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Semaglutid: Erhöhtes Risiko für Augenschäden?

Der GLP‑1-Rezeptoragonist Semaglutid senkt den Blutglukosespiegel und hemmt den Appetit. Das Diabetes- und Abnehmarzneimittel – mit den jeweiligen Handelsnamen Ozempic® und Wegovy® – könnte jedoch neben den sehr häufigen und bereits bekannten Nebenwirkungen Hypoglykämie (bei Kombination mit zum Beispiel Insulin), Übelkeit und Erbrechen auch zu einer Degeneration des Sehnervs mit bleibender Sehverschlechterung führen.
Zur Erinnerung: Wie wirken GLP-1-Rezeptoragonisten?
Als Analogon zum humanen Glucagon-like Peptide (GLP-1) übernehmen Semaglutid und Co. die Funktionen von GLP-1 – unter anderem die Regulierung des Appetits und der Nahrungsaufnahme. Semaglutid senkt glucoseabhängig den Blutzuckerspiegel und verlangsamt die Magenentleerung. Durch eine Verringerung des Appetits wird die Energieaufnahme und damit letztlich das Körpergewicht reduziert. Zusätzlich verringert Semaglutid die Vorliebe für fettige Speisen.
Der Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat in seiner Sitzung die Ergebnisse einer Sicherheitsüberprüfung zu Semaglutid-haltigen Arzneimitteln (Ozempic, Rybelsus und Wegovy) bekannt gegeben. Es waren Bedenken aufgekommen, dass unter der Anwendung von Semaglutid möglicherweise ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer nichtarteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION) bestehen könnte.
Gut zu wissen: Was ist eine NAION?
Bei der nicht arterielle anteriore ischämische Optikusneuropathie (NAION) handelt es sich um eine unheilbare Augenerkrankung. Dabei kann es häufig zu einem schweren und irreversiblen Sehverlust bis hin zur Erblindung kommen. Eine Papillenschwellung ist obligat, diese bildet sich nach ein bis zwei Monaten zurück.
Die Ursache einer NAION ist unklar, vermutet wird eine vaskuläre Minderversorgung, die den Blutfluss zum Sehnerv unterbricht. Mit einer Inzidenz von 1:10.000 zählt die NAION zu den seltenen Erkrankungen. Diabetes mellitus gehört zu den Risikofaktoren für die Augenerkrankung.
Studie: Risiko für Augenerkrankung unter Semaglutid leicht erhöht
Ergebnisse großer epidemiologischer Studien zeigten, dass eine Semaglutid-Anwendung bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes mit einem etwa doppelt so hohen Risiko verbunden war, eine NAION zu entwickeln verglichen mit Personen, die den GLP-1-Rezeptor-Agonisten nicht anwendeten. So trat ein zusätzlicher Fall von NAION pro 10.000 Personenjahren unter Behandlung auf.
Daten aus klinischen Studien wiesen zudem darauf hin, dass auch im Vergleich zu Personen unter Placebo, ein leicht erhöhtes Risiko für die Sehnervschädigung unter Semaglutid besteht.
Produktinformationen sollen künftig auf seltene Nebenwirkung hinweisen
Der PRAC kam nach Prüfung aller Daten zu dem Schluss, dass ein sehr geringes Risiko unter Semaglutid-Anwendung für NAION vorliegt und empfiehlt deshalb, die Produktinformationen bei Ozempic und Co. zu aktualisieren.
Wenn Patienten während einer Behandlung mit Semaglutid einen plötzlichen Sehverlust oder eine rasche Verschlechterung des Sehvermögens feststellen, sollen sie unverzüglich ihren Arzt aufsuchen. Bestätigt sich der Verdacht auf die Optikusneuropathie, sollte die Behandlung mit Semaglutid abgebrochen werden.
Bevor die Produktinformationen endgültig angepasst werden, muss der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die Empfehlung des PRAC noch an die Europäische Kommission weiterleiten, die eine rechtsverbindliche Entscheidung erlassen kann.