Selbstmedikation in der Schwangerschaft
Ob Husten, Schnupfen, Übelkeit, Sodbrennen, Kopf- oder Gliederschmerzen – diese Beschwerden sind in einer Schwangerschaft genauso lästig wie unter normalen „Umständen“. Und doch ist alles anders. Denn die physiologischen Besonderheiten des Körpers einer schwangeren Frau stellen besondere Anforderungen an die Auswahl des richtigen Arzneimittels. Insbesondere im Bereich der Selbstmedikation ist die Beratungskompetenz gefragt. In dieser Serie erfahren Sie, was in der Selbstmedikation bei Schwangeren empfohlen werden kann, um entsprechende Beschwerden zu lindern.
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Was hilft bei Schnupfen in der Schwangerschaft?

Schwanger auf einem Sofa putzt sich die Nase
Bei Schnupfen in der Schwangerschaft können zahlreiche Mittel in der Selbstmedikation empfohlen werden. | Bild: AntonioDiaz / AdobeStock

Schnupfen stellt häufig ein akutes Problem bei einem grippalen Infekt dar. Er wird in diesem Zusammenhang meist durch Viren ausgelöst und zeigt sich durch einen störenden Fließschnupfen mit übermäßiger Bildung von Sekret. 

Weiterhin schildern die Kunden im Beratungsgespräch Symptome wie eine verstopfte Nase, eine erschwerte Nasenatmung, geschwollene Schleimhäute, Trockenheit oder festsitzendes Schnupfensekret. Bei Schwangeren kann akuter leichter Schnupfen im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden.

Schwangerschaft: Wann bei Schnupfen zum Arzt?

Hartnäckiger Schnupfen, der nicht von allein wieder verschwindet und länger als acht Wochen besteht, sollte ärztlich abgeklärt werden. Außerdem sind weitere Symptome wie

  • Kopf- und Gliederschmerzen,
  • Stirn- und Gesichtsschmerzen beim Nach-vorne-Beugen,
  • Ohrenschmerzen und
  • Fieber über 38,5 °C

Gründe, als Schwangere einen Arzt aufzusuchen. 

Eine gestörte Nasenatmung und eine dauerhaft entzündete Nasenschleimhaut fördern zudem die Ausbreitung von Krankheitserregern in die Nebenhöhlen. Dadurch steigt das Risiko für Komplikationen wie eine Sinusitis oder Mittelohrentzündung deutlich an. 

Auch bei anhaltenden Beschwerden, die trotz Maßnahmen in der Selbstmedikation schlimmer werden oder nach vierzehn Tagen immer noch bestehen, sollte ein Besuch beim Arzt angeraten werden.

Gut zu wissen: Was ist eine Schwangerschaftsrhinitis?

Eine Schleimhautschwellung in der Nase kann in der Schwangerschaft auch ohne ersichtliche Ursache auftreten. Die Schwangerschaftsrhinitis (Rhinopathia gravidarum) wird wahrscheinlich durch die Hormonumstellung und einer damit verbundenen stärkeren Durchblutung ausgelöst. 

Die Schwangeren schildern häufig weitere Beschwerden wie Mundtrockenheit, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen. Auch typisch: Das abrupte Verschwinden der Symptomatik direkt nach der Geburt.  

Untersuchungen zufolge leiden fast 25 % aller Schwangeren an diesem besonderen Schnupfen. Zu den Risikofaktoren gehören chronische Entzündungen der oberen Atemwege, Allergien oder das Rauchen von Zigaretten vor der Schwangerschaft.

Schwangerschaft: Salzlösungen bei Schnupfen geeignet

Schnupfen in der Schwangerschaft sollte in erster Linie mit Salzlösungen behandelt werden. Isotone Nasensprays oder Tropfen wirken reinigend und unterstützen den Körper dabei, hartnäckiges Sekret auszuspülen. 

Sie haben zudem einen pflegenden und befeuchtenden Effekt, was insbesondere nach einer Erkältung die gereizte Nasenschleimhaut regeneriert. Die abschwellende Wirkung ist eher gering, dafür sind aber keine Anwendungsbeschränkungen zu beachten. 

Zu den gängigsten Produkten aus der Apotheke gehören isotone Kochsalzlösungen als Spray (z.B. Olynth® Salin), Tropfen (z. B. Ampullen von B. Braun® oder Pari®) oder Salben (z. B. Nisita® Nasensalbe), isotonische Meerwasserlösungen (z. B. Rhinomer®) und Produkte mit Emser Salz.

Dexpanthenol und Hyaluronsäure sind als Zusätze in Nasalia in der Schwangerschaft erlaubt. Während Hyaluronsäure (z. B. hysan® Pflegespray) eine langanhaltende Befeuchtung fördert, wirkt Dexpanthenol (z. B. nasic®-cur, MAR® Nasenspray Plus Pflege) wundheilungsfördernd und pflegend.

Einen besonders guten abschwellenden Effekt zeigen hypertone Salzlösungen (z. B. hysan® Salinspray). Sie enthalten einen höheren Salzgehalt als die isotonen Produkte und unterstützen so die Verflüssigung des festsitzenden Schleims. Dieser Effekt führt zur Abschwellung der Nasenschleimhaut für mehrere Stunden. 

Um eine Austrocknung aufgrund von langfristiger Anwendung zu verhindern, sollten über den Tag verteilt pflegende Nasalia ergänzt werden.

Gut zu wissen: Isoton oder hyperton: Wo liegt der Unterschied?

