Senioren in der Apotheke
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Zum Sehbehindertentag am 6. Juni: Worauf beim Umgang mit Sehgeschwächten zu achten ist

Senior liest Packungsbeilage mit Lupe
Wie kann in der Apotheke auf ältere Kunden mit Beeinträchtigungen wie z. B. schlechtes Sehvermögen eingegangen werden? | Bild: Ingo Bartussek / AdobeStock

Nach Angaben des Berufsverbands der Augenärzte sind etwa 93 Prozent der Menschen über 60 Jahren auf eine Sehhilfe angewiesen. Mehr als die Hälfte der Blinden und Sehbehinderten sind 75 Jahre und älter. 

Leider bietet auch nicht jede Sehhilfe optimale Sicht. Zudem gewöhnt man sich im Alter auch daran, schlechter zu sehen – mit hohen Einbußen für die Lebensqualität. Da gerade Senioren jedoch zu den Stammkunden einer jeden Apotheke gehören, sollten sowohl organisatorische Maßnahmen ergriffen als auch das Verhalten im Beratungsgespräch angepasst werden.

Zum Sehbehindertentag am 6. Juni

Viel zu oft wird eine Sehbehinderung nicht erkannt. In deutschen Senioreneinrichtungen hat rund die Hälfte der Bewohner Sehprobleme, die oft nicht als solche erkannt werden. Das zeigt die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgungsforschung in Seniorenheimen) der Stiftung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft aus dem Jahr 2017. 

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) bietet deshalb gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen spezielle Veranstaltungen zum Thema Sehbehinderung und Pflege an. Darauf weist der Verband anlässlich des heutigen Sehbehindertentages hin.

Eingeschränkte Sicht 

„Die Stufen sind zu hoch, Fußmatten machen mir Angst, alle Buchstaben und Zahlen sind so klein. Wenn dann auch noch meine Brille beschlägt, sehe ich gar nichts mehr.“ 

Sie kennen die 75-jährige Angelika S. schon lange als Stammkundin. Seit kurzem hat Frau S. Probleme mit den Augen. Sie hat eine Augenoperation hinter sich, die offenbar nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt hat. Frau S. ist ziemlich niedergeschlagen, weil sie nur eingeschränkt sehen kann.

Freie Zugänge und klar erkennbare Aushänge

Stolperfallen auf dem Fußboden sollten vermieden werden und Zugänge frei von Hindernissen sein.

Schilder und Aushänge in der Offizin, mit wichtigen Informationen, sollten klar und deutlich mit gut lesbarer Schriftgröße angefertigt sein. Häufig werden aufgehängte Schilder nicht gelesen, da die Eindrücke beim Betreten der Offizin so vielfältig und stark sind, dass Details erst nach längerer Zeit wahrgenommen werden.

Ruhe und Geduld vermitteln

Frau S. hat Herzklopfen beim Betreten der Apotheke. Sie möchte ein Produkt kaufen, das sie vom Anblick aus der Sichtwahl kennt, aber sie kommt nicht auf den Namen. Sie gerät in Panik. Ihre Geldbörse rutscht ihr aus den Händen und das Kleingeld kullert in alle Richtungen. Noch mehr Panik! Frau S. möchte vor Scham in den Boden versinken. Sie fühlt sich elend aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen – dabei möchte sie so gerne noch am Leben teilhaben.

Vermitteln Sie ihr zunächst, dass Sie Geduld haben. Etwas Ruhe in eine angespannte Situation bringen hilft jedem älteren Menschen. Es ist ein Phänomen des Älterwerdens, dass bestimmte Abläufe nicht mehr so schnell von der Hand gehen, wie man es gerne hätte. Das zu spüren erzeugt Stress – da hilft nur ein Moment der Entspannung, um wieder Klarheit zu gewinnen. 

Frau S. beruhigt sich und kann nun ihren Wunsch nach dem Produkt aus der Sichtwahl äußern.

Hilfe anbieten 

Gehen Sie immer davon aus, dass Ihr Kunde die Sichtwahl nicht wirklich gut erkennt. Oft ist es nur ein verschwommenes Farbfeld, das wahrgenommen wird. Aber mit den richtigen Fragen wird schnell das passende Produkt gefunden.

Auch der Bezahlvorgang hat für Menschen mit eingeschränkter Sicht seine Tücken. Frau S. ist dankbar, wenn Sie jeden Stress vermeiden. Lassen Sie ihr die Zeit, das Geld zu finden und das Wechselgeld zu verstauen. Helfen Sie beim Einpacken der Ware.

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