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Künstliche Befruchtung und Schwangerschafts­diabetes  – wie hängt das zusammen?

Bild: vchalup / AdobeStock

Gestationsdiabetes: Risiken für Mutter und Kind

In den meisten Fällen von Gestationsdiabetes normalisiert sich der Glukosestoffwechsel nach der Entbindung wieder. Dennoch kann der Schwangerschaftsdiabetes gesundheitliche Folgen haben – für Mutter und Kind. So erhöht sich zum Beispiel das Risiko einer Fehlgeburt oder von Geburtskomplikationen. Langfristig besteht für die Mutter die Gefahr, dass sie einen Typ-2-Diabetes oder eine kardiovaskuläre Erkrankung entwickelt. Das Kind hat unter anderem ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen oder ein Atemnotsyndrom. Außerdem ist das Risiko für einen Typ-2-Diabetes lebenslang erhöht.

Das begünstigt einen Schwangerschaftsdiabetes

Man kennt zahlreiche Faktoren, die einen Gestationsdiabetes begünstigen. Dazu gehören vor allem ein höheres Alter der Mutter, Übergewicht oder Bluthochdruck vor der Schwangerschaft sowie Rauchen. Darüber hinaus haben auch Frauen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, ein erhöhtes Risiko für einen Gestationsdiabetes. Warum das so ist, weiß man allerdings noch nicht genau. Deshalb hat eine aktuelle Studie das Gestationsdiabetes-Risiko bei zwei reproduktionsmedizinischen Methoden verglichen.

Zeitpunkt des Embryotransfers ist unabhängiger Risikofaktor

Die chinesisch-deutsche Studie untersuchte insgesamt 1.579 Frauen, die nach einer In-vitro-Fertilisation schwanger wurden. Bei 1.300 von ihnen war der Embryotransfer am dritten Tag nach Befruchtung der Eizelle vorgenommen worden. Die übrigen 279 Frauen hatten den Embryo am fünften Entwicklungstag – also im Stadium der Blastozyste – erhalten. Insgesamt entwickelten 252 Frauen einen Gestationsdiabetes. Doch bei den Frauen, die den fünf Tage alten Embryo erhalten hatten, war die Rate signifikant höher: 21.5 Prozent gegenüber 14,85 Prozent beim Embryotransfer nach drei Tagen. Dieses Ergebnis war unabhängig von anderen Faktoren wie Alter oder Gewicht der Frauen.

Laborbedingungen versus Gebärmutter

Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler vermuten, dass dieses Ergebnis auf die Unterschiede zwischen der Reifung in einer natürlichen Gebärmutter und dem Wachstum in Kultur zurückzuführen ist. So bilden die unter Kulturbedingungen entstandenen Blastozysten möglicherweise im weiteren Verlauf der Schwangerschaft Transmitter oder Hormone, die einen Gestationsdiabetes begünstigen.

Gut zu wissen: Vorgehen bei einer In-vitro-Fertilisation

Die moderne Reproduktionsmedizin hat schon vielen Paaren zu Kindern verholfen. Seit dem Jahr 1978 wird die künstliche Befruchtung (assistierte Reproduktionstechnologie, ART) erfolgreich eingesetzt. Vor einer In-vitro-Fertilisation wird bei der Frau normalerweise eine kontrollierte hormonelle Stimulation der Eierstöcke vorgenommen. So wird sichergestellt, dass befruchtungsfähige Eizellen gewonnen werden können, die im Reagenzglas von Spermien befruchtet werden können. Ein abgewandeltes Verfahren der In-vitro-Fertilisation wird eingesetzt, wenn der männliche Partner zum Beispiel zu wenige Samenzellen hat. Bei der dann praktizierten intrazytoplasmatischen Spermieninjektion wird eine Samenzelle direkt in die weibliche Eizelle injiziert. Die befruchtete Eizelle (Zygote) wird bis zum dritten Tag oder bis zum fünften Tag kultiviert und dann in den Uterus eingebracht. Die Erfolgsrate der In-vitro-Fertilisation liegt bei 25 bis 30 Prozent.