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Tödliche Verwechslung: Vorsicht vor Giftpilzen!

Bild: RRF / Adobe Stock

Viele Pilze reagieren auch nach längeren Trockenperioden auf Niederschläge und beginnen zu wachsen – Speisepilze und auch Giftpilze. Oft unterscheiden sie sich im Erscheinungsbild nur minimal voneinander. Die Deutsche Leberstiftung rät zu besonderer Vorsicht. Nach dem Verzehr hochgiftiger Pilze kann es nämlich zum Leberversagen kommen.

Flüchtlinge besonders häufig betroffen

Neben kleinen Kindern gibt es eine weitere gefährdete Bevölkerungsgruppe für Pilzvergiftungen: Geflüchtete und Osteuropäer. Diese Menschen verwechseln meistens die hochgiftigen Knollenblätterpilze mit Speisepilzen aus ihren Heimatländern. Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) ist einer der giftigsten Pilze in Deutschland. Rund 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen gehen auf sein Konto. Schon ein einziges mittelgroßes Exemplar kann tödlich wirken.

Was den Knollenblätterpilz so gefährlich macht

Der Knollenblätterpilz weist einige äußerst tückische Eigenschaften auf:

  • Er sieht dem Champignon ähnlich, aber auch anderen Speisepilzen wie grünen Täublingen, Grünlingen oder Kaiserlingen.
  • Seine Giftstoffe zersetzen sich nicht beim Kochen.
  • Die Toxine sind in der Mahlzeit geschmacklich nicht zu erkennen. Der Pilz schmeckt nach Aussagen Betroffener sogar ausgesprochen gut.
  • Die Vergiftungssymptome treten erst nach einer beschwerdefreien Zeit von sechs bis 24 Stunden auf. Doch dann haben sich die Gifte – die sogenannten Amatoxine – bereits im ganzen Körper verteilt. 

Sehr schnell droht Leberversagen

Wenn der Knollenblätterpilz Wirkung zeigt, kommt es zu schweren, sechs bis neun Stunden anhaltenden choleraartigen Durchfällen und Erbrechen. Bereits nach 24 Stunden beginnen die Amatoxine die Leber zu zerstören. Eine frühe Diagnose ist extrem wichtig, denn die Vergiftung kann behandelt werden. Zur Therapie gehören die intravenöse Gabe von Flüssigkeit und des Antidots Silibinin. Bei günstigem Verlauf zeigt sich nach sieben bis zehn Tagen ein kompletter Rückgang der Symptome. Es liegt dann eine vollständige Heilung vor. Im schlimmsten Fall kann eine Knollenblätterpilz-Vergiftung aber zum Leberversagen führen. Dann kann nur noch eine Lebertransplantation das Leben des Patienten retten.

Bei Verdacht auf Vergiftung schnell handeln

Professor Dr. Michael Manns von der Deutschen Leberstiftung rät zur Vorsicht: Bestehe auch nur der Verdacht einer Pilzvergiftung, sollte dringend der Notarzt gerufen werden. Zum Nachweis des Pilzgiftes sollten die Pilzreste und das Erbrochene aufgehoben und dem Notarzt gegeben werden.

Wissen schützt

Grundsätzlich solle man nur mit langjähriger Erfahrung und fundiertem Wissen Pilze sammeln. Unerfahrene Sammler sollten in jedem Fall vor dem Verzehr einen Pilzsachverständigen zu Rate ziehen. Über genießbare, unverträgliche und giftige Pilze informiert zum Beispiel die Broschüre „Risiko Pilze“, die kostenlos von der Website des Bundesinstituts für Risikobewertung (BFR) heruntergeladen werden kann.

Übrigens: Schnecken fressen auch Giftpilze

Professor Manns warnt auch vor einem fatalen Irrtum: Maden- oder Schneckenbefall deute bei einem Pilz keinesfalls darauf hin, dass das Exemplar ungiftig sei. So bekämen beispielsweise Schnecken gar keine Leberschädigung durch Amatoxine. Statt einer richtigen Leber haben sie als zentrales Stoffwechselorgan eine sogenannte Mitteldarmdrüse. Quelle: Deutsche Leberstiftung