Aktuelles

In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.

6 min merken gemerkt Artikel drucken

Bei Typ-2-Diabetes: Wasser besser als Light-Getränke

Glas wird mit Cola befüllt; im Hintergrund steht Essen
Sind Light-Getränke bei Typ-2-Diabetes eine Alternative zu zuckerhaltigen Softdrinks? | Bild: Dmitry / AdobeStock

Zuckerhaltige Getränke gelten als bedeutender Risikofaktor für Übergewicht, Insulinresistenz und die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. In der ernährungstherapeutischen Praxis werden sie deshalb meist durch kalorienfreie Alternativen wie Diätgetränke ersetzt. Doch blockieren diese unter Umständen eine erfolgreiche Diabetes-Remission und Gewichtsabnahme?

Dieser Frage ging eine aktuelle Studie nach, die beim diesjährigen Kongress der American Diabetes Association (ADA) vorgestellt wurde. Untersucht wurde, welchen Einfluss es hat, wenn übergewichtige oder adipöse Patientinnen mit Typ-2-Diabetes im Rahmen eines strukturierten Gewichtsreduktionsprogramms auf Diätgetränke verzichten und stattdessen Wasser trinken. Die Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die ernährungstherapeutische Beratung haben.

Zucker, Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe – was ist was?

Diätgetränke (auch als „Light“ oder „Zero“ bezeichnet) sind Getränke, die anstelle von Zucker kalorienfreie oder kalorienarme Süßstoffe enthalten. Sie sollen den Geschmack zuckerhaltiger Getränke imitieren, dabei jedoch kaum oder keine Kalorien liefern und den Blutzuckerspiegel nicht erhöhen. So sollen sie eine Alternative für Menschen darstellen, die ihren Zuckerkonsum einschränken oder abnehmen möchten. 

Typische Süßstoffe in Diätgetränken sind etwa Aspartam, Sucralose, Acesulfam-K oder Stevia.

Die nachfolgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zucker, Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen:

SubstanzKaloriengehaltBlutzuckerauswirkungKariogenBeispiele
Zuckercirca 4 kcal/g erhöht Blutzuckerja
  • Traubenzucker
  • Haushaltszucker
  • Laktose
  • Maltodextrin
  • Honig
Süßstoffe0 kcal/g keinenein
  • Aspartam (E951)
  • Sucralose (E955)
  • Acesulfam-K(E950)
Zuckeraustauschstoffe circa 2,4 kcal/g gering bis moderatnein
  • Xylit
  • Sorbit
  • Erythrit
  • Isomalt

Studie: Diätgetränke vs. Wasser bei Diabetes

Die randomisierte, einfachverblindete Interventionsstudie von Dr. Hamid Reza Farshchi von der Universität Nottingham und Team umfasste 81 übergewichtige bzw. adipöse Frauen mit Typ-2-Diabetes. 

Alle Teilnehmerinnen konsumierten regelmäßig Diätgetränke und wurden zu Beginn der Studie mit Metformin behandelt. Die Frauen nahmen an einem strukturierten 18-monatigen Programm zur Gewichtsreduktion und -erhaltung teil, wovon sechs Monate ein Programm zur Gewichtsreduktion und anschließend zwölf Monate zur Gewichtsstabilisierung vorgesehen waren.

Die Teilnehmerinnen wurden für die Studie zufällig in zwei Gruppen eingeteilt: 

  • In der Interventionsgruppe wurden die Diätgetränke fünfmal in der Woche nach dem Mittagessen konsequent durch stilles Wasser ersetzt.
  • Die Vergleichsgruppe durfte indessen weiterhin fünfmal in der Woche nach dem Mittagessen ihre gewohnten Light-Getränke konsumieren.

Ziel war es, herauszufinden, ob der Austausch zu besseren Therapieerfolgen führt. 

Deutlich bessere Ergebnisse durch Wasser bei Diabetes

Bereits nach sechs Monaten zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Gewichtsverlust: Die Frauen in der Wassergruppe nahmen im Schnitt 6,82 kg ab, während die Teilnehmerinnen der Diätgetränke-Gruppe nur 4,85 kg verloren. 

Doch der vielleicht wichtigste Befund betraf die Remission des Diabetes: Ganze 90 % der Frauen, die Wasser statt Diätgetränke tranken, erreichten eine Remission – verglichen mit nur 45 % in der Vergleichsgruppe.

Zur Erinnerung: Was bedeutet Remission bei Diabetes?

Eine Remission ist definiert als ein Zustand, in dem der Blutzucker einer Person mit Typ-2-Diabetes ohne die Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten wieder in den nicht-diabetischen Bereich fällt und dort für eine gewisse Zeit bleibt. Offizielle Definition ist hierbei ein HbA1c < 6,5 % (48 mmol/mol) für mindestens drei Monate.

Auch weitere Parameter besserten sich in der Wassergruppe deutlicher, etwa 

  • BMI, 
  • Nüchternblutzuckerwerte, 
  • postprandialer Glucosespiegel, 
  • Insulinspiegel, 
  • Insulinresistenz sowie 
  • Triglyceride. 

Diese Verbesserungen traten trotz nahezu identischem Kaloriengehalt der Flüssigkeiten auf – ein Hinweis darauf, dass die Art der Süßung über kalorische Effekte hinausgehende Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben könnte. 

