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Die Alzheimer-Therapie der Zukunft?

Bietet nichtinvasive Hirnstimulation bei Alzheimer-Demenz einen therapeutischen Durchbruch? | Bild: Teeradej / Adobe Stock

Vielversprechend: nichtinvasive Hirnstimulation

An Mäusen hatte ein Forscherteam aus den USA bereits positive Effekte mit einer transkraniellen elektromagnetischen Behandlung erzielt. Hierbei müssen im Gegensatz zur tiefen Hirnstimulation keine Elektroden ins Gehirn eingebracht werden. Die elektromagnetischen Wellen gelangen vielmehr von außen durch die Schädeldecke hindurch ins Gehirn. Es handelt sich also um eine nichtinvasive Methode. Im Experiment ließen sich mit einer solchen Behandlung bei Mäusen Alzheimer-ähnliche Gedächtnisverluste verhindern und sogar rückgängig machen. Daraufhin stellte sich die große Frage, ob diese Art der elektromagnetischen Stimulation auch beim Menschen entsprechend wirkt. 

Tägliche Anwendung mittels Kappe

Im Rahmen einer Pilotstudie behandelten die Forscher acht Patienten, die an leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz litten. Die Studienteilnehmer erhielten für die Behandlung eine spezielle Kappe auf den Kopf, über welche die elektromagnetischen Wellen auf das Gehirn einwirkten. Diese Behandlung wurde zwei Monate lang zweimal täglich für jeweils eine Stunde durchgeführt. Währenddessen konnten sich die Patienten weitgehend frei bewegen.

Kognitiver Abbau von einem Jahr rückgängig gemacht

Bei sieben der acht Studienteilnehmer zeigte sich nach der zweimonatigen Behandlung ein deutlicher Effekt hinsichtlich der kognitiven Fähigkeiten: In einem standardisierten Alzheimer-Test (ADAS-cog) schnitten die Probanden besser ab als vor der elektromagnetischen Stimulation. Die Verbesserung betrug rund 4 Punkte auf der Testskala. Im Verlauf einer Alzheimer-Demenz zeigt sich typischerweise eine Verschlechterung um 4 Punkte in einem Zeitraum von 12 bis 15 Monaten. Durch die Behandlung wurde also die Verschlechterung von mindestens einem Jahr gleichsam rückgängig gemacht. Dieser Effekt hielt noch zwei Wochen nach Therapieende an.

Krankheitsmodulierende Wirkung: Auflösung von Proteinansammlungen

Weitere Studienergebnisse lieferten eine mögliche Erklärung für diese positive Wirkung. So zeigten sich im Blut und im Liquor Veränderungen der spezifischen Biomarker Beta-Amyloid und Tau-Protein. Das sind jene Eiweiße, deren Ansammlung im Gehirn als wesentliche Ursache der Alzheimer-Demenz angesehen wird. Durch die elektromagnetische Behandlung könnte es zu Auflösungen dieser Eiweißansammlungen gekommen sein, was sich in den veränderten Blut- und Liquorwerten widerspiegelte. Demnach scheint dieses Verfahren tatsächlich eine krankheitsbeeinflussende Wirkung zu haben.

Bisher ohne Nebenwirkungen

Diese ersten Ergebnisse wecken Hoffnungen, dass mit der transkraniellen elektromagnetischen Behandlung ein ganz neuer therapeutischer Ansatz gegen Alzheimer möglich sein könnte. Noch dazu war die Anwendung bisher nicht mit offensichtlichen Nebenwirkungen verbunden. Nun müssen große klinische Studien durchgeführt werden, die das Potential dieser Methode weiter prüfen. Quelle: Journal of Alzheimer’s Disease 2019; 71: 57–82