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Studie der Pronova BKK: Zu viele Krisen: psychische Gesundheit leidet

Mann bei Psychotherapie
Die Ereignisse der letzten Jahre führten zu einer Zunahme von psychischen Problemen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Pronova BKK. | Bild: Photographee.eu / AdobeStock

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation – diese Krisen haben sich massiv auf das Seelenleben der Bevölkerung in Deutschland ausgewirkt. Insbesondere die Corona-Pandemie hat weiterhin den stärksten Einfluss auf die psychische Gesundheit der Deutschen. Das belegt eine Studie der Pronova BKK. Insgesamt 150 Psychiater und Psychotherapeuten wurden dafür Anfang 2023 befragt.

Junge Erwachsene und Familien besonders betroffen

Insgesamt sind die unter 30-Jährigen besonders stark von psychischen Problemen betroffen, bestätigen 80 Prozent der Psychiater und Psychotherapeuten. 74 Prozent sagen das von den 30- bis 49-Jährigen, 63 von den über 50-Jährigen und 41 Prozent von Kindern. 

Die psychischen Probleme werden laut Studie bei den jungen Erwachsenen vor allem durch die Klimakrise, die Corona-Pandemie und die nachfolgenden Krisen hervorgerufen. Dies betrifft auch Familien, wie 87 Prozent der Experten angeben.

Die 30- bis 49-Jährigen fühlten sich eher durch die Inflation und die dadurch gestiegenen Lebenshaltungskosten belastet, meinen 38 Prozent der befragten Experten. 

Männer litten stärker unter der Inflation (41 Prozent) als Frauen (36 Prozent), die sich wiederum stärker als die Männer mit den Folgen der Pandemie und dem Ukraine-Krieg auseinandersetzten.

Die Folgen daraus wurden nun deutlich: Im vergangenen Jahr erreichte der Andrang auf psychiatrische Praxen und Kliniken sowie auf Psychotherapeuten einen Höhepunkt.

Erhöhter Andrang auf psychiatrische Praxen

Im Mehrfach-Krisenjahr 2022 verzeichneten 80 Prozent aller Befragten mehr Terminanfragen als vor der Pandemie. Den größten Andrang gab es im niedergelassenen Bereich: 84 Prozent der psychiatrisch oder psychotherapeutisch tätigen Praxen hatten mehr Anfragen als vor der Corona-Pandemie. Verglichen mit dem Vorjahr hatten in 2022 die Psychiater in Kliniken den stärksten Anstieg der Anfragen (76 vs. 38 Prozent). 

In diesen Zahlen zu den Terminanfragen in Praxen und Kliniken sehen Experten aber nur die Spitze eines Eisbergs an psychischen Problemen. Die Dunkelziffer sei vermutlich sehr hoch. Es seien also viel mehr Menschen von psychischen Leiden betroffen, als in der Praxis erscheinen. 

Zunahme an Depressionen durch zu wenig Resilienz

Die häufigste Diagnose im Jahr 2022 lautete „Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit“. Dies stellten 84 Prozent der befragten Therapeuten bei ihren Patienten fest. In 2020 wurde dies nur von 39 Prozent der Befragten diagnostiziert. Auch Schlafstörungen und Depressionen erreichten in 2022 ihren bisherigen Höhepunkt.

Depressionen und depressive Verstimmungen waren also nicht etwa während des ersten Corona-Jahres und des Lockdowns besonders verbreitet, sondern erst 2022. Nach Expertenmeinung bauen sich Probleme oft über Monate oder Jahre auf. Erst bei hohem Leidensdruck suchten sich die Menschen dann professionelle Hilfe. 

Die psychischen Probleme seien durch die aktuellen Krisen noch verstärkt worden. Die Menschen hätten kaum eine Chance gehabt, nach einer Krise durchzuatmen und Resilienz aufzubauen. Quelle: Pressemitteilung Pronova BKK  

Zur Erinnerung: Was versteht man unter Resilienz?

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandskraft einer Person oder einer Gemeinschaft. Laut einer Definition des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) handelt es sich dabei um die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung /sn