Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Kurzsichtigkeit: Wie die Entwicklung verzögert wird

Kind mit Weihnachtsbrille auf der Nase
Spielen im Freien sowie Tageslicht und ein Mindestabstand zu Büchern, Tablet und Co. schützen Kinder vor einer Kurzsichtigkeit. | Bild: oes / AdobeStock

Die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit (Myopie) beginnt üblicherweise im Kindesalter. Der Augapfel wächst hierbei zu sehr in die Länge. Der Brennpunkt liegt dann nicht mehr wie bei Normalsichtigkeit auf der Netzhaut, sondern bereits davor. Entfernte Gegenstände werden deshalb unscharf wahrgenommen.

Tageslicht schützt vor Kurzsichtigkeit

Ein Faktor, der nach Überzeugung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) vor Kurzsichtigkeit schützen kann, ist Tageslicht. Es hemme das Längenwachstum des Augapfels. 

Gerade jetzt während der dunklen Adventszeit sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kinder sich ausreichend im Tageslicht aufhalten. Dadurch könne das Risiko für Kurzsichtigkeit halbiert werden, erklärt DOG-Experte Professor Dr. med. Wolf Lagrèze. 

Wie man das Voranschreiten einer Kurzsichtigkeit verlangsamt

Der Augenspezialist empfiehlt noch weitere Verhaltensregeln, um das Voranschreiten einer Kurzsichtigkeit abzubremsen:

  • Kinder sollten täglich zwei Stunden im Freien spielen.
  • Beim Lesen gilt es einen Mindestabstand von 30 Zentimetern zu Buch oder Tablet einzuhalten.
  • Jede halbe Stunde sollten die Kinder beim Lesen eine Pause einlegen und den Blick in die Ferne schweifen lassen.
  • Der Kinderschreibtisch steht am besten am Fenster, sodass der Arbeitsplatz möglichst hell beleuchtet ist.
  • Eine bestehende Kurzsichtigkeit sollte nicht unterkorrigiert werden. Die Annahme, schwächere Brillengläser würden das Augenlängenwachstum bremsen, ist laut DOG falsch. Kinder, deren Kurzsichtigkeit fortschreitet, sollten halbjährlich untersucht werden. Die Brille sollte bei Bedarf an die aktuellen Werte angepasst werden.

Gut zu wissen: körpereigener Schalter gegen Kurzsichtigkeit?

Auf welche Weise eine Kurzsichtigkeit ausgelöst wird, wird immer noch erforscht. Eine neue Erkenntnis besagt, dass die Netzhaut im kurzsichtigen Auge nicht mehr in der Lage ist, das übermäßige Augenlängenwachstum zu erkennen.

Im normalsichtigen Auge sendet die Netzhaut bei zu starkem Wachstum des Augapfels ein wachstumshemmendes Signal aus. Im kurzsichtigen Auge ist dieses Signal zu schwach. 

Nun wollen Forscher klären, warum und wann der Wachstumsregelkreis aus dem Tritt gerät. Ein Wunschziel wäre es, den Regelkreis zu reaktivieren und damit die Entwicklung der Kurzsichtigkeit zu unterbinden.

Off-Label-Einsatz: niedrig dosierte Atropin-Tropfen

Sind beide Elternteile ausgeprägt kurzsichtig, hat das Kind ein erhöhtes Risiko, ebenfalls stark kurzsichtig zu werden. Dann könnte laut DOG eine Off-Label-Therapie mit niedrig dosierten Atropin-Tropfen (0,01 Prozent Atropin) helfen. Dafür kommen Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren infrage, bei denen die Kurzsichtigkeit pro Jahr um mindestens eine halbe Dioptrie zunimmt, erläutert Professor Lagrèze.

Eine Alternative zu Atropin-Augentropfen könnten spezielle Kontaktlinsen bieten. Dagegen ist der DOG-Experte zurückhaltend bei Brillen mit Multisegment-Gläsern. Ob sie Kurzsichtigkeit aufhalten können, lasse sich noch nicht abschließend beurteilen. Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG)