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Erschöpfung nach geistiger Anstrengung: Warum Denkarbeit so müde macht

Bei höherer geistiger Anstrengung steigt der Glutamatspiegel und wir fühlen uns erschöpft. | Bild: Prostock-studio / AdobeStock

In der französischen Studie mussten 40 Teilnehmer mehr als sechs Stunden lang Aufgaben am Computerbildschirm ausführen. Dabei bekam ein Teil der Probanden kognitiv anspruchsvolle Aufgaben gestellt, der andere Teil leichte Aufgaben. 

Zu viel Glutamat in bestimmter Hirnregion

Alle Versuchsteilnehmer fühlten sich am Ende dieses simulierten Arbeitstages gleichermaßen geistig erschöpft. Doch die funktionelle Magnetresonanzspektroskopie offenbarte zwischen den beiden Versuchsgruppen deutliche Unterschiede im Hirnstoffwechsel: Bei den Probanden, die sich geistig stärker verausgabt hatten, fand sich eine höhere Konzentration an Glutamat in einem bestimmten Teil der Großhirnrinde – dem lateralen präfrontalen Cortex. Diese Hirnregion ist unter anderem für höhere Denkleistungen zuständig. Glutamat ist ein wichtiger erregender Neurotransmitter, wirkt aber in zu großer Menge toxisch.

Die Erschöpfung durch geistige Arbeit könnte nach Interpretation der Studienautoren dazu dienen, dass man seinem Gehirn eine Ruhepause gönnt und sich der Glutamatspiegel wieder reguliert. Eine gewisse Denkfaulheit wäre dann also berechtigt. 

Weniger Selbstdisziplin nach geistiger Anstrengung

Auch in durchgeführten Hirnscans (mittels funktioneller Magnetresonanztomographie) zeigten sich Unterschiede im lateralen präfrontalen Cortex: Bei der Studiengruppe mit den anspruchsvollen Aufgaben nahm die Hirnaktivität in diesem Bereich deutlich stärker ab als bei der anderen Gruppe.  

Der laterale präfrontale Cortex ist auch für komplexe Verhaltensweisen wie Impulskontrolle und Selbstdisziplin zuständig. Dementsprechend gab es noch ein weiteres Studienergebnis: Bei den stärker beanspruchten und erschöpften Teilnehmern waren Impulskontrolle und Selbstdisziplin verringert. Das zeigte sich in einem Experiment, bei dem es um ökonomische Entscheidungen ging. Die geistig stärker Geforderten neigten eher dazu, einen geringeren Geldbetrag gleich zu erhalten, anstatt auf einen höheren längere Zeit zu warten. Quellen: Current Biology, August 22, 2022M Scinexx, 25.08.2022