Schlafstörungen
Tagsüber erschöpft und müde, nachts zu angespannt, um zur Ruhe zur kommen – so ergeht es Millionen Menschen in Deutschland. Die Gründe dafür sind verschieden. Finden die Betroffenen keinen Ausweg und hält diese Situation dauerhaft an, kann dies gesundheitliche Folgen haben. Doch viele scheuen sich, einen Arzt aufzusuchen, und suchen zunächst Rat in der Apotheke.
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Was hilft bei Er­schöpfung, Unruhe & Schlafstörungen?

Frau stützt Kopf mit den Händen
Was kann man tun bei innerer Unruhe, Erschöpfung und Schlaflosigkeit? | Bild: Siam / AdobeStock

In nahezu allen Lebensbereichen fühlen sich Menschen heutzutage gestresst: auf dem Weg zur Arbeit, am Arbeitsplatz selbst, beim Einkaufen, beim Erledigen der Hausarbeit und der Versorgung der Kinder. Gerade der Terminkalender vieler berufstätiger Frauen ist übervoll. 

Momente der Anspannung reihen sich aneinander, ohne dass zwischendurch Raum wäre, die Akkus wieder aufzuladen. Schnell macht sich dann ein Gefühl der Überforderung, der inneren Unruhe und Erschöpfung breit, was letztendlich zu Schlafstörungen führen kann.

Wann spricht man von einer Schlafstörung?

Gelegentliche Probleme beim Ein- und Durchschlafen sind unproblematisch und meist auf bestimmte Ereignisse im Alltag zurückzuführen. Treten die Beschwerden an mehr als drei Tagen in der Woche regelmäßig auf, spricht man von einer Schlafstörung (Insomnie). 

Die Kunden in der Apotheke schildern in diesem Fall vermutlich Symptome und Probleme wie

  • Stressgefühl im Alltag,
  • Anspannung,
  • Überforderung,
  • innere Unruhe,
  • Erschöpfung,
  • nächtliches Grübeln,
  • vorzeitiges Aufwachen in der Nacht nach weniger als sechs Stunden Schlaf,
  • Probleme beim erneuten Einschlafen nach Erwachen oder
  • eine Einschlafzeit von mehr als 30 Minuten.

Treffen mehrere dieser Punkte zu, spricht man von einer psychosozialen Überlastungssituation, die sich negativ auf das Schlafverhalten auswirken kann.

Gut zu wissen: Wann bei schlechtem Schlaf zum Arzt?

Bei andauernder Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit am Tag sollten die Betroffenen an einen Arzt verwiesen werden. Es könnte sich um eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung handeln. 

Treten zusätzlich Symptome wie Atemnot, Schmerzen oder häufiger nächtlicher Harndrang auf, sollte ein Arzt potenzielle andere Ursachen für die Beschwerden ausschließen. 

Zudem sollten Schlafstörungen, die länger als drei Wochen anhalten, immer ärztlich abgeklärt werden. Auch einige Arzneimittel können den Schlaf stören, weshalb im Beratungsgespräch nach neuen Verschreibungen oder veränderten Einnahmezeitpunkten gefragt werden sollte.

Bei Unruhe und Schlafproblemen: Pflanzenextrakte geeignet

Phytopharmaka sind bei Schlafstörungen gut geeignet, da sie im Vergleich zu den chemisch-synthetischen Substanzen ein geringes Nebenwirkungspotenzial aufweisen. Wichtig ist die regelmäßige Einnahme über mehrere Wochen, um das gewünschte Wirkmaximum zu erreichen. Der optimale Einnahmezeitpunkt liegt bei 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen.

Baldrianwurzel (Valeriana officinalis) wirkt schlafanstoßend, beruhigend und verbessert nach aktuellem Wissensstand die Schlafqualität, da der Extrakt zu einer erhöhten Ausschüttung und geringeren Wiederaufnahme des Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im Gehirn führt. Zu den Inhaltsstoffen des Baldrians gehören neben dem ätherischen Öl auch Valepotriate und Lignane.

Hopfenzapfen (Humulus lupulus) werden zur Behandlung von Einschlafstörungen sowie zur Entspannung eingesetzt, meist kombiniert mit weiteren Pflanzenextrakten. Hopfen enthält Humulon (eine α-Bittersäure), Lupulon (eine β-Bittersäure), ätherisches Öl und Flavonoide.

Das Passionsblumenkraut (Passiflora incarnata), welches reich an Flavonoiden ist, wird vor allem bei nervöser Unruhe eingesetzt. Es hat eine beruhigende und angstlösende Wirkung, welche gut belegt ist.

Die Blätter der Melisse oder auch Zitronenmelisse (Melissa officinalis) haben eine beruhigende Wirkung und sind häufig ergänzender Bestandteil von Kombinationspräparaten gegen Unruhe und Schlafstörungen. Melisse ist reich an ätherischem Öl, die Blätter enthalten zudem auch Gerbstoffe, Flavonoide und Phenolcarbonsäuren.

Neben Teezubereitungen können vor allem Phytopharmaka zum Einnehmen empfohlen werden. Zu den gängigsten Präparaten aus der Apotheke gehören

  • Baldriparan® Stark für die Nacht (Baldrian),
  • Sedacur® forte (Baldrian, Hopfen, Melisse),
  • Euvegal® 320/160 (Baldrian, Melisse),
  • Vivinox® Nervenruhe (Baldrian, Melisse, Passionsblume),
  • Kytta-Sedativum® Dragees (Baldrian, Hopfen, Passionsblume),
  • Alluna® (Baldrian, Hopfen),
  • Lioran® und PassioBalance® (Passionsblume).

