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Nicht jeder Prädiabetes ist gleich riskant

Forscher konnten sechs verschiedene Prädiabetes-Subtypen ausfindig machen, die ein unterschiedliches Diabetesrisiko bedeuten. | Bild: Piman Khrutmuang / Adobe Stock

Unterschiedliche Subtypen entdeckt 

Ein Typ-2-Diabetes entsteht nicht von heute auf morgen. Meist durchlaufen Betroffene erst eine längere Phase des Prädiabetes. Während dieser Zeit sind die Blutzuckerwerte bereits erhöht, liegen aber noch unter den Diabetes-Grenzwerten.

Bisher konnte man bei Prädiabetikern keine zuverlässige Prognose stellen: Entwickelt sich im individuellen Fall tatsächlich ein manifester Diabetes oder handelt es sich lediglich um eine harmlose Erhöhung der Blutzuckerwerte? Und wie hoch sind die Risiken für gravierende Folgeerscheinungen wie etwa Nierenversagen? Antworten auf diese Fragen wären wichtig, um adäquate Präventions- und Therapiemaßnahmen zu ergreifen. Tübinger Forscher haben nun eine wichtige Entdeckung gemacht. Sie konnten sechs verschiedene Prädiabetes-Subtypen ausfindig machen, die ein unterschiedliches Diabetesrisiko bedeuten.

Schlanke Prädiabetiker haben niedriges Risiko 

Ihre Erkenntnisse ziehen die Wissenschaftler aus einer Studie, für die 899 Probanden über 25 Jahre immer wieder intensiv untersucht wurden. Dabei standen Stoffwechselfaktoren wie Blutzuckerwerte, Leberfett, Körperfettverteilung, Blutfettspiegel und genetisches Risiko im Fokus.

Unter den sechs klar voneinander abgrenzbaren Subtypen identifizierten die Wissenschaftler drei, die sich durch ein niedriges Diabetesrisiko auszeichnen. Bei zwei von ihnen handelt es sich um gesunde Menschen. Einer dieser Subtypen umfasst vor allem schlanke Menschen. Sie haben ein besonders niedriges Risiko, an Komplikationen zu erkranken. Einen anderen Niedrigrisiko-Subtyp bilden übergewichtige Menschen, deren Stoffwechsel jedoch noch relativ gesund ist.

Viel Bauch- und Leberfett bedeutet hohes Risiko 

Die drei anderen Prädiabetes-Subtypen sind durch ein hohes Risiko für Diabetes und/oder Folgeerkrankungen gekennzeichnet. Für eine dieser Gruppen ist charakteristisch, dass zu wenig Insulin gebildet wird. Damit verbunden ist ein hohes Risiko, Diabetes zu entwickeln sowie kardiovaskulär oder an den Nieren zu erkranken. Menschen eines weiteren Hochrisiko-Subtyps haben aufgrund einer ausgeprägten Fettleber sowie einer Insulinresistenz ein hohes Diabetes-, kardiovaskuläres sowie Nierenerkrankungsrisiko. Bei der dritten Hochrisiko-Gruppe ist der Anteil des Bauchfetts hoch. Hier treten bereits vor der Diabetesdiagnose Schädigungen der Niere auf. Deshalb ist hier auch die Sterblichkeit besonders hoch.

Unterschiedliche Prävention und Therapie? 

Von ihren Erkenntnissen erhoffen sich die Tübinger Forscher Auswirkungen für die Praxis. So könnten die verschiedenen Subgruppen beispielsweise unterschiedlich auf Lebensstilinterventionen reagieren. Dann ließe sich zur richtigen Zeit die richtige Prävention oder Behandlung für die entsprechende Personengruppe anwenden. Weitere Studien sollen das prüfen.

Quelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung