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Ursachen, Symptome und Therapie: Was ist eigentlich eine Kälteallergie?

Eine Kälteallergie zeigt sich an kleinen, juckenden Erhebungen (Quaddeln) auf der Haut, die nach Kontakt mit Kälte auftreten. | Bild: kobra78 / AdobeStock

Allergiker kennen es: bei Kontakt mit bestimmten Substanzen oder Materialien neigt ihre Haut zu Quaddelbildung. Nicht ganz so bekannt ist, dass eine ähnliche Reaktion auch auf Kälte möglich ist. So kann der Badespaß im kühlen Meer oder Pool für den ein oder anderen letztlich zur juckenden Qual werden. An der sogenannten „Kälteurtikaria“ (auch „Kälteallergie“) leiden Statistiken zu Folge rund 15% der Deutschen, weshalb eine geeignete Beratung in der Apotheke sehr hilfreich ist.

Bei Kälteallergie: Quaddelbildung durch physikalische Reize

Im Gegensatz zur allergischen Form der Urtikaria gehört die Reaktion auf Kälte zu den Pseudoallergien. Durch einen äußeren Reiz wird im Körper die Ausschüttung von Histamin getriggert, was bei Betroffenen die typischen Nesselsucht-Erscheinungen hervorruft.

Charakteristisch ist die Quaddelbildung, vergleichbar mit einer Veränderung der Haut nach Kontakt mit einer Brennnessel. Es bilden sich kleine wassergefüllte Bläschen, die starken Juckreiz auslösen. Meist verschwinden die Symptome bei der akuten Form sehr schnell wieder (in der Regel nach 3 bis 24 Stunden) und sind ungefährlich. Andere physikalische Auslöser neben Kälte können Licht, Hitze, Reibung oder Wasser sein. Manchmal ist es auch eine Kombination verschiedener Einflüsse, die den Hautausschlag verursachen.

Gut zu wissen: Wie wird eine Kälteurtikaria diagnostiziert?

Hat der Kunde die Reaktion auf Kälte festgestellt, kann beim Allergologen oder Hautarzt ein Provokationstest durchgeführt werden. Dabei wird die Haut gezielt einem Kältereiz ausgesetzt, beispielsweise mit einem gekühlten Armband, um mögliche Hautveränderungen feststellen zu können. Der TempTest® ermöglicht sogar die Bestimmung einer Temperaturschwelle, bei welcher die Überreaktion ausgelöst wird.

Wann sollte eine Kälteallergie behandelt werden?

Solange die Quaddelbildung ausschließlich kleine Bereiche der äußeren Haut betrifft, ist die Reaktion als ungefährlich einzustufen. Sobald der Ausschlag die Schleimhäute befällt, ist jedoch Vorsicht geboten. Schildert ein Kunde in der Apotheke eine Schwellung oder Juckreiz im Rachenraum, ist ein Arztbesuch unverzüglich anzuraten. Gleiches gilt für das charakteristische Angioödem, bei welchem eine starke, rote Schwellung der Augen und Lippen auftritt. 

Bei einem starken Kältereiz, wie nach dem Sprung in einen kalten See, können Betroffene in seltenen Fällen auch einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock erleiden. Dieser wird ausgelöst durch einen sprunghaften Anstieg von Histamin. 

Entsprechende Symptome können sich auch erst mit einem zeitlichen Abstand zeigen oder auch dann, wenn der Betroffene einen warmen Ort betritt. Bei Reaktionen dieser Art ist es deshalb immer wichtig, bei der Ursachensuche mindestens die letzten 24 Stunden zu berücksichtigen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Sind juckende Quaddeln auf der Haut zu sehen, werden diese rein symptomatisch behandelt. Gele oder Cremes mit juckreizlindernder, wundheilungsfördernder sowie entzündungshemmender Wirkung können empfohlen werden. Diese enthalten Dexpanthenol (z. B. Panthenol Spray), Polidocanol (z. B. Anaesthesulf Lotio, Optiderm) oder Hydrocortison in den Konzentrationen 0,25%–0,5% (z. B. Ebenol, Linola akut, Soventol Hydrocort). 

Ist die Haut großflächig betroffen, eignen sich systemisch wirksame Antihistaminika der 2. Generation, um schnelle Linderung zu verschaffen. Freiverkäufliche Wirkstoffe sind Cetirizin und Dimetindenmaleat sowie der Vertreter aus der 3. Generation Desloratadin. Dieser zeigt zusätzlich sehr gute antientzündliche Eigenschaften und macht kaum bis nicht schläfrig.

Wie kann man einer Kälteallergie vorbeugen?

Vorbeugende Maßnahmen sind bei der Kälteurtikaria schwer umsetzbar. Neben der symptomatischen Behandlung ist die Kältereiz-Vermeidung ein entscheidender Faktor. Es lohnt sich für Betroffene, die persönliche „Reaktionstemperatur“ mittels Hauttest ermitteln zu lassen, damit in Alltagssituationen besser reagiert werden kann. 

Zudem ist ein langsames Herantasten beim Baden im See oder Pool zu empfehlen, um eine schnelle Überreaktion zu vermeiden. Sind in der Vergangenheit schwere Reaktionen aufgetreten, kann der Arzt ein Notfall-Set für den Fall eines anaphylaktischen Schocks verordnen. Dazu gehört eine Kombination aus Antihistaminikum, Glucocorticoid sowie einem Adrenalin-Autoinjektor. Literatur:
https://www.urtikaria.net/de/formen-der-urtikaria/physikalische-urtikaria/kaelteurtikaria.html
https://flexikon.doccheck.com/de/K%C3%A4lteurtikaria#Diagnostik
https://www.nesselsuchtinfo.de/ursachen/physikalische-ausloeser
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