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Babypflege im Winter – darauf sollte man achten

Mutter trägt Baby durch verschneiten Wald
Babyhaut braucht im Winter besonderen Schutz. | Bild: hetmanstock2 / AdobeStock

Minustemperaturen, Sonnenschein und vielleicht sogar Schnee – wer will da nicht mit den Kleinsten einen ersten Ausflug in die Natur wagen. Da sich allerdings die Haut von Babys von reifer Erwachsenenhaut unterscheidet, müssen Eltern im Voraus einiges wissen, um die Haut der Sprösslinge optimal zu schützen. 

Wie unterscheiden sich Baby- und Erwachsenenhaut?

Wie auch andere Organe unterliegt die Haut einem mehrjährigen Entwicklungsprozess, bis die volle funktionelle Reife im Erwachsenenalter erreicht wird. Die Haut von Babys und Kleinkindern kann somit am Anfang noch nicht alle Aufgaben vollumfänglich erfüllen. Physiologisch gibt es hier einige wichtige Unterschiede. 

Zunächst ist die Haut von Babys und Kleinkindern nur circa ein Fünftel so dick wie die von Erwachsenen, wobei der Hornschichtanteil bei den Kleinsten wesentlich geringer ist. Außerdem sind der Säureschutzmantel und die Talgproduktion noch nicht ganz ausgeprägt. 

Dadurch ist der Hydrolipidfilm nur in geringem Umfang vorhanden und die Schutz- bzw. Barrierefunktion der Haut noch nicht vollständig intakt. In der Folge ist der kindliche Organismus gegenüber äußeren Einflüssen wie Kälte, Hitze oder UV-Strahlung deutlich anfälliger.

Hautpflege im Winter: Worauf ist bei Babys zu achten?

Durch die geringe Talgproduktion neigt die Haut von Babys schneller dazu auszutrocknen. Daher sind Cremes mit einem hohen Wasseranteil für sie eher ungeeignet. Es empfehlen sich stattdessen fetthaltige Zubereitungen wie wasserfreie Salben oder W/O-Emulsionen. Das enthaltene Fett verringert die Verdunstung von Wasser und bildet nach außen einen wirksamen Schutz gegenüber Nässe, Wind und Kälte.

Allerdings sollten die entsprechenden Produkte mit Bedacht aufgetragen werden, denn: Cremt man die Haut von Babys zu dick ein, besteht die Gefahr, dass durch Okklusionseffekte die Selbstregulierung der Haut negativ beeinflusst wird.

Übrigens: Auch die empfindlichen Babylippen sollten im Winter sorgfältig eingecremt werden. 

Welche Wirkstoffe sind für Babyhaut nicht geeignet?

Aufgrund der erhöhten Permeabilität der Babyhaut und dem damit einhergehenden Risiko, Fremdstoffe aufzunehmen, sollten nur Produkte mit wenigen Inhaltsstoffen verwendet werden. Auf stark allergisierende oder reizende Stoffe sollte zudem verzichtet werden.

Experten erachten auch die Verwendung der feuchtigkeitsfördernden Stoffe Urea (Harnstoff) und Propylenglycol bei Säuglingen bis zu sechs Monaten als problematisch. Urea könnte reizend wirken und Propylenglycol die Durchlässigkeit der Haut gegenüber anderen Substanzen erhöhen. Glycerin scheint hier die bessere Alternative zu sein. 

Auch Paraffin-haltige Cremes sollten gemieden werden, da diese im Verdacht stehen, krebserzeugende Verbindungen zu enthalten. Ebenso sollten Produkte, die mit Butylhydroxytoluol (BHT) konserviert wurden, nicht verwendet werden. Grund hierfür ist ebenfalls der Verdacht auf eine krebs- bzw. allergieerzeugende Wirkung. 

Bei Sonnenschutzprodukten sollten Octocrylen (löslicher organischer UV-B-Filter) und Homosalate (ebenfalls ein UV-Filter) gemieden werden. Beide Stoffe gelten als allergieauslösend und können hormonähnliche Wirkungen besitzen.

