Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Anstieg von A-Streptokokken-Infektionen: Was ist eigentlich Scharlach?

Himbeerzunge eines Kindes mit Scharlach
Ein typisches Symptom von Scharlach ist die sogenannte Himbeerzunge. | Bild: Lukassek / AdobeStock 

Letztes Jahr im Frühjahr sprach man in vielen Regionen Deutschlands von einer Scharlach-Welle. Tatsächlich wurden 8.800 Fälle von Scharlach an das Robert Koch-Institut gemeldet – so viele wie die letzten Jahre zuvor nicht.

Für die ersten Wochen dieses Jahres sind bereits 1.149 Fälle registriert. Wie Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken zählt auch Scharlach zu den klassischen Kinderkrankheiten – an denen aber ebenso Erwachsene erkranken können. Dabei ist das Toxin von Streptococcus pyogenes („A-Streptokokken“) der eigentliche Scharlach-Verursacher.

Wie verläuft eine Scharlach-Erkrankung?

Streptococcus pyogenes wird per Tröpfcheninfektion übertragen, seltener über Gegenstände oder Lebensmittel. Nach einer Inkubationszeit von circa ein bis drei Tagen macht sich eine Scharlach-Erkrankung bemerkbar – zunächst meist in Form einer Angina mit Rachenentzündung, starken Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, entzündeten Mandeln, außerdem mit rasch ansteigendem Fieber und Schüttelfrost. 

Nach ein bis zwei Tagen bildet sich ein charakteristischer, nicht juckender Hautausschlag. Er besteht aus stecknadelkopfgroßen Papeln, die sich von den Achseln und der Leistengegend ausgehend über den ganzen Körper ausbreiten. Nur Handinnenflächen und Fußsohlen bleiben frei davon, ebenso der Bereich um den Mund herum (periorale Blässe). 

Das Exanthem verschwindet nach sechs bis neun Tagen wieder. Anschließend schält sich die Haut grobschuppig, insbesondere an Handinnenflächen und Fußsohlen. 

Zusätzlich kann ein bekanntes Scharlach-Symptom auftreten: die „Himbeerzunge“. Der Name rührt von den entzündeten, vergrößerten Papillen, wodurch die Zunge leuchtend rot und geschwollen erscheint. Dieses typische Krankheitszeichen muss aber nicht zwingend auftreten. Vor allem bei älteren Menschen kommen nicht unbedingt alle genannten Scharlach-Symptome vor. 

Scharlach: Folgeerkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten

Erkranken Erwachsene an der Infektionskrankheit, kommt es häufiger zu Folgeerkrankungen als bei Kindern. Dazu zählen unter anderem Mittelohrentzündung, Lungenentzündung, Nierenentzündung und rheumatisches Fieber mit Gelenk- und Herzmuskelentzündung. Grundsätzlich besteht eine erhöhte Gefahr von Komplikationen, wenn keine antibiotische Therapie erfolgt oder diese vorzeitig abgebrochen wird.

Beim Einsatz von Antibiotika (in der Regel ein Penicillin oder Cephalosporin) ist der Erkrankte in der Regel schon nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend, ansonsten bis zu drei Wochen lang. Gurgellösungen und Lutschpastillen sowie eventuell Schmerz- und Fiebermittel können zusätzlich eingesetzt werden.

Impfung gegen Scharlach nicht möglich

Im Gegensatz zu anderen Kinderkrankheiten besteht gegen Scharlach keine Impfmöglichkeit. Eine einmal durchgemachte Infektion schützt außerdem nicht vor einer erneuten Erkrankung, da es verschiedene Stämme von Streptococcus pyogenes gibt. Mit Scharlach-Infektionen ist vor allem während der Herbst- und Wintermonate zu rechnen.  

Man nimmt an, dass bis zu 20 Prozent der Menschen die Bakterien in ihrer Rachenschleimhaut beherbergen, ohne zu erkranken. Die symptomlosen Träger können die Erreger aber möglicherweise weitergeben.  

Bilden die Bakterien kein Scharlach-Toxin, kommt es nur zur Rachen- und/oder Mandelentzündung. Streptococcus pyogenes kann außerdem noch weitere Krankheitsbilder verursachen, wie Haut- und Gewebeinfektionen. Quellen: Robert Koch-Institut (RKI); Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA); Bundesministerium für Gesundheit; Kinderärzte im Netz  

Scharlach in Kürze

  • Hoch ansteckende Infektionskrankheit, zählt zu den Kinderkrankheiten
  • Erreger: Streptococcus-pyogenes-Stämme, Bakterientoxin verursacht Scharlach-Symptomatik; durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen, Inkubationszeit beträgt 1 bis 3 Tage
  • Krankheitsbeginn mit Halsentzündung und Fieber, gefolgt von großflächigem Hautausschlag, außerdem „Himbeerzunge“ typisch
  • Gefahr von Folgeerkrankungen, z. B. rheumatisches Fieber
  • Antibiotische Behandlung mit Penicillin oder Cephalosporin (konsequente Therapie wichtig)
  • Keine Impfmöglichkeit