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Tuberkulose: Fallzahlen steigen leicht an

In zwei hohlen Händen liegt Miniatur-Lunge
In Deutschland sind die Tuberkulose-Fallzahlen das zweite Jahr leicht gestiegen. | Bild: sewcream / AdobeStock

Die Zahl der Tuberkulose-Fälle war jahrelang rückläufig. Doch infolge der Corona-Pandemie kehrte sich der Trend um. Nun meldet das Robert Koch-Institut (RKI) anlässlich des Welt-Tuberkulosetages am 24. März, dass in Deutschland die Fallzahlen vergangenes Jahr auf niedrigem Niveau erneut leicht angestiegen sind. Rund 4.480 Fälle wurden 2023 registriert. Im Jahr zuvor waren es rund 4.080 Fälle, 2021 rund 3.930. 

Vergangenes Jahr erkrankten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 10,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen starben daran. Vor allem Länder in Südostasien, wie die Philippinen, Indonesien und Indien, sowie Länder des südlichen Afrikas, etwa Lesotho oder Simbabwe, sind RKI-Angaben zufolge betroffen. In Europa liege der Schwerpunkt in Osteuropa.

Und so führt das RKI die jüngsten Entwicklungen in Deutschland auf die Zuwanderung schutzsuchender Menschen aus der Ukraine zurück. In dem Land komme Tuberkulose deutlich häufiger vor. Drei Viertel der Menschen, die hierzulande eine Tuberkulosediagnose erhalten, sind laut RKI außerhalb Deutschlands geboren.

Gut zu wissen: Was sind die Symptome einer Tuberkulose?

Die Übertragung der Tuberkulose geschieht meist von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion. 

Jedoch erfolgt eine Ansteckung grundsätzlich nicht so leicht wie bei anderen durch Aerosole übertragbaren Infektionskrankheiten – etwa COVID-19, Masern oder Windpocken

Vielmehr besteht in der Regel nur dann eine Infektionsgefahr, wenn man mehrere Stunden Kontakt zu einer infektiösen Person hatte.

Zu etwa 80 Prozent betrifft eine Tuberkulose die Lunge, seltener andere Organe. Ein Leitsymptom der Lungentuberkulose ist Husten mit oder ohne Auswurf. In seltenen Fällen kann er blutig sein. 

Wenn sich ein Husten über mehr als drei Wochen zieht und als therapieresistent erweist, sollte grundsätzlich an eine Tuberkulose gedacht werden.

Neben Husten gibt es weitere, eher unspezifische Symptome. Dazu zählen

  • nächtliches Schwitzen,
  • Appetitmangel,
  • unbeabsichtigter Gewichtsverlust,
  • leichtes Fieber,
  • Müdigkeit und
  • allgemeine Schwäche.

Immer mehr Erkrankungen können behandelt werden

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Positives zu berichten: Die Zahl der erkannten Erkrankungen und Behandlungen stieg zuletzt deutlich an. Dies wirkte sich auch auf die Todesfälle aus. 2022 starben 1,3 Millionen Menschen an der behandelbaren Infektionskrankheit, etwa 100.000 weniger als im Jahr davor.  

Die Fortschritte seien jedoch zu langsam, um die international vereinbarten Ziele zur Bekämpfung der Krankheit zu erreichen, stellt die WHO fest. Dafür seien nicht nur die anhaltenden Nachwirkungen der Pandemie verantwortlich, sondern auch aktuelle bewaffnete Konflikte. Laut dem Bericht ist die Zahl der Todesfälle zwischen 2015 und 2022 nur um 19 Prozent gefallen, weit unter den 75 Prozent, die bis 2025 angepeilt werden. Quelle: dpa / vs 

Gut zu wissen: Welt-Tuberkulosetag – denkwürdiges Datum

Vor 140 Jahren, am 24. März 1882, gab der deutsche Mediziner Robert Koch ein entscheidendes Forschungsergebnis bekannt: Er hatte herausgefunden, dass die damals verheerende Volkskrankheit Tuberkulose durch ein Bakterium verursacht wird – den Tuberkelbazillus Mycobacterium tuberculosis. 

Robert Koch wurde damit weltberühmt. An das Datum dieser Bekanntmachung erinnert der Welt-Tuberkulosetag. Er findet seit 1982 jährlich am 24. März statt. 

In diesem Jahr lautet das Motto: „Yes! We can end TB“, zu Deutsch: Ja! Wir können Tuberkulose beenden.

Immer noch globale Bedrohung

Seit Jahrzehnten stellt die Tuberkulose in Deutschland ein seltenes Krankheitsbild dar. Vor 150 Jahren sah das ganz anders aus. Damals starb ein Siebtel der Bevölkerung an der „Schwindsucht“. Doch global betrachtet zählt die Tuberkulose immer noch zu den häufigsten Infektionskrankheiten – neben HIV und Malaria

Herausforderung: Antibiotikaresistenzen

Obwohl sie medikamentös behandelbar ist, zählt die Tuberkulose in armen Ländern zu den am häufigsten zum Tode führenden Infektionskrankheiten. Neben unzureichender Gesundheitsversorgung gibt es dafür weitere Gründe: die häufige Koinfektion mit HIV sowie zunehmende Antibiotikaresistenzen

Die Standardbehandlung der Tuberkulose erfolgt mit den vier Medikamenten Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid. Quellen:
Robert Koch-Institut (RKI); Weltgesundheitsorganisation Regionalbüro für Europa