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Anti-Wurmmittel wirkungslos: Studie: Ivermectin wirkt nicht bei COVID-19

Ivermectin kommt beispielsweise bei Krätzmilben und Fadenwürmern beim Menschen zum Einsatz. Von der Anwendung bei COVID-19 wird hingegen ausdrücklich abgeraten. Eine große Studie zur Wirksamkeit von Ivermectin gibt nun weiter Aufschluss. | Bild: HJBC / AdobeStock

Bereits im November letzten Jahres warnten Experten vor der Einnahme von Ivermectin gegen Corona. Dass der Arzneistoff Ivermectin nicht gegen COVID-19 hilft, hat nun eine große Studie aus Brasilien bestätigt. Die im renommierten „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass das Wurmmittel das Risiko für eine erforderliche Behandlung im Krankenhaus nach einer Coronavirus-Infektion im Vergleich zum Placebo nicht senkt.

Ivermectin unter Impfgegnern sehr bekannt

Eine gewisse Popularität erlangte Ivermectin zuletzt vor allem unter Impfgegnern. Sie sahen in dem Medikament ein Wundermittel in der Pandemie. In einigen Ländern wurde zeitweise von einem Run auf Apotheken berichtet. 

Angefeuert wurde der Hype von unseriösen Internetseiten, die auf vermeintlich vielversprechende Ergebnisse vor allem kleinerer Studien verwiesen – deren Qualität und allgemeine Aussagekraft Experten zufolge teils fragwürdig war.

Gut zu wissen: Wofür wird Ivermectin verwendet?

Bei Tieren wird Ivermectin in Form von Injektionen oder Pasten zur Behandlung bei Parasitenbefall verwendet. Für große und schwere Lebewesen wie Kühe oder Pferde in hohen Dosen. Bei Menschen wird Ivermectin gegen bestimmte Fadenwürmer und Krätzemilben eingesetzt.

Laut Packungsbeilage kann die Verwendung des Medikaments zu Lebererkrankungen, Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen, Zittern, Atembeschwerden, Gleichgewichtsstörungen oder Krampfanfällen führen.

Gegen COVID-19 ist das Medikament weder zugelassen noch sehen Experten eindeutige Effekte gegen COVID-19. Bei falscher Dosierung kann Ivermectin hochgiftig sein und zu Koma oder Tod führen.

Große Doppelblind-Studie zur Wirksamkeit von Ivermectin

In der nun veröffentlichten Doppelblind-Studie wussten weder Ärzte noch die per Los zugeordneten Patienten, wer das Wurmmittel und wer ein Scheinpräparat (Placebo) bekommen hatte. Die mehr als 3.500 Teilnehmer hatten wegen ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-Verlauf. 679 von ihnen erhielten Ivermectin, ebenso viele ein Scheinpräparat, die übrigen knapp 2.160 Patienten wurden anders behandelt.

Ivermectin klinisch unwirksam bei COVID-19

In der Untersuchung erwies sich Ivermectin als klinisch unwirksam – sowohl in Bezug auf das Risiko einer Krankenhauseinweisung als auch auf die Dauer eines Klinikaufenthalts oder die Genesung nach einer Infektion. 

„Kein Effekt des Medikamentes!“, twitterte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge, mit Blick auf die Studie. Der Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité reagierte auf das Ergebnis ebenfalls auf Twitter: „Damit sollte dieses Thema mal abgehakt sein.“

WHO, RKI und EMA warnen vor Ivermectin-Einnahme

Schon in der Vergangenheit kamen Meta-Analysen, die einzelne Untersuchungen und Laborexperimente zusammenfassten, zu keinem eindeutigen Ergebnis über einen angeblichen Nutzen von Ivermectin. 

Bis heute sprechen sich Weltgesundheitsorganisation (WHO), Robert Koch-Institut (RKI) und Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gegen den Einsatz des Medikaments in der Pandemie aus. Bei falscher Dosierung kann das Mittel hochgiftig sein.

Ivermectin-Hersteller rät von eigenmächtiger Einnahme ab

In Österreich riet sogar der Hersteller MSD (Merck Sharp & Dohme) von einer eigenmächtigen Einnahme ab: „Es gibt keine aussagekräftige Evidenz für die Anwendung von Ivermectin bei SARS-CoV-2“, teilte das Unternehmen schon im November mit. Quelle: dpa/mia