Die Studie wurde bislang nur als Abstract auf dem ADA-Kongress präsentiert, bisher bekannte Daten stammen aus dem Abstract sowie Pressemitteilungen, die nicht alle methodischen Details offenlegen, etwa zur Randomisierung, Compliance-Messung oder Kontrolle von Begleitfaktoren wie Bewegung oder Gesamtenergiezufuhr. Dies erschwert eine abschließende Bewertung. 

Die Ergebnisse wurden bislang nicht in einem peer-reviewten Fachjournal veröffentlicht. Dennoch könnten sie wertvolle Hinweise für die klinische Praxis liefern.

Studienergebnisse vorsichtig interpretieren 

Die Ergebnisse dieser Studie sind beeindruckend – gleichzeitig sollten sie vorsichtig interpretiert werden. Die untersuchte Population war eng gefasst: ausschließlich Frauen mit einem BMI zwischen 27 und 35 kg/m2, alle unter Metformin-Medikation und mit moderat erhöhtem HbA1c (6,5–7,2 %). Männer oder Patientinnen mit komplexerer Therapie wurden nicht einbezogen. 

Zudem wurde lediglich ein einzelnes Getränk am Tag ersetzt, was einerseits die Alltagstauglichkeit erhöht, andererseits aber auch die Frage aufwirft, welche Rolle das gesamte Trinkverhalten der Teilnehmenden gespielt hat. Es ist nicht bekannt, ob Teilnehmerinnen der Wassergruppe sonst auch auf Diätgetränke verzichteten. 

Robert Cohen, Professor für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel an der University of Cincinnati, äußert sich gegenüber dem amerikanischen Gesundheitsportal „Everyday Health“ kritisch zu den Ergebnissen der Studie. Er zeigt sich skeptisch und betont, dass die gesundheitlichen Risiken von Diätgetränken seiner Ansicht nach häufig überschätzt würden. 

Zwar habe es in der Studie einen statistisch signifikanten Unterschied beim Gewichtsverlust gegeben, doch dieser Unterschied sei zu gering, um klinisch relevante Auswirkungen wie eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Diabetes-Remission zu erklären. 

Zudem fehle es der Studie an wichtigen Ausgangsdaten, etwa darüber, wie nah die Teilnehmenden zu Beginn der Untersuchung einer Remission bereits waren oder ob die Gruppen hinsichtlich Gewicht und Blutzucker vergleichbar zusammengesetzt waren. Everyday Health: "Ist Diät-Limonade ungesund für Menschen mit Diabetes?", Stand: 08/2025 

Wasser bleibt die beste Wahl bei Diabetes

Zusammengefasst gilt: Wasser bleibt aus ernährungsmedizinischer Sicht die beste Wahl. Die Studie liefert Hinweise darauf, dass selbst der Verzicht auf Diätgetränke, und der einfache Griff zum Wasser, therapeutisch relevant sein könnte. Patienten mit Typ-2-Diabetes, die abnehmen und ihren Stoffwechsel verbessern möchten, könnten also vom bewussten Verzicht auf künstlich gesüßte Getränke profitieren. 

„Unsere Studie unterstreicht die Bedeutung, Wasser, und nicht nur kalorienarme Alternativen, als Teil eines effektiven Diabetes- und Gewichtsmanagements zu fördern“, schreiben die Autoren. Dieser einfache Tausch könnte langfristig das Diabetesmanagement sowie Strategien zur Lebensstilintervention positiv beeinflussen. In Kombination mit einem strukturierten Ernährungs- und Bewegungsprogramm lässt sich so möglicherweise die Chance auf eine Remission erheblich steigern. 

Da bis jetzt jedoch belastbare Langzeitdaten fehlen, bleibt der Stellenwert von Diätgetränken im Diabetesmanagement unklar – weitere Forschung ist notwendig, bevor allgemeingültige Empfehlungen ausgesprochen werden können. Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/news/typ-2-diabetes-verzicht-auf-zuckerfreie-sussgetranke-erzielt-in diatstudie-haufiger-eine-remission-8d0a69b0-741a-413a-bfe4-e00ae8b0a0b7
- https://diabetesjournals.org/diabetes/article/74/Supplement_1/586-P/158705/586-P-Effects-of Replacing-Diet-Beverages-with
- https://www.gastroenterologyadvisor.com/news/weight-loss-type-2-diabetes-remission-up-with replacing-diet-drinks-with-water/
- https://diabetes.org/newsroom/press-releases/water-instead-diet-drinks-associated-two-fold rate-diabetes-remission-women
- https://www.emedinexus.com/post/49725/-Substituting-Diet-Beverages-with-Water-Improves Long-Term-Diabetes-Management
- https://www.drugs.com/news/ada-weight-loss-type-2-diabetes-remission-up-replacing-diet drinks-water-125535.html
- https://www.fitbook.de/gesundheit/diabetiker-ersetzen-light-getraenk-durch-wasser-studie
- https://www.everydayhealth.com/diabetes/ditching-diet-soda-tied-to-weight-loss-and-higher chance-of-diabetes-remission/
- https://www.diabinfo.de/leben/typ-2-diabetes/behandlung/ernaehrung.html
- https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Zuckerersatz-Wie-gesund-sind-Xylit-Stevia