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Kinderzahnpasta – warum die Beratung wichtig ist

Mädchen drückt Zahnpasta auf Zahnbürste
Kinderzahnpasta lieber mit oder ohne Fluorid? | Bild: triocean / AdobeStock

Fluoridhaltige Zahnpasta fürs Kind – ja oder nein? Mit dem Jahr 2021 ist es eigentlich leichter geworden, die richtige Zahnpasta für Kinder zu finden – denn seitdem soll ab dem ersten Geburtstag laut offizieller Empfehlung für alle Kinder fluoridhaltige Zahnpasta verwendet werden. Auch davor darf schon ab dem ersten Zahn fluoridhaltige Zahnpasta zum Einsatz kommen. 

Möchten Eltern bis zum ersten Geburtstag noch auf fluoridhaltige Zahnpasta verzichten, soll die perorale Einnahme von Fluorid über Tabletten (ab Geburt) weitergeführt werden. Eine Ausnahme gilt für Säuglinge, die sich hauptsächlich von Säuglingsmilchnahrung ernähren. 

Titandioxid in Kinderzahnpasta bedenklich

2022 hat sich jedoch das Verbrauchermagazin „Stiftung Warentest“ erstmals nicht nur mit dem Fluoridgehalt von Kinderzahnpasta auseinandergesetzt, sondern auch mit dem Inhaltsstoff Titandioxid. Damit ist die Wahl der richtigen Kinderzahnpasta doch wieder etwas komplizierter geworden: Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes konnten Zahncremes für Null- bis Sechsjährige von „Stiftung Warentest“ 2022, wenn sie Titandioxid enthielten, maximal ein „befriedigend“ erhalten. Einige Anbieter sollen „Stiftung Warentest“ bereits 2022 aber angekündigt haben, dass sie daran arbeiteten, Titandioxid künftig nicht mehr einzusetzen.  

Schließlich schnitt bei „Stiftung Warentest“ beispielsweise die apothekenübliche Zahncreme „Dentinox Nenedent mit Fluorid“ in der Kariesprophylaxe zwar „sehr gut“ ab, erzielte aufgrund seines Titandioxid-Gehalts insgesamt jedoch nur ein „befriedigend“.

Testergebnisse genau lesen

Haben die Zahnpasta-Hersteller sich mittlerweile an die neue Marktsituation angepasst? Laut Hersteller-Webseite ist in „Dentinox Nenedent mit Fluorid“ weiterhin Titandioxid (CI 77891) enthalten. Beworben wird die Zahncreme dort aber sogar mit dem „Ökotest“-Urteil „sehr gut“. Wie kann das sein? Das Urteil stammt aus dem „Öko-Test Jahrbuch für 2022“ – und Titandioxid ist in Lebensmitteln erst seit August 2022 verboten, in Zahnpasta ist es hingegen erlaubt. Entsprechend kritisierte Ökotest Titandioxid 2022 in Zahnpasta offenbar noch nicht. Das hat sich jetzt mit der aktuellen Februar-Ausgabe von „Ökotest“ allerdings geändert.  

Zwar taucht dort die erwähnte Zahncreme von Dentinox nicht auf, zu Titandioxid heißt es jetzt aber: „Unverantwortlich: In fünf Baby- und Kinderzahncremes steckt immer noch das in Lebensmitteln inzwischen verbotene Titandioxid […].“ Getestet wurden 24 Zahncremes für Babys.

Testergebnisse von „Stiftung Warentest“ (2022) und „Ökotest“ (2023) im Vergleich

Während bei „Stiftung Warentest“ vergangenes Jahr beispielsweise das fluoridfreie Kinderzahngel von Weleda hinsichtlich der Kariesprophylaxe – und damit insgesamt – als „mangelhaft“ bewertet wurde, schneidet es bei „Ökotest“ jetzt mit „gut“ ab (Titandioxid ist nicht enthalten). Doch auch „Ökotest“ bemängelt dabei „eine Produktauslobung, die die Anwendung einer fluoridfreien Zahncreme über den 1. Geburtstag hinaus empfiehlt“. „Ökotest“ erwarte auf einer Zahncreme ohne Fluorid einen Hinweis, „anderweitig Fluorid zu geben, und auf fluoridhaltiger Zahncreme wiederum einen Hinweis, nicht ohne ärztliche Rücksprache zusätzlich Fluorid zu geben“.  

