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Neue Technik für Diabetiker: Künstliche Bauchspeichel­drüse: autonom und lernfähig

Künstliche Bauchspeicheldrüse statt Insulinpumpe zur Diabetestherapie. Doch wie funktionieren sie und für wen sind sie geeignet? | Bild: click_and_photo / AdobeStock

Unterschiede zur herkömmlichen Insulinpumpe

Die „künstliche Bauchspeicheldrüse“ wird auch als Closed-Loop-System bezeichnet, da es sich um einen geschlossenen Regelkreis handelt. Die Glukosekonzentration wird – wie bei einer herkömmlichen Insulinpumpe – über einen Sensor kontinuierlich gemessen und an die Pumpe übertragen. Ebenso wie bei herkömmlichen Systemen wird das Gerät außen am Körper getragen. In die Pumpe integriert ist jedoch ein Minicomputer. Dieser errechnet aufgrund der übertragenen Messwerte die benötigte Menge an Insulin und steuert entsprechend die Insulinabgabe. Das System arbeitet also im Gegensatz zu herkömmlichen Insulinpumpen ganz autonom. Es ahmt quasi die Aufgabe der menschlichen Bauchspeicheldrüse nach. 

Eine weitere Besonderheit: Der intelligente Lern-Algorithmus sorgt dafür, dass sich das Closed-Loop-System im Laufe der Zeit immer besser auf den jeweiligen Pumpenträger einstellt. Die Blutzuckereinstellung kann so zunehmend treffsicherer werden.

Schwer zu behandelnde Patientengruppe

Inzwischen zeigen zahlreiche Studien den Nutzen von Closed-Loop-Systemen. Die meisten Untersuchungen hatten Typ-1-Diabetiker im Blick. Nun hat ein Wissenschaftlerteam aus Cambridge und Bern eine besondere Gruppe von Typ-2-Diabetikern in den Mittelpunkt gestellt: Patienten, die aufgrund eines schweren Nierenschadens dialysepflichtig sind. Sie sind schwer zu behandeln. Ihr Insulinbedarf kann schnell wechseln und der Blutzuckerwert leicht entgleiten. An der britisch-schweizerischen Studie nahmen 26 dialysepflichtige Typ-2-Diabetespatienten teil. In zufälliger Reihenfolge erhielten sie während je 20 Tagen entweder eine Closed-Loop-Insulintherapie oder eine herkömmliche Insulin-Spritzentherapie.

Länger im Zielbereich – geringeres Unterzuckerungsrisiko

Die britisch-schweizerische Studie zeigt, dass bei dialysepflichtigen Typ-2-Diabetespatienten die Blutzuckereinstellung mit dem voll automatisierten Closed-Loop-System deutlich verbessert werden kann: Es gelang damit, für einen insgesamt längeren Zeitraum den Blutzucker-Zielbereich (5,6 bis 10,0 mmol/l) einzuhalten. So wiesen die Probanden mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse während 53 Prozent der Zeit dieses Blutzucker-Optimum auf. Hingegen war dies mit einer herkömmlichen Insulin-Spritzentherapie nur während 38 Prozent der Zeit der Fall. Die künstliche Bauchspeicheldrüse verhalf damit zu mehr als 3,5 zusätzlichen Stunden täglich im Blutzucker-Zielbereich. Außerdem bestand mit dem Closed-Loop-System ein geringeres Hypoglykämie-Risiko. Dem lernenden System war darüber hinaus zu verdanken, dass sich die Blutzuckereinstellung während des 20-tägigen Beobachtungszeitraums stetig verbesserte.

Die Studienautoren plädieren nun für weitere, größere Studien. Sie gehen davon aus, dass weitere Gruppen von Typ-2-Diabetespatienten von Closed-Loop-Systemen profitieren könnten.