Rezeptur
In dieser Serie beantworten wir aktuelle Anfragen aus der Apotheke und erklären wichtige Themen aus dem Bereich der Rezeptur. 
Titelbild: Schelbert / DAV
6 min merken gemerkt Artikel drucken

Update: Mundspülung mit Hydrocor­tisonacetat herstellen

Blaue Mundspülung wird in weiße Kappe gegossen
Eine Mundspülung mit Hydrocortisonacetat kann zur Linderung einer Schleimhautentzündung im Mund-Rachen-Raum angewendet werden. | Bild: Pavelis / AdobeStock

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Wir sollen in der Apotheke folgende Rezeptur herstellen:  

Hydrocortisonacetat 0,5 g 
Tetracainhydrochlorid 1,0 g 
Dexpanthenol 5,0 g 
Hydroxyethylcellulose 2,5 g 
Propylenglycol 18,2 g 
Gereinigtes Wasser zu 100,0 g 

Leider ist es uns nicht gelungen, Hydrocortisonacetat in Propylenglycol aufzulösen und eine klare Lösung zu erhalten. Können Sie uns Tipps zur Herstellung geben? 

Mundspülung mit Hydrocortison bei Entzündungen im Mund-Rachen-Raum

Bei der verordneten Zubereitung handelt es sich um eine Mundspülung zur Linderung der Symptome bei Mukositis, also einer Schleimhautentzündung im Mund-Rachen-Raum. Solche schmerzhaften Entzündungen können vor allem bei einer Tumorbehandlung durch Bestrahlung oder Chemotherapie auftreten. 

Das Glucocorticoid Hydrocortisonacetat wirkt hier lokal entzündungshemmend, Tetracainhydrochlorid lokalanästhetisch und Dexpanthenol fördert die Wundheilung. Solche Mundspülungen werden zur Herstellung relativ häufig verordnet, da es auf dem Markt keine geeigneten Fertigarzneimittel gibt. 

Tetracainhydrochlorid toxikologisch problematisch

Das Lokalanästhetikum Tetracain gilt allerdings als problematisch, da das Risiko für Intoxikationen an der verletzten Schleimhaut relativ hoch ist. Besonders bei lokalen Anwendungen im Mund-Rachen-Bereich sollte daher nach Möglichkeit ein in dieser Hinsicht weniger problematischer Wirkstoff wie Lidocain angewendet werden. Dieser Punkt sollte durch Rücksprache mit dem Arzt abgeklärt werden.

Keine Lösung mit Hydrocortisonacetat möglich

Aufgrund seines lipophilen Charakters ist der Wirkstoff Hydrocortisonacetat in Wasser praktisch unlöslich und auch in Alkoholen wie Ethanol oder Propylenglycol ist seine Löslichkeit nur gering. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, aus der Zubereitung eine Lösung zu erhalten. Die Rezeptur muss als Suspension hergestellt werden. 

Die anderen beiden eingesetzten Arzneistoffe, Tetracainhydrochlorid und Dexpanthenol, sind dagegen leicht in Wasser löslich.

Welche Wirkungen weisen die anderen Bestandteile der Zubereitung auf?

Die Substanz Hydroxyethylcellulose gehört zu den Celluloseethern und kommt in der Rezeptur je nach eingesetzter Konzentration als Verdickungsmittel oder als Gelbildner zum Einsatz. Gerade bei ansonsten dünnflüssigen Mundspülungen wird der schwach verdickende Typ Hydroxyethylcellulose 250 verwendet. 

Durch die Erhöhung der Viskosität wird die Kontaktzeit der Suspension auf der Schleimhaut verlängert. Dazu kann die Substanz unter Rühren auf die Oberfläche der flüssigen Arzneiform aufgestreut und in den Ansatz dispergiert werden. 

Weiterhin ist der zweiwertige Alkohol Propylenglycol in der Zubereitung enthalten. Dieser dient zunächst der Verarbeitung von Hydrocortisonacetat. Das Glucocorticoid wird zunächst unter Erwärmen in der Flüssigkeit Propylenglycol gelöst, bei Temperaturen um 90 °C kann eine klare Lösung erhalten werden.

Standardisierte Vorschrift aus dem NRF

Auch im NRF ist eine antiphlogistische und anästhesierende Mundspülung als geprüfte Rezepturformel zu finden. Diese kann dem Arzt als Alternative vorgeschlagen werden. 

