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mResvia®: RSV-Impfung für Ältere: STIKO empfiehlt mRNA-Vakzine

Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland rät seit 2024 allen Personen ab einem Alter von 75 Jahren sowie allen Personen ab 60 Jahren mit Risikofaktoren und Bewohnern eines Pflegeheims zur einmaligen standardmäßigen Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).
Bisher sprach die STIKO sich für die zwei proteinbasierten RSV-Impfstoffe Arexvy® von GlaxoSmithKline (GSK) und Abrysvo® von Pfizer aus. Neu ist die Empfehlung des mRNA-RSV-Impfstoffes (mResvia®).
Zur Erinnerung: Was ist das RS-Virus?
Das RS-Virus (Respiratorisches Synzytialvirus) ist einer der wichtigsten Erreger von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Frühgeborenen.
Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, die Inkubationszeit beträgt zwei bis acht Tage. Nach Infektion vermehren sich die Viren sodann in den Schleimhäuten der Atemwege.
Eine wichtige Rolle für das Krankheitsgeschehen von RSV spielt dabei das Fusionsprotein (F-Protein), das in die Lipidhülle des Virus eingelagert ist. Das F-Protein schädigt die Zellen der Atemwege – Synzytienbildung –, indem es die zilientragenden Epithelzellen miteinander verschmilzt.
Die Folge: Immunzellen werden angelockt, Zelltrümmer und Schleim entstehen, die die Atemwege verlegen. Die Schädigung der Atemwegszellen ist jedoch reversibel, sodass sich die Epithelzellen innerhalb von vier bis acht Wochen wieder erholen.
Studie: mRNA-Impfstoff zeigt gute Wirksamkeit gegen RS-Virus
Grundlage für diese Entscheidung waren die Ergebnisse einer globalen Phase-III-Studie (ConquerRSV)The New England Journal of Medicine: "Efficacy and Safety of an mRNA-Based RSV PreF Vaccine in Older Adults" mit rund 37.000 Teilnehmenden im Alter von 60 Jahren. Hinsichtlich des primären Endpunktes wurde eine Wirksamkeit von 83,7 % gegen RSV-bedingte Erkrankungen der unteren Atemwege mit mindestens zwei Symptomen – und 82,4 % bei drei oder mehr Symptomen – gezeigt (Nachbeobachtungszeit 3,7 Monate).
Laut dem Hersteller Moderna ist der Impfstoff sicher und gut verträglich. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen (Myalgie) und Gelenkschmerzen (Arthralgie).
Gut zu wissen: So wirkt die mRNA-Vakzine mResvia®
Die enthaltene mRNA kodiert für ein stabilisiertes Präfusions-F-Glykoprotein des respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Dieses F-Glykoprotein ist entscheidend für das Eindringen des Virus in Wirtszellen. Da die Präfusionsform des F-Proteins stark konserviert ist, eignet sie sich besonders gut als Ziel für virusneutralisierende Antikörper.
Der Impfstoff fördert somit die Bildung von Antikörpern gegen RSV-A und RSV-B und aktiviert antigenspezifische zelluläre Immunantworten. Zur Stabilisierung verwendet Moderna Lipidnanopartikel, die auch in den COVID-19-Impfstoffen zum Einsatz kommen.
RSV-Impfung: Wer sollte sich ab 60 Jahren impfen lassen?
Infektionen mit dem RS-Virus können bei älteren Menschen zu Hospitalisierungen und Todesfällen führen. Das Risiko für einen schweren Verlauf steigt mit dem Alter. Besonders gefährdet sind zudem Personen mit einer schweren Grunderkrankung.
Die STIKO rät daher allen im Alter zwischen 60 und 74 Jahren zur Impfung mit einem der drei empfohlenen Impfstoffe, wenn schwere Formen der folgenden Erkrankungen vorliegen:
- chronische Erkrankungen der Atmungsorgane
- chronische Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen
- chronische neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen
- hämatologische Erkrankungen
- Diabetes mellitus (mit Komplikationen)
- angeborene oder erworbene Immundefizienzen
Zusätzlich wird allen Pflegeheimbewohnern eine einmalige Impfung empfohlen.
Da die RSV-Saison in der Regel von Oktober bis März dauert, ist der optimale Zeitpunkt für eine Impfung zwischen September und Oktober. Die STIKO empfiehlt bisher keine Wiederholungsimpfung, aber sie überprüft weiterhin die Datenlage, um ihre Empfehlungen bei Bedarf anzupassen.
Erstattung des mRNA-RSV-Impfstoffs teilweise durch die GKV
Nach der STIKO-Entscheidung ist der in einer gebrauchsfertigen Fertigspritze erhältliche Impfstoff nun durch private Krankenversicherungen (PKV) sowie einige gesetzliche Krankenkassen (GKV) erstattungsfähig. Der nächste Schritt, um eine Erstattung durch alle gesetzlichen Krankenkassen zu ermöglichen, ist die Aufnahme des RSV-Impfstoffs in die Schutzimpfungsrichtlinie (SIRL). Diese Entscheidung trifft der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA).
In der kommenden RSV-Saison soll mResvia® in einer 10er-Packung (N2) erhältlich sein. Quellen:
- Faktenblatt: RSV-Impfung für ältere Menschen; www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Informationsmaterialien/Faktenblaetter-zum-Impfen/RSV-Impfung-Aeltere-Menschen.html?nn=16911006
- Moderna erhält Empfehlung der STIKO für seinen RSV-Impfstoff mRESVIA® für Erwachsene ab 75 Jahren und Patienten* zwischen 60 und 74 Jahren mit Risikofaktoren. Pressemitteilung von Moderna, Stand: 10. April 2025