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Pandemie-Auswirkungen: Kinderkrankheiten: Nachholeffekte befürchtet

Vater fühlt krankem Kind die Stirn
In der Pandemie waren auch Kinder stark isoliert. Das hat Folgen: Viele Infektionskrankheiten werden nun nachgeholt. | Bild: Pixel-Shot / AdobeStock

Kinder gelten als die großen Verlierer der Corona-Pandemie. Viele von ihnen entwickelten psychische Störungen. Doch die Corona-Beschränkungen beeinflussten auch die körperliche Gesundheit. Die Auswirkungen bekommen Kinder bis heute zu spüren. Deutlich wird das an klassischen Infektionskrankheiten, insbesondere Scharlach. Das geht aus dem aktuell veröffentlichten Barmer-Arztreport 2023 hervor. 

Scharlach: jetzt erst in der Grundschule 

Von 2008 bis 2013 war Scharlach die häufigste unter den klassischen Kinderkrankheiten. Seither ist die Tendenz rückläufig. Ein drastischer Rückgang fand dem Barmer-Arztreport zufolge während der Corona-Pandemie statt: Während im Jahr 2019 in Deutschland noch 235.000 Kinder an Scharlach erkrankten, waren es in 2021 nur knapp 25.200. Das entspricht einem Rückgang von 90 Prozent. 

Der Grund: Bei Kindern in Kitas blieb während der Pandemie die übliche Scharlach-Welle aus. Doch nun rechnet man mit einem intensiven Nachholeffekt – und zwar bei den nun älteren Schulkindern. Bei ihnen könnte es zu außergewöhnlich schweren Verläufen kommen. 

Rückläufige Tendenz bei vielen Kinderkrankheiten 

Auch bei anderen Kinderkrankheiten verzeichnet der Barmer-Arztreport Einflüsse der Pandemie und der mit ihr verbundenen Abstands- und Hygienemaßnahmen. So ging etwa die Zahl der Ringelrötel-Infektionen zwischen 2019 und 2021 um 81 Prozent zurück.

Windpocken traten in dieser Zeit um 64 Prozent seltener auf. Allerdings war bei dieser Infektionskrankheit bereits in den Jahren zuvor ein deutlicher Rückgang festzustellen: Die Diagnoserate sank von 2005 bis 2019 um 92 Prozent. Als hauptverantwortlich für diesen Rückgang wird die seit 2004 geltende Windpocken-Impfempfehlung gemacht. Bis zum Jahr 2007 waren Windpocken die häufigste Kinderkrankheit.  

Kein Rückgang bei Hand-Fuß-Mund-Krankheit

Keine rückläufige Entwicklung stellt der aktuelle Barmer-Arztreport hingegen bei der äußerst ansteckenden Hand-Fuß-Mund-Krankheit fest. Diese virale Infektionskrankheit war bis 2010 eher selten, stellte jedoch bereits in 2014 die häufigste Kinderkrankheit dar. 

Auch im Corona-Jahr 2021 belegte die Hand-Fuß-Mund-Krankheit den Spitzenplatz. Es wird gemutmaßt, dass es trotz der ohnehin schon hohen Fallzahlen demnächst auch noch zu einem Nachholeffekt ähnlich wie bei Scharlach kommen könnte. Von der Hand-Fuß-Mund-Krankheit sind am häufigsten Zweijährige betroffen.  

Zukünftig negative Effekt durch Pandemien vermeiden

Der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Professor Dr. med. Christoph Straub, mahnt, dass angesichts der vorliegenden Erkenntnisse die richtigen Lehren aus der Pandemie gezogen werden sollten. Zukünftig müssten negative Effekte vermieden werden. Daher brauche es evidenzbasierte Konzepte mit Augenmaß, die im Falle einer Pandemie als eine Art Blaupause vorliegen. Quelle: Pressemitteilung Barmer