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Was ist eigentlich das Oropouche-Fieber?

In Deutschland sind bislang vier Fälle von Oropouche-Fieber bei Reiserückkehrern bekannt geworden. Eine Übertragung des Virus hierzulande wurde bisher nicht beobachtet. Dennoch müssen Risiken erkannt und Infektionsketten unterbrochen werden.
Bei fieberhaften Erkrankungen sollten deshalb Betroffene, die gerade mit Beschwerden aus einem Fernurlaub kommen, auch auf eine mögliche Virusinfektion wie das Oropouche-Fieber aufmerksam gemacht werden. Doch was ist das für eine Infektionskrankheit?
Oropouche-Fieber: Infektion durch RNA-Virus
Das Oropouche-Fieber ist eine Erkrankung, die durch das Oropouche-Virus verursacht wird. Bei diesem Virus handelt sich um ein behülltes, einzelsträngiges RNA-Virus, welches derzeit überwiegend in Mittel- und Südamerika sowie in der Karibik vorkommt. Der Fluss Oropouche auf der karibischen Insel Trinidad war übrigens Namensgeber für die Erkrankung.
Zur Erinnerung: Was sind behüllte RNA-Viren?
Behüllte RNA-Viren sind Viren, die über eine Lipidmembran verfügen. Dazu gehören neben dem Oropouche-Virus auch Coronaviren, HIV, Influenzaviren u. v. m.
Die Membran behüllter Viren kann in der Regel durch Desinfektionsmittel mit Ethanol oder 2-Propanol zerstört werden, wodurch die Viren inaktiviert werden können.
RNA-Viren neigen stärker zu Mutationen als DNA-Viren. Die Entwicklung verlässlicher antiviraler Arzneimittel und auch Impfstoffe ist schwierig, weil sich die Viren schnell verändern können.
Übertragung des Oropouche-Fiebers durch Stechmücken
Die Infektion verbreitet sich nicht direkt von Mensch zu Mensch, sondern durch einen sogenannten Vektor. Vektoren sind lebende Organismen wie Mücken, die infektiöse Pathogene übertragen.
Das Oropouche-Virus kann durch den Stich der Culicoides-paraensis-Mücken und Culex-quinquefasciatus-Mücken auf den Menschen übertragen werden. Häufig kommen die Übertragungsmücken in Waldgebieten und in der Nähe von Gewässern vor, aber auch in städtischen Gegenden, in denen organische Abfälle wie verrottende Bananenstiele und Kakaoschalen zu finden sind.
Oropouche-Virus weiter verbreitet als gedacht
Das Oropouche-Virus ist seit den 1950er Jahren bekannt. Nun zeigt eine Studie, dass es in Lateinamerika wohl deutlich verbreiteter ist als bisher angenommen. Ein internationales Forscherteam fand in 6,3 Prozent von mehr als 9.400 Blutproben aus Bolivien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador und Peru Antikörper gegen den Erreger. Somit hatte dort mindestens jeder 16. Mensch schon einmal im Leben diese Infektion, erläutert Co-Autor Jan Felix Drexler.
Der Leiter der Arbeitsgruppe Virusepidemiologie an der Berliner Charité geht davon aus, dass vermutlich mehr als 6,3 Prozent der Bevölkerung bereits Kontakt zu dem Virus hatten. „Wir wissen nicht, wie lange die Antikörper anhalten.“
Zudem gab es starke regionale Unterschiede, wie das Team im Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases“ schreibt: Während in Costa Rica im Schnitt etwa 2 Prozent der Proben Antikörper gegen den Erreger aufwiesen, waren es in Ecuador 5 Prozent und in den Amazonasgebieten mehr als 10 Prozent. Die Blutproben stammten aus den Jahren 2001 bis 2022. Quelle: dpa / mia
Welche Symptome treten beim Oropouche-Fieber auf?
Die Krankheitssymptome sind ähnlich wie beim Dengue-Fieber und zeigen sich erstmals zwischen vier und zwölf Tage nach dem infektiösen Stich. Der Beginn ist plötzlich und äußert sich in der Regel durch Fieber, Kopfschmerzen, Gelenksteifheit, Schmerzen, Schüttelfrost und manchmal auch durch Übelkeit und Erbrechen.
Die Symptome können bis zu sieben Tage anhalten. Die Verläufe sind überwiegend mild. Die meisten Patienten erholen sich innerhalb von wenigen Tagen, bei einigen kann die Rekonvaleszenz jedoch Wochen dauern. Eine schwere Infektion, die derzeit selten vorkommt, kann zu aseptischer Meningitis und in seltenen Fällen zum Tod führen.
Oropouche-Virus ist für Ungeborene gefährlich
Schwangere müssen sich vor einer Infektion besonders schützen, da das Virus auch auf den Fötus übertragen werden kann.
Eine Ansteckung mit dem Oropouche-Virus kann nicht nur die schwangere Frau gefährden, sondern auch unter Umständen zu Fehl- und Frühgeburten führen. Darüber hinaus gibt es erste Hinweise darauf, dass das Oropouche-Virus ähnlich wie das Zikavirus Fehlbildungen bei Ungeborenen verursachen könnte.
Aus diesem Grund sollten Schwangere laut Robert Koch-Institut auf Reisen in Ausbruchsgebiete verzichten. Auch das Auswärtige Amt empfiehlt Schwangeren, die Notwendigkeit einer Reise kritisch abzuwägen.
Stichprävention ist die wirksamste Schutzmaßnahme
Es gibt keine spezifische antivirale Behandlung und auch keinen Impfstoff für die Oropouche-Viruskrankheit. Schutzmaßnahmen vor Infektionen beruhen auf der Vorbeugung von Mückenstichen.
Einen effektiven Schutz bieten mechanische Barrieren wie Moskitonetze, eine entsprechende Kleidung und wirksame Repellentien. Ebenfalls soll der Aufenthalt in Gegenden, in denen sich bekannterweise viele Mückenbrutstätten befinden, gemieden werden.
Die Repellentien N,N-Diethyl-meta-toluamid (DEET) und Icaridin haben sich gegen Stiche der speziellen Mückenart als wirksam erwiesen und können in der Apotheke empfohlen werden. Die Verwendung von Flächen- oder Hautdesinfektionsmittel wird als eine präventive Maßnahme zwar nicht empfohlen, im Fall einer gesicherten Infektion ist eine hygienische Basisdesinfektion im engen Patientenumfeld allerdings ratsam. Quellen:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/153349/Erste-Faelle-von-Oropouche-Fieber-in-Deutschland
https://www.who.int/emergencies/disease-outbreak-news/item/2024-DON521
https://www.paho.org/en/documents/epidemiological-alert-oropouche-region-americas-vertical-transmission-event-under
Das Oropouche-Fieber in Kürze
- eine durch RNA-Virus verursachte Infektion, die durch Mücken übertragen wird
- häufige Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Gelenksteifheit, Schmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen, die bis zu 7 Tage anhalten
- Bei Schwangeren kann die Infektion auf den Fötus übertragen werden.
- Eine Impfung ist nicht möglich, als einzige Schutzmaßnahme gilt die Stichprävention.