Bei der Vorschrift NRF 7.14. handelt es sich um eine Weiterentwicklung einer Zubereitung der Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Essen. Im Unterschied zur ursprünglich verordneten Zubereitung wird dabei als Lokalanästhetikum Lidocainhydrochlorid-Monohydrat verwendet, zur Geschmacksverbesserung kommt Pfefferminzöl zum Einsatz. 

Hydrocortisonacetat-Suspension 0,5 % mit Lidocainhydrochlorid und Dexpanthenol (NRF 7.14.):

Hydrocortisonacetat0,5 g
Lidocainhydrochlorid-Monohydrat1,0 g
Dexpanthenol5,0 g
Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat0,05 g
Macrogol-40-glycerolhydroxystearat0,2 g
Propylenglycol40,0 g
Pfefferminzöl0,15 g
Gereinigtes Wasserzu 100,0 g

Die Rezepturvorschrift enthält also drei Wirkstoffe und die Herstellung erfolgt mit Hilfe zweier Teilansätze. 

Laut Information des DAC/NRF hat die genaue Ausführung der Herstellung häufig zu Rückfragen bei der DAC/NRF-Informationsstelle geführt. Aus diesem Grund wurde die Rezepturvorschrift aktuell überarbeitet.

Update zur Herstellung der Mundspülung mit Hydrocortisonacetat

Die Zubereitung der Mundspülung erfolgt weiterhin über zwei Teilansätze, allerdings gibt es Veränderungen für den wässrigen Ansatz. Dieser wird nun in der Fantaschale hergestellt und nicht mehr in einem Becherglas, wodurch sich die einzelnen Substanzen besser miteinander verarbeiten lassen. 

Zunächst wird Hydrocortisonacetat in einem Becherglas in Propylenglycol unter Erhitzen gelöst. Beim Abkühlen entsteht dann, wie bereits beschrieben, ein feindisperser Niederschlag. 

Pfefferminzöl und Macrogol-40-glycerolhydroxystearat werden dann in einer Fantaschale verrieben. Anschließend werden Dexpanthenol, Lidocainhydrochlorid-Monohydrat und die Hälfte des Gereinigten Wassers hinzugefügt und bis zur vollständigen Auflösung verrührt.

Gut zu wissen: Macrogol-40-glycerolhydroxystearat als Lösungsvermittler

Das ätherische Pfefferminzöl weist eine schlechte Wasserlöslichkeit auf, weshalb Macrogol-40-glycerolhydroxystearat als Lösungsvermittler in der Rezeptur enthalten ist. Um eine klare Lösung zu bekommen, muss zunächst eine Mischung aus Pfefferminzöl und dem Solubilisator hergestellt werden, erst dann soll mit Gereinigtem Wasser weiter verdünnt werden.

Nach Vereinigung der beiden Teilansätze wird mit Gereinigtem Wasser bis zur Endmasse aufgefüllt. Als Endprodukt entsteht eine milchig trübe Suspension.

Änderung auch bei der Einstellung des pH-Wertes

Der pH-Wert der Zubereitung sollte zwischen 6 und 6,5 liegen. Fällt der pH-Wert zu niedrig aus, wird Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat zur Korrektur dazugegeben. 

Aktuelle Untersuchungen dazu haben gezeigt, dass eine Zugabe des Salzes zur pH-Korrektur nur nötig ist, wenn zur Herstellung eine Dexpanthenol-Stammlösung 50 % (NRF S.36.) eingesetzt wird. Dann sollte Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat dem wässrigen Ansatz hinzugefügt werden. 

Wird dagegen Dexpanthenol als Rezeptursubstanz verwendet, sorgt die basische Reaktion des Wirkstoffs für eine ausreichende pH-Korrektur.

Welche Hinweise zur Anwendung der Mundspülung sind in der Beratung wichtig?

Vor der Abgabe des Arzneimittels an den Patienten ist dieser darauf hinzuweisen, dass sich bei der Lagerung ein feiner weißer Niederschlag absetzt. Vor der Anwendung ist das Behältnis daher zu schütteln. 

Soweit vom Arzt nicht anders verordnet, werden 2- bis 3-mal täglich 15 ml Suspension in ein Glas Wasser gegeben und die Mundhöhle damit gespült. Anschließend ist die Zubereitung auszuspucken. Zur optimalen Wirkung sollte ein Nachspülen oder Nachtrinken mit Wasser vermieden werden. Quellen:
- https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/fuer-abonnenten/rezepturtipp/rezepturtipps-2025/mundspuelung-fuer-fortgeschrittene
- Hydrocortisonacetat-Suspension 0,5 % mit Lidocainhydrochlorid und Dexpanthenol (NRF 7.14.)
 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. 

Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. 

Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

Jetzt einsenden

Zurück