In den Zellen der Nasenschleimhaut befindet sich Flüssigkeit, in der Salze in gelöster Form vorliegen. Die Zellmembran grenzt die Zelle von der Umwelt ab und lässt in bestimmten Fällen Wasser hindurchwandern, um eine erhöhte Salzkonzentration außerhalb der Zelle auszugleichen.

Wird in die Nase eine isotone Lösung eingebracht, sind die Mineralstoffkonzentrationen von Lösung und Zellflüssigkeit gleich. Der Zelle wird kein Wasser entzogen und es wandert auch kein Wasser hinein. So wird die Schleimhaut geschont und gleichzeitig befeuchtet. Isotone Nasalia enthalten 0,9 % Salz.

Hypertone Salzlösungen führen in der Nase zum Ausstrom von Wasser aus den Zellen, um die erhöhte Konzentration der Lösung auszugleichen. Durch die Wasserabgabe verkleinern sich die Zellen und schwellen ab. Die Mineralstoffmenge hypertoner Nasalia liegt höher als 0,9 %, meist zwischen 2 und 3 %.

In der Schwangerschaft: Bei öligen Nasalia Inhaltsstoffe beachten

Zur Pflege besonders gereizter Schleimhäute bei Schnupfen eignen sich ölige Zubereitungen. Sie wirken effektiv gegen Trockenheit, Risse und Borken und beugen Nasenbluten vor. GeloSitin® Nasenpflege Spray enthält z. B. Sesam-, Orangen- und Zitronenöl und ist in der Schwangerschaft geeignet.

Verzichten sollte man auf den Zusatz von Vitamin A (z. B. Coldastop), da zu hohe Dosen teratogen wirken können. Das enthaltene Vitamin-A-Palmitat überschreitet zwar nicht den kritischen Grenzwert, könnte aber in Summe mit weiteren Vitamin-A-Quellen zu einer ungewollten Überdosierung führen.

Sind ätherische Öle enthalten, sollten vor der Abgabe die Herstellerangaben überprüft werden. In den Gebrauchsanweisungen von Nasalia mit Eukalyptusöl wird beispielsweise von der Anwendung in der Schwangerschaft abgeraten, obwohl pharmazeutisch betrachtet bei bestimmungsgemäßem Gebrauch keine Probleme zu erwarten sind.

Abschwellende Nasensprays während der Schwangerschaft kurzzeitig möglich

Tritt nach einigen Tagen nicht die gewünschte Besserung ein, können auch chemisch-synthetische Produkte mit den Alpha-Sympathomimetika Xylometazolin und Oxymetazolin in Erwägung gezogen werden. 

Die Wirkstoffe führen zu einem schnellen Abschwellen der Nasenschleimhaut und sind deshalb bei gestörter Nasenatmung indiziert. Laut dem Portal „embryotox“ können beide Wirkstoffe bei kurzzeitiger Anwendung und therapeutischer Dosierung in der gesamten Schwangerschaft empfohlen werden. Wichtig ist eine ausführliche Beratung, um Überdosierungen aufgrund von häufiger oder dauerhafter Anwendung zu vermeiden. 

Die meisten Hersteller empfehlen in der Gebrauchsanweisung vor der Anwendung einen Besuch beim Arzt. 

Phytopharmaka in der Schwangerschaft nur nach Arztrücksprache

Bei hartnäckigem Schnupfen und Problemen mit den Nebenhöhlen können auch pflanzliche Arzneimittel zum Einnehmen in der Schwangerschaft in Betracht gezogen werden. Dazu gehören beispielsweise

  • Sinupret® Tabletten mit Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten, Ampferkraut, Holunderblüten und Eisenkraut,
  • GeloMyrtol® forte mit einem standardisierten Myrtol-Extrakt aus ätherischen Ölen von Orange, Eukalyptus, Zitrone und Myrte sowie
  • Soledum® Balsam und Soledum® Kapseln mit Cineol aus dem Eukalyptusöl.

Laut Herstellerangaben dürfen die Produkte nach Arztrücksprache und einer Nutzen-Risiko-Bewertung abgegeben werden. Bei Schnupfen sollte der Fokus dennoch in erster Linie auf der Behandlung mit Nasalia und nichtmedikamentösen Maßnahmen liegen.

Nichtmedikamentöse Hilfe bei Schnupfen in der Schwangerschaft

Im Beratungsgespräch können PTA den Schwangeren das Inhalieren von Wasserdampf über einer Schüssel oder isotoner Kochsalzlösung mithilfe eines Verneblers empfehlen. So wird Schnupfensekret gelöst und abtransportiert. 

Auch eine hohe Trinkmenge über den Tag verteilt trägt zur Verflüssigung des Schleims bei. Dazu eignen sich Wasser oder Kräutertees mit Lindenblüten, Spitzwegerichkraut, Eibischwurzel, Melissenblättern und Thymiankraut. Wärmeanwendungen werden oft als wohltuend empfunden. Außerdem sollten sich die Schwangeren ausreichend Ruhe gönnen, um das Immunsystem zu entlasten. Literatur:
Abhau A, Selbstmedikation in Schwangerschaft und Stillzeit - Handbuch für die Beratung, Deutscher Apotheker Verlag, 2021, 1. Auflage
https://www.embryotox.de/
Lennecke, Hagen, Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
https://www.springermedizin.de/rhinopathia-gravidarum-und-ihre-folgeerscheinungen/8103002
 

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