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Einnahme besser morgens oder abends?: Wann sollte man Blut­drucksenker einnehmen?

Tablettenbox mit Blutdrucksenkern
Ob Blutdrucksenker stets morgens oder abends eingenommen werden, hat keinen nennenswerten Einfluss auf deren Wirkung. | Bild: Lilli / AdobeStock

Häufig werden Arzneimittel gegen Bluthochdruck morgens eingenommen. Doch könnte eine abendliche Einnahme in Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse eventuell sinnvoller sein? Vielversprechende Anhaltspunkte dafür gab es aus vergangenen Studien, deren Ergebnisse allerdings von Experten angezweifelt wurden. Mit einer neuen britischen Studie soll nun Licht ins Dunkel gebracht werden.

TIME-Studie: Vergleich von abendlicher und morgendlicher Einnahme

Für die prospektive Überlegenheitsstudie TIME wurden in Großbritannien 21.104 Erwachsene mit Bluthochdruck und mindestens einem antihypertensiven Arzneimittel rekrutiert. Sie wurden randomisiert einer Gruppe mit abendlicher Einnahme (n = 10.503) zwischen 20:00 Uhr und 0:00 Uhr oder morgendlicher Einnahme (n = 10.601) zwischen 6:00 Uhr und 10:00 Uhr zugeteilt, wobei sie ihre übliche Medikation beibehielten. Ausgeschlossen wurden Personen, die regelmäßig in Nachtschichten arbeiten oder die ihre Blutdrucksenker mehrmals täglich einnehmen müssen. 

Der kombinierte primäre Endpunkt der Studie war kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung aufgrund eines nicht tödlichen Herzinfarkts oder nicht tödlichen Schlaganfalls. 

Weitere Infos zur TIME Studie:

Das mittlere Alter der Probanden lag zu Studienbeginn bei 65,1 Jahren (Standardabweichung 9,3 Jahre) und 57,5 Prozent der Probanden (n = 12.136) waren männlich. 2.725 der Probanden (12,9 Prozent) hatten bereits eine kardiovaskuläre Vorerkrankung. Der mediane Beobachtungszeitraum lag bei 5,2 Jahren.  

Zum Ende des Follow-up hatten 5,0 Prozent der Probanden mit abendlicher Einnahme und 3,0 Prozent der Probanden mit morgendlicher Einnahme ihre Zustimmung zur Studie zurückgezogen und in beiden Gruppen verstarben knapp über 4 Prozent. 

Studienteilnehmer in der Gruppe mit abendlicher Einnahme, die ein Diuretikum erhielten, wurden angewiesen, dieses abends mit ihrer anderen Medikation einzunehmen. Im Fall einer störenden, anhaltenden Nykturie (nächtliches Wasserlassen) sollten sie die Einnahme zunächst auf den frühen Abend (18:00 Uhr) und wenn nötig auf den Morgen verlegen.

Die Auswertung erfolgte verblindet, ohne Kenntnis über die Gruppenzugehörigkeit der einzelnen Probanden.

Nicht alle hielten sich an vereinbarte Einnahmezeit

In der Gruppe mit der abendlichen Einnahme erlitten 362 der Patienten (3,4 Prozent) ein nach dem primären Endpunkt definiertes Ereignis. In der Gruppe, in der die Einnahme morgens erfolgte, waren es 390 (3,7 Prozent). Bei der genaueren Auswertung der Daten zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Eine mögliche Fehlerquelle besteht in der Datenerhebung. Die Patienten nahmen online an der Studie teil und trugen ihre Angaben, unter anderem zur Einnahme, Adhärenz und Nebenwirkungen, selbst in Fragebögen ein. Die Daten zu den Endpunktereignissen wurden allerdings durch verknüpfte Daten und klinische Quellen gestützt.  

Hielten sich Patienten nicht an die vereinbarte Einnahmezeit, wurden zwar die Gründe dafür erfragt, z. B. Nebenwirkungen oder Unbequemlichkeit, aber die Teilnehmer blieben in der Studie und konnten sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder an die vereinbarte Zeit halten. Nur knapp 70 Prozent aller Studienteilnehmer gaben an, sich während der gesamten Studienzeit an die vereinbarte Einnahmezeit gehalten zu haben. 

Fazit: Einnahmezeitpunkt spielt kaum eine Rolle

Hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse und Mortalität konnte die Studie keinen Vorteil einer abendlichen gegenüber einer morgendlichen Einnahme von Blutdrucksenkern zeigen. Die Studienautoren halten daher die Rolle des Einnahmezeitpunkts für eher untergeordnet. Viel wichtiger sei die Wahl geeigneter Arzneimittel und dass die Adhärenz gefördert werde. Quelle:
Mackenzie IS, Rogers A, Poulter NR et al. Cardiovascular outcomes in adults with hypertension with evening versus morning dosing of usual antihypertensives in the UK (TIME study): a prospective, randomised, open-label, blinded-endpoint clinical trial. Lancet 2022;S0140-6736(22)01786-X, doi: 10.1016/S0140-6736(22)01786-X