Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Pneumokokken-Impfung – welchen Impfstoff für wen?

Die STIKO hat kürzlich ihre Impfempfehlungen zum Pneumokokkenschutz präzisiert: Wer sollte daher Prevenar 13 erhalten, wer Pneumovax 23? | Bild: studiographicmh / Adobe Stock

Eine Pneumokokken-Impfung verhindert keine COVID-19-Erkrankung. Allerdings lohnt sich ein Pneumokokkenschutz dennoch, um zusätzlichen Komplikationen bei einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 vorzubeugen.

Infektion meist ohne Symptome

Pneumokokken besiedeln als  Bakterien den Nasenrachenraum. Meist verursachen sie keine Symptome, können allerdings bei lokaler Ausbreitung zu Nasennebenhöhlen- und Mittelohrentzündung und zu Lungenentzündungen führen. Durch eine Impfung will man solche Pneumokokken-Pneumonien möglichst vermeiden und in der derzeitigen Corona-Pandemie „Superinfektionen“ oder Zweitinfektionen verhindern.

STIKO passt Pneumokokken-Impfempfehlung an

Nun sind aufgrund der erhöhten Nachfrage bei Pneumokokken-Impfungen bereits seit Wochen die Vakzinen knapp. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat vor kurzem die Möglichkeit geschaffen, Pneumokokken-Impfstoffe aus dem Ausland zu importieren. Auch wenn es Pneumovax® 23-Hersteller MSD letzte Woche gelungen ist, noch Chargen aus Japan zu organisieren, dürften Importe aller Voraussicht nach nicht in großem Umfang erfolgen – SARS-CoV-2 betrifft als Pandemie nahezu alle Länder der Welt, folglich dürfte die Nachfrage nach dem Pneumokokkenschutz auch im Ausland dramatisch gestiegen sein. Deswegen gilt es hauszuhalten und die wenigen verfügbaren Impfstoffe möglichst sinnvoll einzusetzen und vor allem Risikogruppen zu schützen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut hat aus diesem Grund jüngst ihre Empfehlungen zum Pneumokokkenschutz präzisiert. Wer sollte Pneumovax® 23 erhalten, wer Prevenar 13® und wer Synflorix®? Und warum?

Pneumovax 23: Ab 70 Jahren, bei chronischen Atemwegserkrankungen und Immunschwäche

Pneumovax® 23 soll für folgende Personengruppen verwendet werden:

  • Patienten mit Immundefizienz
  • Senioren ab dem Alter von 70 Jahren
  • Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen

Das Paul-Ehrlich-Institut weist explizit darauf hin, Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren nicht mit Pneumovax® 23 zu impfen – aufgrund fehlender Daten und schwacher Antikörperantwort. Pneumovax® 23 ist im Gegensatz zu Prevenar 13® und Synflorix® nicht konjugiert.

Säuglinge und Kleinkinder: Prevenar oder Synflorix

Für die Grundimmunisierung im Säuglingsalter bis zu einem Alter von 2 Jahren sollte ausschließlich Prevenar 13® verwendet werden. Sollte Prevenar 13® nicht verfügbar sein, kann auf Synflorix® (10-valenter Pneumokokkenkonjugatimpfstoff) ausgewichen werden, empfiehlt das PEI. Prevenar 13® schützt vor 13 Serotypen, Synflorix® vor zehn. Beide sind Konjugatimpfstoffe und führen auch in dieser Altersgruppe zu einer ausreichenden Immunantwort.

Das PEI betont, dass Pneumokokken-Impfungen ausschließlich dem Personenkreis vorbehalten sein sollten, der in den gültigen Impfempfehlungen der STIKO benannt ist – das gilt auch bei Wiederverfügbarkeit der Vakzine. Auch PTA und Apotheker sollten bei Verordnungen ein Auge darauf haben.

Risiko für schwere Pneumokokken-Erkrankungen altersabhängig

Das Risiko, eine schwere Erkrankung durch Pneumokokken zu entwickeln, ist altersabhängig. Besonders gefährdet sind Säuglinge und kleine Kinder sowie ältere Menschen. Daneben zählen Patienten mit Grunderkrankungen oder immunsuppressiver Behandlung zur Risikogruppe.

In Deutschland sind drei Pneumokokken-Impfstoffe auf dem Markt, die vor unterschiedlich vielen Pneumokokken-Serotypen schützen: Pneumovax® 23 enthält 23 Serotypen und deckt damit von allen hierzulande verfügbaren Impfstoffen den größten Anteil der an invasiven Pneumokokken-Erkrankungen in Deutschland beteiligten Pneumokokken ab. Allerdings darf Pneumovax® 23 erst bei Kindern ab zwei Jahren geimpft werden, Synflorix® und Prevenar 13® bereits bei Säuglingen ab sechs Wochen.

Pneumokokken-Impfstoffe im Überblick

Synflorix®: ein 10-valenter Konjugatimpfstoff, zugelassen zur

  • aktiven Immunisierung gegen invasive Erkrankungen, die durch Pneumokokken verursacht werden, Lungenentzündung und Mittelohrentzündung bei Säuglingen und Kindern ab einem Alter von 6 Wochen bis zum vollendeten 5. Lebensjahr.

Prevenar® 13: ein 13-valenter Konjugatimpfstoff, zugelassen zur

  • aktiven Immunisierung zur Vorbeugung von invasiven Erkrankungen, die durch Pneumokokken verursacht werden, Lungenentzündung und Mittelohrentzündung bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 Wochen bis 17 Jahren und
  • zur aktiven Immunisierung zur Vorbeugung von invasiven Erkrankungen und Lungenentzündungen, die durch Pneumokokken verursacht werden, bei Erwachsenen ab 18 Jahre und älteren Personen.

Pneumovax® 23: ein 23-valenter reiner Polysaccharidimpfstoff, zugelassen für

  • Kinder ab einem Alter von 2 Jahren, Jugendliche und Erwachsene zur aktiven Immunisierung gegen Krankheiten, die durch Pneumokokken hervorgerufen werden.

STIKO-Empfehlungen zum Pneumokokkenschutz bei ausreichender
Verfügbarkeit der Impfstoffe 

Die STIKO empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für

  • alle Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten,
  • alle Menschen ab dem Alter von 60 Jahren,
  • Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder -suppression, mit sonstigen chronischen Krankheiten (chronische Erkrankungen des Herzens, der Atmungsorgane – wie Asthma, Lungenemphysem, COPD –, Stoffwechselkrankheiten – zum Beispiel Diabetes mellitus –, neurologische Krankheiten –  zum Beispiel Zerebralparesen oder Anfallsleiden) und Patienten mit anatomischen und fremdkörperassoziierten Risiken für eine Pneumokokken-Meningitis,
  • berufliche Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Metallen, die zu einer Exposition gegenüber Metallrauch einschließlich metalloxidischem Schweißrauch führen.