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Zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit: Psychische Gesundheit von sozialem Status abhängig

Depressive Seniorin sitzt auf Bettkante
Frauen haben eine schlechtere psychische Gesundheit als Männer. | Bild: CineLens/peopleimages.com / AdobeStock

Grundsätzlich hat sich die psychische Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren verbessert. Doch Ereignisse wie die Finanzkrise in 2009, die Corona-Pandemie und zuletzt die Energiekrise ließen die Zahl der psychischen Erkrankungen steigen.  

Neben wirtschaftlichen Entwicklungen spiegeln sich aber auch soziale Ungleichheiten in der psychischen Gesundheit wider: Es bestehen Unterschiede je nach Geschlecht, Wohnort, Bildungsstand und Migrationshintergrund. Das zeigen jüngste Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Sie wertete Daten des Sozio-oekonomischen Panels aus den Jahren 2002 bis 2020 aus.

Gut zu wissen: Was ist das Sozio-oekonomische Panel?

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine Langzeitstudie in Deutschland, die am DIW Berlin angesiedelt ist und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert wird.

Im SOEP werden seit 1984 jedes Jahr etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten befragt. Das Besondere: Jedes Jahr werden dieselben Menschen befragt und Kinder, die in den Haushalten der Befragten leben, werden ab dem 16. Lebensjahr in die Befragung aufgenommen. So soll neben langfristigen gesellschaftlichen Trends auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen analysiert werden.

Frauen litten psychisch stärker unter Pandemie

Die Daten ergaben, dass der ohnehin bereits bestehende Unterschied zwischen den Geschlechtern Mann und Frau mit der Corona-Pandemie größer geworden ist. So hatten Frauen über den erfassten Zeitraum (2002 bis 2020) eine deutlich schlechtere psychische Gesundheit als Männer.

Die Forscher vermuten, dass dies auf eine „Retraditionalisierung der Geschlechterrollen“ in der Pandemie zurückgeführt werden könnte. „Frauen haben in der Pandemie wieder mehr Haus- und Sorgearbeit übernommen und waren dadurch in der Krise vermehrt belastet“, erklärt Studienautor Daniel Graeber vom SOEP.

Bildungsgrad und Migrationshintergrund beeinflussen Gesundheit

Unterschiede in der psychischen Gesundheit zeigen sich auch am Bildungsgrad und Migrationshintergrund. So verfügten Menschen mit einem akademischen Abschluss über eine bessere psychische Gesundheit als jene ohne Hochschulabschluss. Und Menschen ohne Migrationshintergrund fühlten sich laut Studienergebnissen seelisch gesünder als jene mit Migrationshintergrund.

Unterschiede zwischen Ost und West verringern sich

Auch die Bilanz nach Regionen ergibt wenig überraschende Resultate: Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung haben Menschen in Ostdeutschland eine schlechtere psychische Gesundheit als jene in Westdeutschland. Doch die Studienautoren vermerken positiv, dass sich der Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland von 2002 bis 2020 merklich verringert habe. „Wir sehen hier einen echten Aufholtrend“, so Graeber.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass psychische Gesundheit und Wirtschaft zusammengedacht werden müssten. So zeigten die Ergebnisse, dass wirtschaftliche Abschwünge im Schnitt die psychische Gesundheit der Bevölkerung verschlechtern – „nicht nur direkt durch Arbeitslosigkeit, sondern auch indirekt dadurch, dass Menschen sich vermehrt Sorgen machen“, betont Graeber. Quelle: PM DIW Berlin