Gut zu wissen: Art des Pflanzenextraktes entscheidend

Die Dosierung des jeweiligen Präparates hängt stark von der Indikation, Zusammensetzung und Zubereitung des Trockenextraktes ab. Wenn möglich, sollten Arzneimittel abgegeben werden, da hier im Vergleich zu Nahrungsergänzungsmitteln eine Wirkung nachgewiesen ist. 

Weiterhin muss die Qualität und Art des Trockenextraktes betrachtet werden, da nur bei hochwertiger Zubereitung auch eine ausreichend hohe Menge wirksamer Bestandteile im Präparat enthalten sind. 

Wird beim Baldrian beispielsweise die ganze Pflanze anstatt der Wurzel verarbeitet, sind weniger wirksame Pflanzeninhaltsstoffe pro Dosis enthalten. Das führt dazu, dass die Mengenangaben nicht in jedem Fall vergleichbar sind.

Lavendel hilft bei Unruhe mit ängstlicher Verstimmung

Lavendel (Lavandula angustifolia) wird häufig dann eingesetzt, wenn die Unruhezustände auf ängstliche Verstimmungen zurückzuführen sind. Arzneilich genutzt wird das Lavendelöl – entweder als Einreibung, Badezusatz oder für die innerliche Anwendung in Form von Weichkapseln (z. B. in Lasea®). Lavendelölpräparate zum Einnehmen sind im Allgemeinen gut verträglich, bekannte Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden.

Rosenwurz (Rhodiola rosea) gehört zu den sogenannten adaptogenen Pflanzen und soll den Organismus besser an Stresssituationen anpassen. Es wird diskutiert, dass die verschiedenen Inhaltsstoffe der Rosenwurz den Stoffwechsel verschiedener Neurotransmitter beeinflussen und somit vor allem die geistige Leistungsfähigkeit in anspruchsvollen, stressbelasteten Situationen verbessern. In der Apotheke sind z. B. die traditionellen Arzneimittel Vitango® mit dem Rosenwurz-Spezialextrakt WS® 1375 und rhodioLoges® erhältlich.

Bei depressiven Verstimmungen: Johanniskraut

Bei leichten depressiven Begleitsymptomen ist mit Johanniskraut (Hypericum perforatum) ein wirksames und gut untersuchtes pflanzliches Mittel in der Selbstmedikation verfügbar. 

Bei der Abgabe johanniskrauthaltiger Präparate sollte auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln hingewiesen werden, dazu zählen beispielsweise das Immunsuppressivum Ciclosporin, das Antidepressivum Amitriptylin sowie Gerinnungshemmer vom Coumarin-Typ und orale Kontrazeptiva.

Johanniskraut ist in einer Reihe von Monopräparaten (z. B. Laif® 900, Jarsin®) sowie in Kombinationspräparaten enthalten, wobei bei letzteren auf eine ausreichend hohe Menge Johanniskrautextrakt geachtet werden muss. Nur so kann eine Wirkung erzielt werden.

Gut zu wissen: Kombinationspräparate mit Melatonin

Das körpereigene Hormon Melatonin, welches an der Regulation des Schlaf-wach-Rhythmus beteiligt ist, wird in Form von Nahrungsergänzungsmitteln bei Einschlafstörungen angewendet. 

Es wird häufig zusammen mit Pflanzenextrakten kombiniert, um eine umfangreiche Wirkung zu ermöglichen. 

Studien deuten darauf hin, dass die Anwendung von Melatonin vor dem Schlafengehen ein schnelleres Einschlafen ermöglichen kann. In Oyono® Nacht sind beispielsweise neben 1 mg Melatonin auch Baldrian, Passionsblume, Zitronenmelisse, Vitamin B6 und Weißdorn enthalten. 

Es handelt sich um eine 3-Phasen-Tablette, bei der die Inhaltsstoffe nach unterschiedlichen Zeiten freigesetzt werden, was das Ein- und Durchschlafen über die ganze Nacht positiv beeinflussen soll. 

Ein Teil des enthaltenen Melatonins wird zusammen mit dem Baldrianextrakt innerhalb von zehn Minuten freigesetzt, wohingegen der Rest kontinuierlich über mehrere Stunden abgegeben wird.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen bei nervös bedingten Schlafstörungen

Um Stress, Unruhe und Erschöpfung im Alltag zu minimieren, können zusätzlich nichtmedikamentöse Maßnahmen empfohlen werden. Dazu gehören u. a.

Außerdem sollten die Schlafgewohnheiten verbessert werden. Zur Schlafhygiene gehören neben einer gleichbleibenden Zu-Bett-geh-Routine auch das Minimieren von Störfaktoren und die Meidung von schweren Speisen, Coffein und Alkohol am Abend. 

Kognitive Techniken können dabei helfen, Grübeln und störende nächtliche Gedanken besser zu steuern, um langfristig entspannter durch Tag und Nacht zu kommen. Literatur:
https://register.awmf.org/assets/guidelines/063-003l_S3_Insomnie-bei-Erwachsenen_2025-04.pdf
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/11/21/melatonin-keine-sanfte-einschlafhilfe-fuer-kinder
https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2024/25/melatonin_als_unbedenkliche_einschlafhilfe_-316770.html
 

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