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Supplemente sinnvoll?: Prämenopause: Schützen Calcium und Vitamin D vor Knochenabbau?

Mit Pillen Ca+D geschrieben
Die Apothekenschubladen sind voll von Calcium- und Vitamin-D-Supplementen. Welche Patientengruppen profitieren von diesen Präparaten? | Bild: mizina / AdobeStock

Insgesamt sieben randomisierte, kontrollierte Studien mit beinahe 1.000 gesunden, prämenopausalen Teilnehmerinnen – auf diese Datengrundlage konnten die Cochrane-Wissenschaftler für ihre Übersichtsarbeit zurückgreifen. 

Von den Teilnehmerinnen erhielten

  • 138 eine Calcium-Supplementierung,
  • 110 D-Vitamine (D2 oder D3),
  • 271 sowohl Calcium als auch Vitamin D und
  • 422 Placebo-Tabletten.

Bei allen Teilnehmerinnen wurde zu Beginn und zum Ende der jeweiligen Studie eine Knochendichtemessung, entweder an der Hüfte oder an der Lendenwirbelsäule, durchgeführt.

Was ergab die Untersuchung zu Calcium und Vitamin D?

Das ernüchternde Ergebnis: In keiner der drei Gruppen, die Supplemente einnahmen, konnten Vorteile gegenüber Placebo gezeigt werden. Daher schlussfolgern die Autoren, dass eine Einnahme von Calcium und/oder Vitamin D bei gesunden Frauen in der Prämenopause keinen Vorteil mit sich bringt.  

Allerdings gaben sie zu bedenken, dass bei den meisten Studien Risiken für verschiedene Verzerrungen bestanden. Sind also weitere Studien nötig? Dies verneinen die Autoren. Allerdings wären Studien hinsichtlich Subgruppen interessant – wie beispielsweise prämenopausale Frauen mit bereits reduzierter Knochendichte oder Erkrankungen, die die Abnahme der Knochendichte fördern können.

Wer sollte Calcium und Vitamin D supplementieren?

Die Apothekenschubladen sind voll von Calcium- und Vitamin-D-Supplementen. Welche Patientengruppen profitieren also von diesen Präparaten? 

Sinnvoll erscheint eine Supplementierung für alle, die die täglichen Richtwerte von 1 g Calcium und 20 µg (= 800 I.E.) Vitamin D nicht über die Ernährung bzw. über ausreichende Sonnenlichtexposition erreichen. 

In Bezug auf die Calcium-Versorgung können Fragebögen wie beispielsweise der Calcium-Rechner von gesundheitsinformation.de einen Anhaltspunkt geben. 

Risikogruppen für einen Calcium-Mangel

  • Frauen in der Postmenopause
  • Kinder und Jugendliche in Wachstumsphasen
  • Menschen, die keine Milchprodukte zu sich nehmen

Hinsichtlich Vitamin D dürften im Winter einige Menschen von einer Unterversorgung betroffen sein: „Alle, die nicht besonders viel Fisch verzehren oder zwischen April und September nicht täglich in der Sonne sind, sollten also Vitamin D supplementieren – in den Wintermonaten sowieso. Als Dosis sind 1.000–4.000 I.E. (Internationale Einheiten) pro Tag empfehlenswert“, ist bei ernährungsmedizin.blog zu lesen.

Risikogruppen für eine Vitamin-D-Unterversorgung

  • Schwangere und Stillende
  • Kinder unter fünf Jahren und Erwachsene über 65 Jahren
  • Menschen, die selten Sonnenlicht ausgesetzt sind
  • Menschen mit dunklen Hauttönen

Die Empfehlung, die Supplementierung von Vitamin D und Calcium zu beginnen, sollten die oben genannten Zielwerte nicht über Ernährung und Sonnenlichtexposition erreicht werden, findet sich auch in den S3-Leitlinien „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern“ und „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ wieder.  

Ein besonderes Augenmerk ist auf die Calciumversorgung zu legen, wenn eine antiresorptive Therapie der Osteoporose begonnen wird, da diese mit der Möglichkeit der Hypocalcämie einhergeht. „Bei der Anwendung von parenteralen Antiresorptiva ist eine Versorgung mit mindestens 1.000 mg Calcium täglich obligat“, heißt es dazu in der Leitlinie. 

Zusammengefasst lässt sich also sagen: Supplemente sind dort nötig, wo ein Mangel herrscht. Übertrieben werden sollte aber auch nicht – unter der täglichen Anwendung sehr hoher Vitamin D Dosen (10.000 bzw. 50.000 IE) wurden sogar schon Todesfälle durch Nierenversagen beobachtet.