Darmgesundheit
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Wie sich Prä- und Probiotika unterscheiden

Präbiotika, Probiotika und Synbiotika sind in der Apotheke erhältlich. Aber wie unterscheiden sich diese Produkte? | Bild: Gorodenkoff / AdobeStock

Kannte man Pro- und Präbiotika anfangs nur aus dem Supermarkt – man erinnere sich an diverse Joghurtsorten –, sind sie heute wichtiger Bestandteil des Apothekensortiments und damit auch in der pharmazeutischen Beratung. Doch was versteckt sich hinter den Begriffen und was können diese Produkte leisten?

Probiotika – altgriechisch „für das Leben“

Unter Probiotika versteht man lebende Bakterien, die dem Menschen nach dem Verzehr einer ausreichenden Menge einen positiven Nutzen bringen. Probiotische Präparate müssen vermehrungsfähige Bakterien enthalten, die für den Darm günstige Stoffwechselprodukte, wie Milchsäure, produzieren sowie eine gesundheitsfördernde Wirkung besitzen. 

Die bekanntesten im Darm angesiedelten Bakterien sind Laktobazillen (Milchsäurebakterien), welche natürlicherweise auch in fermentierten Speisen wie Sauerkraut oder in Joghurt vorkommen. Essen wir regelmäßig viele Nahrungsmittel, die Laktobazillen enthalten, kann dies bereits einen positiven Einfluss auf unsere Darmgesundheit haben. 

Von der Darmreinigung bis zur Immunsystem-Stabilisierung

Die Bakterien aus Joghurt und Co. können jedoch nur kurzzeitig im menschlichen Körper verweilen, da sie nicht vermehrungsfähig sind und schnell wieder ausgeschieden werden. Daher haben im 20. Jahrhundert Forscher begonnen, bestimmte Laktobazillenstämme zu isolieren, um eine orale wirkungsvolle Therapie zu ermöglichen. So sind über die letzten Jahre viele verschiedene probiotische Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt gekommen. 

Neben den Laktobazillen können auch Bifidobakterien oder Enterokokken-Arten in Probiotika enthalten sein. Die Einsatzgebiete reichen von Darmreinigung über Darmschleimhautschutz bis hin zu Stabilisierung unseres Immunsystems oder Abbau von Stoffwechselgiften. Durch eine im Voraus durchgeführte Stuhlanalyse kann das Apothekenpersonal das am besten geeignete Präparat auswählen. 

Präbiotika räumen den Darm auf

Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die den Bakterien einerseits als Futter dienen und andererseits den Darm „aufräumen“. Viele der bekannten Ballaststoffe zählen dazu, wobei der Name Präbiotikum nur verwendet werden darf, wenn die Bestandteile die Magensäure überstehen und anschließend von den Darmbakterien weiterverarbeitet werden können. Vor allem die förderlichen Bakterien können sich nach dem Verzehr von Präbiotika besser vermehren. Bereits 5% präbiotische Lebensmittel täglich haben einen positiven Nutzen auf unsere Darmflora. 

Die Steigerung der Ballaststoffe in der täglichen Ernährung sollte langsam und schrittweise erfolgen, damit unser Darm nicht überfordert ist und mit Blähungen oder Durchfall reagiert. Besonders zu viel Rohkost und Vollkornprodukte können empfindliche Personen anfangs belasten. Eine Präbiotika-reiche Ernährung eignet sich besonders zur Therapie von Verstopfung oder einem trägen Darm.

Gut zu wissen: Lebensmittel mit hohem Präbiotika-Gehalt

  • Obst enthält reichlich Pektin (inklusive Schale)
  • Leicht unreife Bananen, kalte Kartoffeln z. B. in Kartoffelsalat, Erbsen, Linsen, kalter Reis wie z. B. Sushi oder Haferbrot enthalten resistente Stärke
  • Roggen, Hafer, Banane, Tomate sind reich an Oligofruktose
  • Chicorée, Zwiebeln, Spargel, Pastinake und Artischocke sind reich an Inulin

Apfelpektin – mehr als ein Präbiotikum

Apfelpektin zählt zu den löslichen präbiotischen Ballaststoffen und wird im Dickdarm von Bifidobakterien und Bacteroidetes, den „Schlankmacher-Bakterien“, verstoffwechselt, was das Wachstum dieser Arten fördert. Schon zwei Äpfel am Tag lassen die Bacteroidetes innerhalb von 14 Tagen deutlich ansteigen. Wichtig ist, dass die Äpfel mit Schale gegessen werden. Für langfristige Effekte reichen diese zwei Wochen natürlich nicht aus, es ist Geduld gefragt. 

Durch die gesteigerte Aktivität der Bakterien entstehen viele kurzkettige Fettsäuren im Darm, die den pH-Wert im günstigen sauren Bereich halten und das Wachstum von Fremdkeimen erheblich erschweren. Apfelpektin hat auch einen positiven Einfluss auf den Cholesterinstoffwechsel, da es Gallensäuren binden und so ausschleusen kann.

Synbiotika – für alle Einsteiger

Eine schon vorgefertigte Kombination aus Prä- und Probiotika wird als Synbiotika bezeichnet. Es handelt sich um Präparate, die günstige präbiotische Ballaststoffe sowie zusätzlich Bakterienkulturen enthalten. Positiv ist hier einzustufen, dass die Bakterien direkt „Futter“ mit auf den Weg bekommen. Synbiotika eignen sich vor allem zu Beginn einer Therapie, bei der eine Nahrungsumstellung noch nicht erfolgt ist. Auch zur langsamen Gewöhnung des Körpers an einen regelmäßigen höheren Ballaststoffkonsum eignen sich diese speziellen Produkte. Quellen: Axt-Gadermann M. / Schlank mit Darm / Verlag Südwest / 7. Auflage 2015;
Frauwallner A. / Was tun, wenn der Darm Streikt? Probiotika sinnvoll einsetzen / Kneipp Verlag / 1. Auflage 2015
 

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