Rezeptur
Praxiswissen
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Frage aus der Rezeptur: Mundspülung mit Hydrocortisonacetat

Blaue Mundspülung wird in weiße Kappe gegossen
Was ist bei der Herstellung einer Mundspülung mit Hydrocortisonacetat zu beachten? | Bild: Pavelis / AdobeStock

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Frage:

Wir sollen in der Apotheke folgende Rezeptur herstellen:  

Hydrocortisonacetat 0,5 g 
Tetracainhydrochlorid 1,0 g 
Dexpanthenol 5,0 g 
Hydroxyethylcellulose 2,5 g 
Propylenglycol 18,2 g 
Gereinigtes Wasser zu 100,0 g 

Leider ist es uns nicht gelungen, Hydrocortisonacetat in Propylenglycol aufzulösen und eine klare Lösung zu erhalten. Können Sie uns Tipps zur Herstellung geben? 

Mundspülung bei Entzündungen im Mund-Rachen-Raum

Bei der verordneten Zubereitung handelt es sich um eine Mundspülung zur Linderung der Symptome bei Mukositis, also einer Schleimhautentzündung im Mund-Rachen-Raum. Solche schmerzhaften Entzündungen können vor allem bei einer Tumorbehandlung durch Bestrahlung oder Chemotherapie auftreten. Das Glucocorticoid Hydrocortisonacetat wirkt hier lokal entzündungshemmend, Tetracainhydrochlorid lokalanästhetisch und Dexpanthenol fördert die Wundheilung. Solche Mundspülungen werden zur Herstellung relativ häufig verordnet, da es auf dem Markt keine geeigneten Fertigarzneimittel gibt. 

Tetracainhydrochlorid toxikologisch problematisch

Das Lokalanästhetikum Tetracain gilt allerdings als problematisch, da das Risiko für Intoxikationen an der verletzten Schleimhaut relativ hoch ist. Besonders bei lokalen Anwendungen im Mund-Rachen-Bereich sollte daher nach Möglichkeit ein in dieser Hinsicht weniger problematischer Wirkstoff wie Lidocain angewendet werden. Dieser Punkt sollte durch Rücksprache mit dem Arzt abgeklärt werden.

Keine Lösung möglich

Aufgrund seines lipophilen Charakters ist der Wirkstoff Hydrocortisonacetat in Wasser praktisch unlöslich und auch in Alkoholen wie Ethanol oder Propylenglycol ist seine Löslichkeit nur gering. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, aus der Zubereitung eine Lösung zu erhalten. Die Rezeptur muss als Suspension hergestellt werden. Die anderen beiden eingesetzten Arzneistoffe, Tetracainhydrochlorid und Dexpanthenol, sind dagegen leicht in Wasser löslich.

Weitere Bestandteile

Die Substanz Hydroxyethylcellulose gehört zu den Celluloseethern und kommt in der Rezeptur je nach eingesetzter Konzentration als Verdickungsmittel oder als Gelbildner zum Einsatz. Gerade bei ansonsten dünnflüssigen Mundspülungen wird der schwach verdickende Typ Hydroxyethylcellulose 250 verwendet. Durch die Erhöhung der Viskosität wird die Kontaktzeit der Suspension auf der Schleimhaut verlängert. Dazu kann die Substanz unter Rühren auf die Oberfläche der flüssigen Arzneiform aufgestreut und in den Ansatz dispergiert werden. 

Weiterhin ist der zweiwertige Alkohol Propylenglycol in der Zubereitung enthalten. Dieser dient zunächst der Verarbeitung von Hydrocortisonacetat. Das Glucocorticoid wird zunächst unter Erwärmen in der Flüssigkeit Propylenglycol gelöst, bei Temperaturen um 90 °C kann eine klare Lösung erhalten werden. Beim Abkühlen fällt der Feststoff dann gezielt feindispers ohne Agglomerate aus, so bleibt Hydrocortisonacetat auch in der fertigen Suspension fein aufschüttelbar und kann sich gut in den Zahnzwischenräumen ablagern. Auf diese Weise wird eine längere Verweildauer in der Mundhöhle erreicht. Propylenglycol wirkt zudem antimikrobiell und schützt die Zubereitung vor mikrobiellem Befall, ein zusätzliches Konservierungsmittel ist deshalb nicht erforderlich. Sowohl Hydrocortisonacetat als auch Propylenglycol schmecken relativ schlecht, weshalb der Geschmack durch Zusatz eines Aromastoffs verbessert werden sollte. 

Standardisierte Vorschrift aus dem NRF

Auch im NRF ist eine antiphlogistische und anästhesierende Mundspülung als geprüfte Rezepturformel zu finden. Diese kann dem Arzt als Alternative vorgeschlagen werden. Bei der Vorschrift NRF 7.14. handelt es sich um eine Weiterentwicklung einer Zubereitung der Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Essen. Im Unterschied zur ursprünglich verordneten Zubereitung wird dabei als Lokalanästhetikum Lidocainhydrochlorid-Monohydrat verwendet, zur Geschmacksverbesserung kommt Pfefferminzöl zum Einsatz. 

Hydrocortisonacetat-Suspension 0,5% mit Lidocainhydrochlorid und Dexpanthenol (NRF 7.14.)

  • Hydrocortisonacetat 0,5 g
  • Lidocainhydrochlorid (Monohydrat) 1,0 g
  • Dexpanthenol 5,0 g
  • Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat 0,05 g
  • Macrogol-40-glycerolhydroxystearat 0,2 g
  • Propylenglycol 40,0 g
  • Pfefferminzöl 0,15 g
  • Gereinigtes Wasser zu 100,0 g

Zur Herstellung wird Hydrocortisonacetat zunächst in Propylenglycol unter starkem Erwärmen gelöst. Beim Abkühlen entsteht, wie bereits beschrieben, ein feindisperser Niederschlag. In einem weiteren Becherglas werden Pfefferminzöl und Macrogol-40-glycerolhydroxystearat gemischt und dieser Ansatz dann mit Gereinigtem Wasser versetzt. Wegen der schlechten Wasserlöslichkeit des ätherischen Öls wird Macrogol-40-glycerolhydroxystearat als Lösungsvermittler benötigt. Zu diesem Ansatz können dann die gut wasserlöslichen Wirkstoffe Lidocainhydrochlorid und Dexpanthenol dazugegeben werden. Nach Vereinigung der beiden flüssigen Ansätze entsteht eine milchig trübe Suspension. Der pH-Wert der Zubereitung sollte zwischen 6 und 6,5 liegen. Ist er zu niedrig, wird Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat zur Korrektur dazugegeben. 

Wichtig für die Beratung

Vor der Abgabe des Arzneimittels an den Patienten ist dieser darauf hinzuweisen, dass sich bei der Lagerung ein feiner weißer Niederschlag absetzt. Vor der Anwendung ist das Behältnis daher zu schütteln. Soweit vom Arzt nicht anders verordnet, werden 2 bis 3 mal täglich 15 ml Suspension in ein Glas Wasser gegeben und die Mundhöhle damit gespült, anschließend ist die Zubereitung auszuspucken. Zur optimalen Wirkung sollte ein Nachspülen oder Nachtrinken mit Wasser vermieden werden. 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

Jetzt einsenden

Zurück