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Empfehlung der Deutschen Herzstiftung: Mit krankem Herz verreisen: Was Betroffene wissen sollten

Personen mit Herzleiden sollten bei Reisen vorsichtig sein und diese mit Bedacht planen. Denn Temperatur-, Klima- und Luftveränderungen können die Symptomatiken verschlechtern. | Bild: dvoevnore / AdobeStock

Eine Reise will gut geplant sein, das gilt insbesondere für Herzpatienten. Ihnen empfiehlt die Deutsche Herzstiftung, sich rund drei Wochen vor Reiseantritt mit ihrem Arzt zu besprechen und nochmals untersuchen zu lassen. So kann der aktuelle Erkrankungs-Status überprüft und gegebenenfalls die Medikation noch rechtzeitig vor Reiseantritt angepasst werden.

Ab wann ist eine Reise möglich?

Als Faustregel gilt: Die körperliche Belastbarkeit eines reisewilligen Herzpatienten darf nicht allzu sehr eingeschränkt sein. Zudem sollten kardiologische Ereignisse oder Eingriffe je nach Ausmaß ausreichend lange zurückliegen. 

So ist z. B. nach einer Stent-Implantation mit unkompliziertem Verlauf eine Reisen bereits 2 bis 3 Tage später möglich. Nach einer Bypass-Op wird hingegen zu einem Abstand von mindestens 10 Tagen – bei Flugreisen sogar 14 Tagen – geraten. Weitere Zeitabstände für verschiedene Herzpatienten sowie Checklisten finden sich auf der Website der Deutschen Herzstiftung.

Wann und wohin am besten reisen?

Die beste Reisezeit ist für die meisten Herzpatienten Frühjahr oder Herbst. Generell sollten möglichst Reiseziele in Klimazonen ausgewählt werden, an die der Körper bereits gewöhnt ist. 

Da hohe Temperaturen und feuchtes Klima das Herz-Kreislauf-System besonders belasten, sollte Herzpatienten nach Ansicht der Herzstiftung von tropischen und subtropischen Urlaubszielen abgeraten werden. 

Gut zu wissen: Besser kein Strandurlaub unter Amiodaron

Personen unter Amiodaron-Therapie sollten UV-Strahlung weitestgehend meiden, denn das Antiarrhythmikum geht mit einer Photosensibilisierung einher. Auch dies sollte bei der Reiseplanung mitberücksichtigt werden. 

Entsprechendes gilt für sehr kalte Gegenden und Höhen über 3.000 Meter. Dort oben lässt die dünne Luft den Sauerstoffgehalt im Blut sinken. Daher steuert der Organismus mittels Sympathikusaktivierung entgegen, was u. a. die Herzfrequenz steigert und das schwache Herz noch mehr belastet.

Auch Reiseziele mit hoher Luftverschmutzung sind nichts für Herzpatienten, denn Feinstaub, Kohlenmonoxid und Stickoxide können entzündliche Vorgänge in Atemwegen und Blutgefäßen begünstigen. Das kann sich innerhalb kurzer Zeit noch vor Ort negativ auf die Vorerkrankung auswirken – im schlimmsten Fall sogar einen Herzinfarkt auslösen.

Was ist bei Flugreisen zu beachten?

Laut Herzstiftung können Personen mit koronarer Herzkrankheit, Herzschwäche, Herzklappenersatz, Schrittmacher und Defibrillator grundsätzlich fliegen. Allerdings sollten sie gut belastbar sein, über einen stabilen Krankheitszustand verfügen und gleichbleibende (sich nicht verschlechternde oder verändernde) Symptome aufweisen. Zudem sollten die Patientenunterlagen sowie notwendige Medikamente (z. B. Nitrospray) auch während des Fluges stets griffbereit sein.

Personen mit implantierten elektrischen Geräten (z. B. Herzschrittmachern) sollten das Flughafenpersonal über diese informieren. So kann bei den Sicherheitskontrollen entsprechend darauf geachtet werden.

Um das Risiko für Thrombosen gerade bei Langstreckenflügen zu verringern, sollten die Betroffenen ausreichend trinken und sich regelmäßig bewegen (z. B. auf dem Gang laufen oder Gymnastikübungen durchführen). Je nach Vorerkrankung können zudem Kompressionsstrümpfe oder Heparinspritzen sinnvoll sein. Hierzu sollten sich Herzpatienten vor der Reise mit ihrem Arzt beraten.

Gut zu wissen: Drei Bewegungsübungen für lange Reisen

  1. Zehen anziehen
    Beide Füße stehen flach auf dem Boden. Abwechselnd werden nun die Zehenspitzen nach oben gezogen.
  2. Fuß-Wippe
    Beide Füße stehen flach auf dem Boden. Nun werden sie abwechselnd auf die Fersen und auf die Zehenspitzen hin- und hergerollt. Diese Übung kann je nach Vorliebe mit beiden Füßen parallel oder gegengleich durchgeführt werden.
  3. Fuß-Kreiseln
    Abwechselnd wird je ein Bein angehoben und so weit ausgestreckt, wie es der Fußraum erlaubt. Dann wird der Fuß abwechselnd mehrmals im und gegen den Uhrzeigersinn gedreht. /at

Langsam ankommen und auf Essgewohnheiten achten

Am Urlaubsziel angekommen, gilt für Herzpatienten besonders: erst mal in Ruhe ein paar Tage eingewöhnen, bevor es hoch auf die Berge oder ausgiebig an den Strand geht – und bitte niemals in der Mittagssonne! 

Auch beim Sprung ins (kalte) Wasser sollten Herzpatienten vorsichtig sein: Durch die dabei auftretenden Temperaturunterschiede kann es zu Kreislaufproblemen kommen. Daher am besten vorab mit dem Arzt über die Badepläne sprechen. 

Personen mit Herzerkrankungen sollten zudem auch in puncto Ernährung achtsam sein: Wer z. B. wegen Vorhofflimmern oder künstlicher Herzklappen Marcumar einnimmt, sollte bei anderen Essgewohnheiten im Urlaub die Gerinnungszeit besonders engmaschig im Blick behalten. Ungewohnt fettreiches Essen oder ungewohnt viel Vitamin-K-haltige Lebensmittel (z. B. viel grünes Gemüse) können die Marcumar-Wirkung beeinflussen.

Wann Herzpatienten besser daheim bleiben sollten

In manchen Fällen rät die Herzstiftung Patienten von Reisen sicherheitshalber generell ab. Dazu gehören etwa Patienten mit starker oder zunehmender Angina pectoris, wachsender Luftnot oder zunehmender Ödembildung. Dann heißt es zunächst einmal: Daheim ist es vielleicht nicht am schönsten, aber am sichersten! Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V.