Aktuelles

In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.

5 min merken gemerkt Artikel drucken

Möhren: Neun Fakten über ein Lieblingsgemüse

Bund Möhren
Karotten sind in Deutschland sehr beliebt. | Bild: Animaflora PicsStock / AdobeStock

Möhren sind das zweitbeliebteste Gemüse der Deutschen und fast das ganze Jahr aus regionalem Anbau erhältlich. Daher wurde dem Wurzelgemüse ein eigener Aktionstag gewidmet, der seit dem Jahr 2003 jährlich am 4. April stattfindet. Mit diesem Aktionstag soll Wissenswertes über die Möhre verbreitet und ihre guten Eigenschaften bekannter gemacht werden.

In Sachen Beliebtheit werden Möhren in Deutschland nur noch von der Tomate übertroffen: Der Möhrenverbrauch liegt bei 12,8 Kilogramm pro Kopf und Jahr (Stand 2021/22). Im Jahr 2022 wurden in Deutschland auf einer Fläche von rund 13.600 Hektar insgesamt etwa 785.000 Tonnen Möhren geerntet.

Fakt 1: Die Möhre war zunächst violett

Erstmals wurden Möhren im 10. Jahrhundert nach Christus kultiviert. Man nimmt an, dass dies in der Region des heutigen Afghanistans, Pakistans und Irans geschah. Doch die orangefarbene Karotte, wie wir sie heute kennen, gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert. Ursprünglich war das Wurzelgemüse violett.

Fakt 2: Ausgangspunkt Wilde Möhre

Wilde Möhre
Die Wilde Möhre | Bild: Eileen Kumpf / AdobeStock

Die Urform der heutigen Möhre (Daucus carota, ssp. sativus) ist die Wilde Möhre (Daucus carota ssp. carota).

Dieser Doldenblütler (Apiaceae) ist bei uns von Juni bis September häufig auf Wiesen anzutreffen. Typisches Erkennungszeichen ist die dunkle „Mohrenblüte“ im Zentrum der weißen Blütendolde. 

Die Volksmedizin setzt das Kraut dieser Wildpflanze bei Blähungen und zum Harntreiben ein. 

Fakt 3: Möhre ist Spitzenreiter bei den Carotinoiden

Unter allen bei uns kultivierten Gemüsearten weisen Möhren den höchsten Gehalt an Carotinoiden auf. Dabei enthalten die gängigen orangefarbenen Sorten vorwiegend Beta-Carotin (Provitamin A), rote Sorten vorwiegend Lycopin und gelbe Sorten Lutein. Violette Möhren enthalten Anthocyane. Damit die fettlöslichen Carotinoide gut resorbiert werden, sollten Möhren immer zusammen mit etwas Fett verzehrt werden.

Möhren liefern darüber hinaus circa fünf Prozent Kohlenhydrate. Ballaststoffe sorgen für die gute Sättigung. Den Geschmack bestimmen Inhaltsstoffe wie Zucker (süß), Terpenoide („möhrig“), Phenole und Polyacetylene (bitter), Fruchtsäuren sowie ätherische Öle.

Fakt 4: Lebensrettende Möhrensuppe

Als lebensrettend erwiesen sich Möhren vor gut 100 Jahren: Der Kinderarzt Ernst Moro entwickelte 1908 die nach ihm benannte Karottensuppe, mit der er die Sterblichkeitsrate von Kindern mit Durchfallerkrankungen senken konnte.

Für die Moro-Suppe wird ein halbes Kilogramm Karotten eine Stunde lang gekocht, anschließend durch ein Sieb passiert, mit einem Liter kochendem Wasser aufgegossen und gesalzen (3 g Salz). 

Das vermutete Wirkprinzip der Suppe: An die beim langen Kochen entstehenden Oligosaccharide (Mehrfachzucker) heften sich bakterielle Durchfallerreger im Darm an, die anschließend ausgeschieden werden.

