Biochemisches Grundwissen
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Diagnostische Methoden: Leberwerte: Was sagen sie aus?

Verschiedene Blutwerte können zur Leberdiagnostik verwendet werden, so z. B. der GOT- oder GPT-Wert. | Bild: Stockfotos-MG / AdobeStock

Die Leber ist ein wichtiges Organ des Energiestoffwechsels und zudem für die Entgiftung im Körper verantwortlich. Die Überprüfung der Leberfunktion kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein und wird sowohl im Rahmen einer freiwilligen Vorsorgeuntersuchung als auch beim Auftreten verschiedener Symptome durchgeführt. So können z. B. Juckreiz, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Appetitverlust, Leistungsabfall oder Oberbauchbeschwerden erste Hinweise auf eine gestörte Lebertätigkeit sein.

Deutscher Lebertag 2022

Alljährlich findet am 20. November der deutsche Lebertag statt. In diesem Jahr soll mit dem Motto „total zentral: die Leber!“ auf die Bedeutung des Organs sowie die Einflussfaktoren auf dessen Gesundheit hingewiesen werden – denn: Immernoch denken viele Menschen bei leberschädigenden Faktoren lediglich an Alkohol. Dabei sind für Lebererkrankungen häufig ganz andere Faktoren, wie z. B. Viren oder Fettleibigkeit, verantwortlich. 

Da eine gesunde und angepasste Ernährung für Leberkranke besonders wichtig ist, hat die Deutsche Leberstiftung „Das große Kochbuch für die Leber“ herausgegeben. Damit sollen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse individuell und schmackhaft im Alltag umgesetzt werden können. /sn 

Enzymwerte als Marker für Zellschädigungen

In den Leberzellen finden sich viele Enzyme, die verschiedene Stoffwechselvorgänge katalysieren. Werden die Leberzellen geschädigt, gelangen die Enzyme ins Blut und sind somit dort nachweisbar. Im Rahmen der Leberdiagnostik werden z. B. 

  • die Aspartat-Aminotransferase (AST; auch Glutamat-Oxalacetat-Transferase [GOT] genannt),
  • die Alanin-Aminotransferase (ALT; auch Glutamat-Pyruvat-Transaminase [GPT] gennt) und
  • die Glutamatdehydrogenase (GLDH) bestimmt.

Aussagekräftig ist vor allem der ALT-Wert, da dieses Enzym leberspezifisch ist. Eine Erhöhung des AST-Werts könnte z. B. auch auf eine Herzmuskelschädigung hinweisen.

Bilirubin als Hinweis auf Gelbsucht und Gallestau

Wenn die Gallenwege blockiert sind, können verschiedene Stoffwechselprodukte nicht ausgeschieden werden. Diese sogenannte Cholestase (Gallestau) kann z. B. durch eine Leberzirrhose verursacht werden und äußert sich typischerweise durch Juckreiz und Ikterus (Gelbsucht). Neben den Enzymen γ-Glutamyltransferase (γGT bzw. gGT) und Alkalische Phosphatase spielt für die Diagnose vor allem die Bestimmung der Bilirubin-Serumkonzentration eine Rolle.

Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, das aufgrund seiner schlechten Wasserlöslichkeit im Blut an das Protein Albumin gebunden vorliegt. In der Leber wird es im Rahmen einer Phase-II-Reaktion an Glucuronsäure gebunden (konjugiert). 

Gut zu wissen: Die zwei Phasen der Biotransformation

Um die Ausscheidung zahlreicher Substanzen aus dem Körper zu ermöglichen, sind zunächst chemische Umwandlungsprozesse notwendig. Diese Biotransformation findet hauptsächlich in der Leber statt und wird in zwei Schritte unterteilt:

  • Phase-I-Reaktionen: Chemische Umwandlung z. B. durch Oxidation, Reduktion oder Hydrolyse, um die Verbindung mit funktionellen Gruppen auszustatten. Dies verbessert die Wasserlöslichkeit bzw. ermöglicht die Verknüpfung in Phase II.
  • Phase-II-Reaktionen: Konjugation (Verknüpfung) z. B. mit Glucuronsäure, um die Wasserlöslichkeit der Verbindungen zu verbessern und damit die Ausscheidung via Körperflüssigkeiten zu ermöglichen.

Für beide Reaktionsschritte sind spezifische Enzyme notwendig.

Die dabei entstehende wasserlösliche Verbindung gelangt über die Galle in den Darm und wird anschließend über den Stuhl ausgeschieden. Im Falle einer Cholestase ist die Ausscheidung über den Darm jedoch gestört und es kommt zur typischen Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und der Lederhaut der Augen.

Störungen der Syntheseleistung

In der Leber werden verschiedene Substanzen gebildet, wie z. B. das Serumprotein Albumin oder die Gerinnungsfaktoren. Werden bei der Bestimmung des Gesamt-Albuminwerts und des Quick-Werts erniedrigte Werte gemessen, kann daher auf eine Störung der Leberfunktion rückgeschlossen werden. Quellen:
Sorg, Bernd; Imhof, Diana: Biochemie und Klinische Chemie für Pharmazeuten. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2021.
https://www.amboss.com/de/wissen/Laboratoriumsmedizin/
 

Zur Erinnerung: Was ist der Quick-Wert?

Der Quick-Wert (Thromboplastinzeit) wird zur Bestimmung von Blutgerinnungsstörungen herangezogen. Er gibt an, wie schnell das Blut im Vergleich zu Normalplasma gerinnt (Angabe in Prozent). Bei einem Quick-Wert von 100 entspricht die Gerinnungszeit dem Durchschnitt eines gesunden Menschen. Ist der Quickwert > 100, gerinnt das Blut schneller, < 100 gerinnt es langsamer.

Früher diente der Quick-Wert auch zur Therapiekontrolle bei Patienten mit Gerinnungshemmern (z. B. Marcumar), heute kommt dafür häufiger der international standardisierte INR-Wert zum Einsatz. /sn

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