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Was ist eigentlich Familiäre Hypercholesterinämie?

Familiäre Hypercholesterinämie wird häufig erst spät erkannt, und zwar dann, wenn sich ein Herzinfarkt oder Schlaganfall ereignet hat. | Bild: IMAGO / Westend61

Ihre hohe Dunkelziffer macht die Familiäre Hypercholesterinämie (FH) so gefährlich. Experten zufolge sind in Deutschland mehr als 270.000 Menschen von dieser erblichen Fettstoffwechselstörung betroffen. Doch nur weniger als ein Prozent sind tatsächlich mit der Krankheit diagnostiziert.

Familiäre Hypercholesterinämie erhöht LDL-Cholesterin

Die Familiäre Hypercholesterinämie führt zu massiv erhöhten LDL-Cholesterinspiegeln im Blut. Diese liegen meist zwischen 350 und 600 mg/dl. Unbehandelt kann es dadurch bereits im Kindesalter zu Arteriosklerose kommen. Es drohen Herzinfarkt oder Schlaganfall bereits ab dem 35. Lebensjahr. 

Ungefähr jede 300. Person in Deutschland ist hiervon betroffen. In den seltenen Fällen von homozygoter (reinerbiger) FH – wenn also die krankmachende Erbanlage von beiden Elternteilen kommt – sind LDL-Cholesterin-Konzentrationen von bis zu 1.000 mg/dl möglich. Herzinfarkte können dann bereits im Kindesalter auftreten.

LDL-Aufnahme aus dem Blut gestört

Der Familiären Hypercholesterinämie liegt meist eine Mutation im Gen des LDL-Rezeptors zugrunde. Die Patienten besitzen deshalb zu wenige oder überhaupt keine funktionsfähigen LDL-Rezeptoren. Deshalb ist die LDL-Cholesterin-Aufnahme aus dem Blut gestört. 

Da erhöhte Cholesterinwerte zunächst keine Beschwerden verursachen, wird die Fettstoffwechselstörung erst durch eine Blutwertbestimmung festgestellt.

Kostenloses Screening auf Familiäre Hypercholesterinämie

Wenn in Familien gehäuft erhöhte Cholesterinspiegel und möglicherweise frühe Herzinfarkte aufgetreten sind, sollten schon bei Kindern frühzeitig die Cholesterinwerte kontrolliert werden.

Das Deutsche Herzzentrum München (DHM) bietet mit der Vroni-Studie ein Screening zur Diagnose einer FH an, um Risikopersonen frühzeitig zu identifizieren: Eltern in Bayern, Niedersachen, Bremen und Hamburg können ihre Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren im Rahmen der U9–J1 kostenfrei beim Kinder- und Jugendarzt auf erhöhte LDL-Cholesterinwerte untersuchen lassen.

Neben einer Blutabnahme wird bei zu hohen Cholesterinwerten auch eine genetische Testung der erblichen Grundlagen durchgeführt.

Alle wichtigen Informationen und der genau Ablauf des Screenings finden Sie unter www.myvroni.de.

FH behandeln durch cholesterinsenkende und medikamentöse Maßnahmen

Wird eine Familiäre Hypercholesterinämie diagnostiziert, sind diätetische Maßnahmen wichtig. An erster Stelle stehen die Reduktion gesättigter Fette und eine erhöhte Zufuhr mehrfach ungesättigter Fette in der Nahrung.

Therapeutisch stehen an erster Stelle Statine. Zusätzlich kann der Cholesterinresorptionshemmer Ezetimib (Ezetrol®) eingesetzt werden. Lässt sich der Cholesterinspiegel auf diese Weise nicht ausreichend senken, stehen PCSK9-Inhibitoren wie Evolocumab (Repatha®) für die subkutane Applikation zur Verfügung. PCSK9 ist eine Protease, die am Abbau des LDL-Rezeptors beteiligt ist. 

Seit 2021 steht ein weiterer Cholesterinsenker zur Verfügung: Inclisiran (Leqvio®). Die Substanz wird im halbjährlichen Abstand subkutan verabreicht und hemmt die Synthese von PCSK9 in der Leber. 

Für Kinder wird eine Behandlung mit Medikamenten ab dem achten Lebensjahr empfohlen. Wann eine Behandlung begonnen werden sollte, wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.

Werden die Cholesterinwerte früh und wirksam gesenkt, lässt sich das Risiko von FH-Patienten auf das der Allgemeinbevölkerung senken.

Familiäre Hypercholesterinämie in Kürze:

  • Genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung.
  • Kann bereits im Kindesalter zu sehr hohen LDL-Cholesterinwerten im Blut führen und Arteriosklerose in Gang setzen. Gravierende Folgen sind Herzinfarkt und Schlaganfall schon in jungen Jahren.
  • Problematisch ist die hohe Dunkelziffer, geschätzt jede 300. Person ist betroffen, Diagnose oft erst nach kardiovaskulärem Ereignis.
  • Screening im Kindesalter würde Früherkennung fördern.
  • Therapie mit diätetischen Maßnahmen und Einsatz von Statinen sowie weiteren cholesterinsenkenden Arzneimitteln.