Junge Eltern suchen häufig Rat in Apotheken

Häufig suchen junge Eltern bei Fragen rund um den Nachwuchs ihre Apotheke vor Ort auf und erhoffen sich dort eine fachkundige Beratung. Es ist daher durchaus hilfreich, sich mit den INCI-Bezeichnungen und Deklarationspflichten vertraut zu machen, um potenziell ungeeignete Wirkstoffe leichter zu erkennen. 

Die Europäische Kommission bietet hierfür eine umfangreiche Datenbank (CosIng) an und auch auf den Seiten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit finden sich nützliche Hinweise dazu.  

Babypflege aus der Apotheke

Welche Produkte können Apothekenmitarbeiter Eltern für ihre Babys nun empfehlen? 

Der Weleda Baby Wind & Wetter Balsam® kann auf nicht bedeckte Körperteile wie Gesicht und Hände aufgetragen werden. Die Zubereitung basiert auf Bienen- und Wollwachs, wodurch laut Hersteller die natürliche Hautatmung nicht behindert werden soll. Die enthaltenen Öle wirken pflegend und der Pflanzenauszug aus Ringelblume beruhigt die durch Kälte und Wind strapazierte Haut. 

Auch Avène bietet einige Produkte für die empfindliche Babyhaut an. So eignet sich die Cold Cream®* mit weißem Bienenwachs laut Hersteller für die Gesichtshaut von Babys. Allerdings ist in der Cold Cream® laut Lauer-Taxe sowohl Paraffin als auch Butylhydroxytoloul enthalten. Für Kinder ab zwei Jahren gibt es den Cold Cream® Reichhaltige Pflege Lippenstift, doch ist auch hier Paraffin enthalten. 

Die Bahnhofsapotheke Kempten hat ebenfalls eine Kälteschutzsalbe im Sortiment. Diese basiert auf Mandelöl und Bienenwachs mit Ringelblumenextrakt. 

Linola® Fett zählt zu den Arzneimitteln und ist laut Lauer-Taxe auch für Kinder geeignet. Allerdings sind auch dort Paraffin und BHT enthalten*. 

Sonnenschutz ist Pflicht

Die Haut von Säuglingen und Kleinkindern muss auch im Winter vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Eltern sollten dabei auf einen möglichst hohen Lichtschutzfaktor (LSF) achten. Der Sonnenschutz wird dabei vor dem Kälteschutz (der Pflegecreme) aufgetragen.

Auf Zubereitungen mit einem hohen Wasseranteil sollte auch beim Sonnenschutz verzichtet werden. Es empfehlen sich stattdessen fetthaltige Zubereitungen mit vorzugsweise mineralischen Lichtschutzfiltern (z. B. Zinkoxid- oder Titanoxidpartikel). Diese reflektieren die auftreffenden Sonnenstrahlen und gelten – im Vergleich zu chemischen Filtersubstanzen – als besser verträglich. 

Als Sonnenschutz mit mineralischen Filtern können in der Apotheke z. B. Ladival® Für Kinder Sonnenschutz Creme LSF 50 oder die Alpinsonnencreme mit LSF 50 von Paediprotect® empfohlen werden. Avène führt mineralischen Sonnenschutz als Creme, Fluid oder Sonnenmilch. 

Dem Alter entsprechende Produkte wählen

Bei der Auswahl der Pflegeprodukte sollte prinzipiell darauf geachtet werden, dass diese für das entsprechende Alter (und damit den jeweiligen Entwicklungszustand der Haut) geeignet sind. 

Außerdem sollten die Produkte frei von allergieauslösenden Substanzen, Mikroplastik und Nanopartikeln sein und idealerweise die strapazierte Haut zusätzlich mit pflegenden Wirkstoffen versorgen. 

Nimmt man hierauf Rücksicht, steht dem unbeschwerten Winterspaziergang nichts im Wege.

* Anmerkung der Redaktion vom 19.01.2023: Manche Produkte sind vom Hersteller zwar extra für Kinder ausgelegt, enthalten teils aber dennoch kritische Inhaltsstoffe. Diese haben wir nachträglich ergänzt.