällen – etwa bei einem geschwächten Immunsystem – können Meningokokken jedoch äußerst gefährlich werden. 

Gelangen sie in den Blutkreislauf (invasive Infektion), rufen sie meist schwere Krankheitsbilder hervor, vor allem Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis). Bleibende Schäden wie Lähmungen, Krampfanfälle oder Hörschäden sind dann häufige Folgen. 

Insbesondere eine Sepsis kann außerdem dramatisch verlaufen – in Form eines schweren septischen Schocks. Dieses sogenannte Waterhouse-Friderichsen-Syndrom endet zu einem Drittel tödlich.

Schnell Lebensgefahr durch Meningokokken-Infektion

Ein lebensbedrohlicher Zustand kann sich bei einer Meningokokken-Infektion schon binnen weniger Stunden einstellen. Häufig treten zuvor kurzfristig unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber und schweres Krankheitsgefühl auf. 

Die Meningitis äußerst sich dann mit Krämpfen, hohem Fieber, Bewusstseinsstörungen und typischerweise Nackensteifigkeit. Charakteristisch für eine Sepsis sind punktförmige Hauteinblutungen und Kreislaufkollaps. Entscheidend ist eine möglichst frühe Antibiotika-Behandlung. Doch diese Hilfe kommt oft zu spät, da die Anfangssymptomatik unspezifisch ist. Bei Säuglingen und Kleinkindern fehlen außerdem oft die charakteristischen Symptome, vor allem die Nackensteifigkeit.

Säuglinge und Kleinkinder am häufigsten betroffen

Gerade bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren treten die meisten Meningokokken-Infektionen auf. Einen weiteren kleinen Häufigkeitsgipfel gibt es bei jungen Menschen zwischen 15 und 19 Jahren. Als Grund für diese Verteilung macht man den Übertragungsweg der Meningokokken verantwortlich. Sie gelangen über Tröpfcheninfektion bei engem Körperkontakt von Mensch zu Mensch, etwa bei engen Eltern-Kind-Beziehung bzw. beim Kuscheln und Küssen.

Zur Erinnerung: Säuglinge, Kleinkinder und Kinder

Ein Säugling ist ein Kind im ersten Lebensjahr, ein Kleinkind ist zwei und drei Jahre alt, dann folgt die frühe Kindheit vom vierten bis sechsten Lebensjahr. Als mittlere Kindheit bezeichnet man die Zeit vom siebten bis zehnten und als späte Kindheit vom elften bis 14. Lebensjahr.

Wann erfolgt eine Impfung gegen Serogruppe C und ACWY?

In den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut von 2023 wird die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C mit einer Impfstoffdosis eines konjugierten MenC-Impfstoffs für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen. 

Eine Meningokokken-Impfung gegen die Serogruppen ACWY wird bei „bestimmten Indikationen, z. B. bei Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz oder bei Reisenden“ empfohlen.

Obwohl in Deutschland zwei Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB) zur Verfügung stehen, kam die STIKO in einer Stellungnahme 2018 zu dem Schluss, „dass die vorliegenden Studienergebnisse und die daraus resultierende Evidenz für eine abschließende Entscheidung über eine generelle MenB-Impfempfehlung noch nicht ausreichten“. 

Allerdings empfahl die STIKO bereits 2018 für Personen mit spezifischen Grundkrankheiten zusätzlich zu einer Impfung gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y auch eine MenB-Impfung.

Säuglinge ab zwei Monaten sollen gegen Meningokokken B geimpft werden

Nun erweitert die STIKO ihre bestehende Empfehlung zur MenB-Indikationsimpfung für Menschen mit spezifischen Grundkrankheiten, beruflich gefährdete Personen sowie Reisende in Hochendemiegebieten um eine Empfehlung zur MenB-Standardimpfung, wie sie in einer aktuellen Pressemeldung mitteilt: Alle Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten sollen künftig gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB) mit dem Impfstoff 4CMenB (Bexsero) geimpft werden.

Säuglinge sollen drei Impfstoffdosen nach dem 2+1-Schema im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten erhalten. Nachholimpfungen gegen MenB werden bei Kleinkindern bis zum fünften Geburtstag empfohlen.

Insgesamt trete die invasive MenB-Erkrankung zwar sehr selten auf. Doch der Krankheitsverlauf sei meist schwerwiegend. Die häufigsten Fälle manifestierten sich bei Säuglingen und Kleinkindern unter fünf Jahren. Das Risiko für eine invasive MenB-Erkrankung sei im ersten Lebensjahr am höchsten.

Frühzeitig mit anderen Standardimpfungen verabreichen

Säuglinge sollten also früh geimpft werden – „möglichst an einem Termin zusammen mit den anderen von der STIKO für diesen Zeitpunkt empfohlenen Impfungen“, heißt es. Konkret empfiehlt die STIKO die Kombination von bis zu drei Injektionsimpfstoffen:

  • „1. und 2. Impfstoffdosis 4CMenB (Bexsero) in Kombination mit

       6-fach-Impfstoff [DTaP-IPV-Hib-HepB],

       Pneumokokken-Konjugat-Impfung [PCV13 oder PCV15] und

       Rotavirus-Schluckimpfung“

  • „3. Impfstoffdosis 4CMenB (Bexsero) in Kombination mit MenC-Konjugat-Impfstoff [MCV]“

Wie üblich soll beidseits in den Musculus vastus lateralis (antero-lateraler Oberschenkelmuskel) geimpft werden. Bei zwei Injektionen auf der gleichen Seite sollte der Abstand mindestens 2 cm betragen.

Prophylaktisch Paracetamol geben

Der MenB-Impfstoff Bexsero sei sehr reaktogen, weshalb „Kindern unter zwei Jahren zur Vermeidung von Fieber nach der MenB-Impfung eine prophylaktische Paracetamol-Gabe empfohlen“ wird. Sie soll zeitgleich mit der Impfung begonnen und über 24 Stunden fortgeführt werden – auch wenn kein Fieber auftritt. Laut STIKO wird die Immunantwort dadurch nicht abgeschwächt. Quellen:
- Empfehlungen der Ständigen Impf kommission beim Robert Koch-Institut 2023, www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfempfehlungen_node.html

- Pressemitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur neuen Meningokokken-B-Impfempfehlung für Säuglinge, Stand: 18.01.2024, www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/PM_2024-01-18.html

- Epidemiologisches Bulletin 3/2024, Standardimpfung von Säuglingen gegen Meningokokken der Serogruppe B, 18. Januar 2024, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/03/Art_01.html
 

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