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Acht Mythen über die Grippe

Tasse Tee mit dem Schriftzug "Grippe"
Bei einer Influenza oder allgemeinem Krankheitsgefühl fördern warme Getränke, wie z. B. ungesüßte Kräutertees, das allgemeine Wohlbefinden. | Bild: nito / AdobeStock

Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, hohes Fieber – Atemwegserkrankungen sind derzeit auf dem Vormarsch. So kursiert auch die Influenza in diesem Jahr wieder. Dass die Schutzmaßnahmen wie Mindestabstand, Masken, Händewaschen und weniger soziale Kontakte in den vergangenen Jahren die Influenza-Viren an ihrer Verbreitung gehindert haben, ist bekannt. Jedoch ist dadurch wohl auch das Immunsystem schlechter auf die diesjährige Grippesaison vorbereitet.  

So stark, wie sich momentan die Krankheitserreger verbreiten, so hartnäckig halten sich jedoch auch verschiedene Mythen über die Influenza. Wir haben achten Thesen für Sie unter die Lupe genommen. Was stimmt und welche Behauptung ist falsch?

Mythos 1: Die Grippe ist nur eine Erkältung, bloß etwas hartnäckiger

Stimmt nicht.

Eine Erkältung kommt schleichend, eine Grippe plötzlich – so lautet grob die Faustregel zur Unterscheidung zwischen einem grippalen Infekt und einer Influenza.  

Bei einer Grippe fühlt man sich sprichwörtlich wie „von einem Zug überfahren“. Die Beschwerden – meist Fieber, Frösteln, Heiserkeit Husten, Hals-, Kopf- und Muskelschmerzen – treten plötzlich und sehr heftig auf.  

Eine Erkältung hingegen verläuft eher schleppend: Man fühlt sich zunächst unwohl, der Hals kratzt und die Nase läuft. Im weiteren Verlauf kann auch erhöhte Temperatur oder Fieber auftreten.

Mythos 2: Eine Grippeimpfung löst Influenza aus

Falsch.  

Bei der Grippeimpfung handelt es sich um einen Totimpfstoff, der abgetötete, also nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger enthält, die das Immunsystem zum Aufbau von Antikörpern anregen sollen.

Bei einer Grippeimpfung können Nebenwirkungen, wie beispielsweise leichte Schmerzen bzw. Rötung an der Injektionsstelle sowie typische Erkältungssymptome, auftreten. Eine Influenza löst die Impfung hingegen nicht aus.  

Zur Erinnerung: Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeimpfung für:

  • alle Personen ab 60 Jahren,
  • alle Schwangeren ab dem zweiten Trimenon; bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Trimenon,
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, neurologische Grundkrankheiten wie Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz),
  • Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen,
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können.

Geimpft werden sollten im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos außerdem

  • Personen mit erhöhter Gefährdung (z. B. medizinisches Personal),
  • Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr,
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können.

Ebenso sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln eine Grippeschutzimpfung erhalten. Die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden.

Das Robert Koch-Institut empfiehlt die Monate Oktober und November als besten Zeitraum für eine jährliche Influenzaimpfung.

Mythos 3: Antibiotika können Grippe heilen

Stimmt nicht.

Influenza wird durch Viren verursacht und nicht durch Bakterien. Antibiotika sind gegen Viren wirkungslos und kommen bei bakteriellen Infektionen zum Einsatz, jedoch nicht zur Behandlung einer Grippe. Gesellt sich zu einer Grippe beispielsweise eine Lungenentzündung oder eine Bronchitis dazu, werden zusätzlich Antibiotika gegen die bakterielle Infektion verordnet.

Mythos 4: Viel trinken hilft der Genesung

Nicht belegt.

Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr bei Influenza hilft. Es gibt jedoch auch keine Belege dagegen. Im Allgemeinen tun warme Getränke gut und fördern das Wohlbefinden, beispielsweise Ingwerwasser, Heiße Zitrone und ungesüßte Kräutertees.

Mythos 5: Nur wer niest und hustet, ist ansteckend

Falsch.

Grippeerkrankte könnten das Virus bereits am Tag vor dem Auftreten der typischen Krankheitsanzeichen weitergeben. Sind die Beschwerden abgeklungen, können die Betroffenen dennoch für circa eine Woche ansteckend sein.

Mythos 6: Desinfektionsmittel schützen vor einer Ansteckung

Stimmt nicht.

Zwar tötet der hohe Alkoholgehalt in Desinfektionsmitteln Viren ab, er bietet aber nicht automatisch Schutz vor Influenza oder anderen Infektionskrankheiten. Grippeviren werden entweder als Tröpfcheninfektionen aus der Luft eingeatmet oder gelangen durch Schmierinfektionen über die Schleimhäute in den Körper.  

Übrigens: Die Krankheitserreger können durchaus mehrere Stunden bis Tage auf Türklinken, Tastaturen, Telefonen und Co. überleben.

Mythos 7: Gesunde Menschen stecken eine Grippe leichter weg

Stimmt nicht.

Zwar gibt es bestimmte Risikogruppen, die eine erhöhte Gefahr für schwere Influenza-Verläufe haben, doch auch gesunde Menschen können unter schwerwiegenden Folgen bedingt durch Grippe leiden. Wer zu früh wieder in anstrengende sportliche Aktivitäten einsteigt oder Alltagsstress ausgesetzt ist, riskiert, die Grippe zu „verschleppen“.  

Dies kann wiederum zu schweren Komplikationen führen, wie beispielsweise eine Lungenentzündung oder die Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems. Daher ist es wichtig, dass man sich ausreichend schont und auskuriert.

Mythos 8: Winterzeit ist Grippezeit

Stimmt teilweise.

Mit einer Influenza kann man sich das ganze Jahr über anstecken. Trotzdem tritt die Grippe verstärkt in den Wintermonaten auf. Der Grund: Das Virus ist bei kühleren Temperaturen beständiger und kann länger in der Luft und auf Oberflächen überleben. 

Außerdem ist unser Immunsystem im Winter weniger widerstandsfähig als in den Sommermonaten. Auch wird vermutet, dass die Schleimhäute der oberen Atemwege bei trockener Luft (Heizungsluft) anfälliger für Infektionen sind.