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Allergien von Anfang an vorbeugen

Mutter stillt Säugling
Während der ersten vier bis sechs Lebensmonate sollen Babys nach Möglichkeit ausschließlich Muttermilch bekommen. | Bild: uv_group / AdobeStock

Um das Allergierisiko bei Kindern zu senken, lautete früher die Devise: Möglichst alle potentiellen Allergene fernhalten – und das schon im Mutterleib. Hier haben sich die Erkenntnisse inzwischen geändert. So müssen schwangere und stillende Frauen keine Allergenkarenz mehr einhalten. Und auch die Ernährungsempfehlungen für Säuglinge und Kleinkinder lauten teilweise anders. 

Fachleute raten heute eher dazu, dass sich das kindliche Immunsystem mit den Allergenen auseinandersetzen soll. In einer aktualisierten Leitlinie zur AllergiepräventionS3-Leitlinie Allergieprävention - Stand 11. November 2022   haben Experten verschiedener medizinischer Fachgesellschaften wissenschaftlich untermauerte Empfehlungen zusammengestellt.

Ernährung in der Schwangerschaft

Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte sich die Mutter ausgewogen und abwechslungsreich ernähren und damit den Nährstoffbedarf decken. Dazu gehört auch der Verzehr von Gemüse, Milch und Milchprodukten einschließlich fermentierter Milchprodukte wie Joghurt , Obst, Nüssen, Eiern und Fisch.  

Bekannte Nahrungsmittelallergene wie Eier, Erdnüsse, Fisch und Krustentiere müssen dabei nicht gemieden werden.

Stillen ist am besten 

Nach wie vor gilt: „breast is best“. Dem Stillen wird hohe Bedeutung beigemessen. Während der ersten vier bis sechs Lebensmonate sollte das Kind nach Möglichkeit ausschließlich Muttermilch bekommen. Aber auch wenn Beikost eingeführt wird, sollte weiter gestillt werden. Bei Stillwunsch der Mutter sollte in den ersten Lebenstagen auch keine kuhmilchbasierte Formulanahrung zugefüttert werden.  

Kann die Mutter nicht oder nicht ausreichend stillen, soll eine Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Bei Allergie-Risikokindern (wenn also Mutter und/oder Vater eine Allergie haben), empfiehlt sich bis zur Beikosteinführung eine Säuglingsanfangsnahrung, die erwiesenermaßen allergiepräventiv ist.  

Soja-basierte Säuglingsnahrungen sind zum Zweck der Allergieprävention nicht geeignet. Das gilt auch für Getreidedrinks. Sie stellen aus ernährungsphysiologischer Sicht keinen Milchersatz dar. Milch von anderen Tieren (z. B. Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch) sollte ebenfalls nicht zum Zweck der Allergieprävention gegeben werden. Es gibt für sie keine Belege für eine allergiepräventive Wirkung.

Das gilt für die Beikost 

Je nach Bereitschaft des Säuglings sollte man mit der Fütterung von Beikost frühestens ab Beginn des fünften und spätestens ab Beginn des siebten Lebensmonats beginnen.  

Potente Allergieauslöser sollen bei der Beikost nicht gemieden werden. Es gibt laut Expertenkommentar Hinweise darauf, dass eine vielfältige Ernährung im ersten Lebensjahr vor der Entwicklung atopischer Erkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis oder Nahrungsmittelallergien schützen kann. 

Eine vielfältige Ernährung umfasst auch Fisch und Hühnerei sowie eine begrenzte Menge (bis zu 200 ml/Tag) Milch (für Brei) bzw. Naturjoghurt. Um einer Allergie gegen Hühnerei vorzubeugen, gilt: Nur durcherhitztes, also zum Beispiel verbackenes oder hartgekochtes, aber kein rohes Ei und auch kein Rührei mit der Beikost einführen und regelmäßig geben.

Gewichtskontrolle wichtig 

Die Allergie-Experten betonen, dass auch im Sinne der Allergieprävention eine normale Gewichtsentwicklung bei Kindern zu fördern ist. Der Grundstein dafür werde bereits in der Schwangerschaft gelegt: Ein erhöhter Body-Mass-Index der Mutter vor bzw. zu Beginn einer Schwangerschaft ist positiv mit Wheezing (keuchende oder pfeifende Atmung) oder Asthma beim Kind assoziiert. Frauen mit Kinderwunsch sollten deshalb Normalgewicht anstreben.

Hund, Katze und Co.

Auch zum Lebensumfeld nehmen die Fachleute Stellung. Von Interesse sind dabei vor allem die Empfehlungen zur Tierhaltung in Haushalten mit kleinen Kindern. Demnach muss, wenn kein erhöhtes Allergierisiko besteht, die Haltung von Katzen oder Hunden nicht eingeschränkt werden. 

Besteht dagegen ein erhöhtes Allergierisiko, sollte keine Katze neu angeschafft werden. Ein Hund kann aber gehalten werden. Was andere Haustiere betrifft, gibt es keine Empfehlungen. Es gibt aber keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass bereits vorhandene Haustiere aus Gründen der Allergieprävention abgeschafft werden müssen.

Vorsicht inhalative Schadstoffe! 

Nach wie vor gilt, dass Tabakrauch das Allergierisiko von Kindern erhöht – bereits während der Schwangerschaft – und deshalb vermieden werden sollte. Kinder, die Tabakrauch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko, im Vorschulalter bzw. frühen Schulalter Asthma zu entwickeln. Besonders gefährdet sind Kinder aus Risikofamilien.  

Auch eine Exposition gegenüber Schimmelpilzen und Innenraumluftschadstoffen sollte aus Allergieschutzgründen geringgehalten werden. Hohe Luftfeuchtigkeit in der Wohnung und mangelnde Ventilation begünstigen das Schimmelpilzwachstum.  

Die Exposition gegenüber Autoabgasen sollte ebenfalls geringgehalten werden. Stickoxide, Ozon und Feinstaub erhöhen das Asthmarisiko.

Weitere Informationen zum Allergierisiko bei Kindern und zur Prävention gibt es zum Beispiel auf der Website der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e. V. Quelle:
- AWMF online: S3-Leitlinie Allergieprävention – Stand 11. November 2022

- Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V.