Damit sind beide Testurteile also mit Vorsicht zu genießen. Je nach Beratungssituation in der Apotheke kann die Zahncreme von Weleda eine gute oder eine schlechte Wahl sein. Ähnliches gilt für die fluoridfreie „NUK Mundpflege-Set Zahnpasta für Babys“. Dort fehlt laut „Ökotest“ der „Hinweis auf notwendige Fluoridgaben bei einer fluoridfreien Kinderzahncreme“.

Übrigens enthält „zertifizierte Naturkosmetik“ wie Weleda nicht zwangsläufig kein Fluorid: „Bevola Naturals Kids Zahngel, Erdbeer-Himbeer-Geschmack“ (Kaufland) und „Hydrophil Zahncreme für Kinder, Aprikose“ sind zwei Beispiele, die „Ökotest“ mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet hat.

Warum man bei Elmex genau hinschauen muss

2022 haben bei „Stiftung Warentest“ große Marken wie Elmex oder Signal am besten abgeschnitten. Beispielsweise bei Elmex muss man allerdings zwischen zwei Varianten unterscheiden – auch wenn beide von „Ökotest“ nur die Note „befriedigend“ erhalten haben: Die „Elmex Baby-Zahnpasta“ enthält nur 500 ppm Fluorid, die „Elmex Kinder-Zahnpasta“ 1.000 ppm. Die 500 ppm werden allerdings spätestens seit 2021 nicht mehr empfohlen. So schreibt das Netzwerk gesund-ins-leben.de

„Studien zeigen, dass eine Zahnpasta mit einer höheren Konzentration an Fluorid besser vor Karies schützt als eine niedrigere. Für Zahnpasten mit 1.000 ppm Fluorid ist der karieshemmende Effekt klar nachgewiesen, bei Zahnpasten mit 500 ppm ist dies nicht eindeutig. Deshalb wird die Verwendung der Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid empfohlen – für Kinder bis 24 Monate in reiskorngroßer Menge, ab 2 bis 6 Jahren in erbsengroßer Menge.[...] Die doppelte Menge der Zahnpasta mit 500 ppm hat nicht denselben Effekt.“ 

Ob die Dosierung (Reiskorn oder Erbse) bei der Elmex-Kinderzahnpasta einfach gelingt, ging 2022 aus „Stiftung Warentest“ nicht hervor. Bei „Ökotest“ ist das offenbar ein Grund, warum beide Elmex-Varianten nicht so gut abschneiden. Bemängelt wird, dass es sich um eine Darreichungsform bei einer fluoridhaltigen Zahncreme handelt, „bei der die kontrollierte Dosierung einer reis- bzw. erbsengroßen Menge Zahncreme nur erschwert möglich ist“. 

Laut Anbieter soll in der „Elmex Baby-Zahnpasta“ im Laufe des Jahres 2023 die Fluoridkonzentration auf 1.000 ppm erhöht werden. Die Umstellung soll dann deutlich auf der Umverpackung sichtbar sein, der Beratungsbedarf wird dadurch vorerst aber nicht weniger.

Neubewertung von Titandioxid durch SCCS?

Auf EU-Ebene wurde im Juni vergangenen Jahres übrigens der wissenschaftliche Ausschuss „Verbrauchersicherheit“ (Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS) mit einer Risikobewertung von Titandioxid ( TiO2) in Kosmetika wie Zahnpasta beauftragt. In einem entsprechenden Dokument heißt es: „Die Kommission fordert den SCCS auf, die Sicherheit von TiO2 neu zu bewerten, mit dem Schwerpunkt auf der Genotoxizität und der Exposition über Inhalation und den oralen Weg (Lippenpflege, Lippenstift, Zahnpasta, loser Puder, Haarspray), da die derzeit verfügbare Evidenz darauf hindeutet, dass TiO2-Partikel insgesamt nicht über die Haut aufgenommen werden.“