Fakt 5: Beliebtes Gemüse weltweit

Nach Tomaten als Spitzenreiter nehmen Möhren den zweiten Platz unter den beliebtesten Gemüsearten in Deutschland ein. Ungefähr neun Kilogramm kauft jeder Haushalt pro Jahr. Beim Biogemüse liegen Karotten hierzulande sogar an erster Stelle. 

Weltweit stehen Karotten auf Platz sieben der wichtigsten Gemüsearten. Rund 41 Millionen Tonnen wurden im Jahr 2020 weltweit produziert.

Fakt 6: Rübenernte im ersten Jahr

Die Möhre ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr entwickelt sie eine Rosette aus doppelt bis dreifach gefiederten Blättern. Außerdem bildet sich bereits im ersten Jahr die dicke Speicherwurzel. Wird sie nicht geerntet, wächst die Pflanze bis auf eine Höhe von circa 120 Zentimeter heran. Die Speicherstoffe der Rübe werden hierbei verbraucht.

Fakt 7: Karotten von Tomaten fernhalten!

Frisch gekaufte Karotten sind gut haltbar, am besten im Gemüsefach des Kühlschranks. Dort sollte man sie aber keinesfalls zusammen mit Äpfeln, Birnen oder Tomaten verwahren. Diese geben nämlich Ethylen ab, das den Reifeprozess beschleunigt. Die Möhren können dann einen unangenehmen und bitteren Geschmack entwickeln.

Fakt 8: Möhren ohne Folie und Laub lagern

Es ist ratsam, in Folie verschlossene Möhren aus der Verpackung zu nehmen, da sich sonst leicht faule, schwarze Stellen bilden. Bei frischen Bundmöhren entfernt man am besten gleich das Laub, da es den Rüben Feuchtigkeit entzieht. Übrigens kann man das Laub von Bio-Möhren ebenfalls verwenden, etwa als Suppengrün oder im Salat.

Wer größere Mengen Möhren lagern möchte, kann sie in eine große Kiste mit Sand stecken und die Kiste an einen kühlen Ort stellen. 

Fakt 9: Wenn Karotten gefährlich werden

Der Verzehr roher Karotten löst bei manchen Menschen – vor allem Birkenpollenallergikern – eine allergische Reaktion aus. Diese zeigt sich meist als orales Allergiesyndrom mit Schleimhautschwellungen und Jucken im Mund und Rachen. Es kann aber auch zu systemischen Reaktionen kommen.

Zur Erinnerung: Was ist eine Kreuzallergie?

Häufig reagieren Allergiker nicht nur auf einen Auslöser allergisch. Viele Pollenallergiker haben auch eine Allergie auf bestimmte Lebensmittel, da die enthaltenen Allergene strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen.  

Am häufigsten ist das sogenannte Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom. Birkengewächse sind botanisch mit den Rosengewächsen verwandt, zu denen Stein- und Kernobst sowie verschiedenes Beerenobst zählen.  

Eschen gehören dagegen zur Familie der Ölbaumgewächse und sind daher mit Olivenbäumen, Flieder, Jasmin und Ginster verwandt, sodass sich hier Kreuzreaktionen ergeben können.  

Kreuzallergien treten relativ häufig auf. Etwa 60 Prozent der Nahrungsmittelallergien gehen gleichzeitig mit einer weiteren Allergie einher.

Gekochte Karotten werden hingegen meistens vertragen. Forschende haben allerdings herausgefunden, dass das verantwortliche Karottenallergen „Dau c 1“ beim Abkühlen nach dem Kochen zum Teil wieder seine ursprüngliche Form zurückerlangt. Demnach könnten auch gekochte Möhren eine – wenn auch schwächer ausgeprägte – allergische Reaktion auslösen. Quellen: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung; Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH; www.carrotday.com; B.-E. van Wyk: Handbuch der Nahrungspflanzen, WVG 2005; B.-E. van Wyk et al.: Handbuch der Arzneipflanzen, WVG 2015; R. Lieberei, C. Reisdorff: Nutzpflanzenkunde, Thieme 2007; Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB); Universität Bayreuth