Heimische Heilpflanzen
In unserer Serie „Heimische Heilpflanzen“ stellen wir Ihnen wichtige Arzneipflanzen vor. Dabei greifen wir solche heraus, die in der Apotheke bekannte Therapeutika sind und gleichzeitig sozusagen vor der Haustür wachsen. Auch wenn sich manche dieser heimischen Heilpflanzen eher unscheinbar präsentieren, hat bei genauerer Betrachtung doch jede ein paar Besonderheiten zu bieten. 
Titelbild: Daniil / Adobe Stock
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Zistrose – für Haut, Magen und Schleimhaut

rosa blühende Zistrosen am Wegrand
Die Zistrose ist gekennzeichnet durch ihre zarten, knittrigen Blüten, in den Farben Weiß, Rosa oder Lila. | Bild: Studio Barcelona / AdobeSTock

Die Zistrose – gesprochen Zist-Rose – wächst rund um das Mittelmeer und wird dort seit Jahrhunderten für ihre antioxidativen, entzündungshemmenden und antiviralen Eigenschaften geschätzt. Seit einigen Jahren feiert sie auch in Mitteleuropa Erfolge. Ihre Wirksamkeit muss jedoch differenziert betrachtet werden. 

Die Zistrose als Sonnenanbeter

Die 24 Arten der Zier- und Heilpflanzengattung Cistus aus der Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae) wachsen im Mittelmeerraum als stark verzweigte, buschige, aromatisch duftende Sträucher mit zarten, mehr oder weniger knittrigen Blüten in Weiß, Rosa oder Lila.  

In immergrünen, bis 1,5 Meter hohen Gebüschformationen breitet sich die Zistrose an kargen, trockenen Standorten aus. Gegen übermäßige Verdunstung sind ihre Stiele und Blätter behaart. Die Blüten zeigen sich in den Monaten April bis Juni und fallen oft schon nach wenigen Stunden ab, bevor am nächsten Tag neue sprießen.

Traditionelle Verwendung der Zistrose

In ihrer südeuropäischen Heimat werden Zistrosen seit Jahrhunderten – wahrscheinlich schon seit vorchristlicher Zeit – gegen Infektionen und Entzündungen zum Beispiel der Haut, des Magens und der Atemwege eingesetzt. Auch eine Anwendung bei Augenerkrankungen oder zur Blutstillung ist überliefert. Und nicht zuletzt wird die kosmetische Wirkung der Zistrose geschätzt.

Für die verschiedenen Anwendungen kommen vor allem die getrockneten Blätter und das duftende, ölige Harz namens Ladanum oder Labdanum zum Einsatz. Gängige Darreichungsformen sind Tees, Sude, Tropfen, Lutschpastillen, Kapseln, Pulver, Sprays und Cremes.

Die heilende Wirkung der Zistrose wird den in großer Menge enthaltenen Polyphenolen (Gerbstoffe und andere sekundäre Pflanzenstoffe) und deren antioxidativen Eigenschaften zugeschrieben. Ganz allgemein können Antioxidanzien durch das Neutralisieren freier Radikale Zellschäden und verschiedenen Krankheiten vorbeugen.

Zistrose-Präparate überwiegend als Nahrungsergänzungsmittel und Tee erhältlich

In Deutschland sind während der letzten Jahre Präparate aus der Graubehaarten Zistrose (Cistus incanus) populär geworden. Hierbei handelt es sich vor allem um Nahrungsergänzungsmittel und Tee-Zubereitungen, sodass die Hersteller laut Gesetz keine Aussagen über eine etwaige gesundheitsfördernde Wirkung treffen dürfen.  

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fasst die Anwendungsmöglichkeiten und Deklarierungsvorgaben wie folgt zusammen:

  • Erlaubt ist die Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln, als Tee ist nach aktuellem Stand wohl eine Novel-Food-Zulassung (Zulassung eines neuartigen Lebensmittels) erforderlich.
  • Nahrungsergänzungsmittel sind in ihren Inhaltsstoffen nicht zu vergleichen mit standardisierten Heilpflanzenauszügen in Arzneimitteln.
  • Aussagen mit Bezug auf Krankheiten, eine Stärkung des Immunsystems oder besondere antioxidative Fähigkeiten sind für Zistrose in Nahrungsergänzungsmitteln verboten.

Zistrose: Bei Hauterkrankungen, Alterserscheinungen, Vergiftung und Co.

Die Fachliteratur nennt zahlreiche mögliche Einsatzgebiete, die jedoch allesamt nicht durch ausreichende klinische Studien belegt sind. Hier die wichtigsten Anwendungen, die in der Volksmedizin als vielversprechend angesehen werden:

  • Ein Extrakt aus der Graubehaarten Zistrose könnte zur Vorbeugung gegen Grippe und andere Viren helfen.
  • Der Sud wirkt adstringierend (zusammenziehend) und antibiotisch, wodurch er gegen zahlreiche Arten von Haut- und Schleimhauterkrankungen wie Neurodermitis, Gastritis, Mandelentzündung oder auch bei Hautwunden angewendet wird.
  • Die antioxidative Wirkung von Zistrose-Tees könnte zur Prävention von Alterserkrankungen wie Arteriosklerose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen.
  • Da Schwermetalle an Polyphenole effektiv gebunden werden, könnten Zistrose-Präparate bei Vergiftungen verhindern, dass zum Beispiel Kadmium über den Verdauungstrakt in den Organismus findet. Stattdessen wird das schädliche Schwermetall mit dem Stuhl ausgeschieden.
  • Glatte Muskulatur, wie sie beispielsweise in der Darmwand und in Blutgefäßen vorkommt, reagiert auf Zistrose-Extrakt mitunter mit Entspannung, wodurch eine krampflösende Wirkung bei Bauchschmerzen denkbar ist.

Gut zu wissen: Neben- und Wechselwirkungen der Zistrose

Als mögliche Nebenwirkungen werden in Studien mit Zistrosen-Extrakt Übelkeit, Schwindel und Magenbeschwerden genannt. Allgemein sollten Polyphenole und Gerbstoffe nicht dauerhaft eingenommen werden, da sie die Verdauung und die Nährstoffaufnahme im Darm beeinträchtigen.  

Wechselwirkungen sind nicht ausreichend untersucht, aber aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts könnte die Aufnahme anderer Medikamente behindert werden. Zur Sicherheit sollte man bei der Einnahme mindestens eine Stunde Abstand einhalten.  

In der Stoffliste des Bundes und der Länder Kategorie Pflanzen–Pflanzenteile von 2020 wird eine Beschränkung des Einsatzes von Cistus incanus in Lebensmitteln empfohlen (Einordnung in Liste B des Anhangs der Anreicherungs-Verordnung 1925/2007). Kinder unter zwölf Jahren, Schwangere und Stillende sollten solche Produkte sicherheitshalber nicht konsumieren. 

Bislang gibt es nur ein Präparat, das als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zugelassen ist: Cystus Pandalis® Lutschtabletten. Enthalten ist ein Trockenextrakt aus Zistrosenkraut, das zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum angewendet wird. Quellen:
- verbraucherzentrale.de
- pta-forum.de
- MedLexi.de
- phytodoc.de
- de.wikipedia.org
 

Zurück