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Zwischen Altersdepression und -Coolness

Seniorin mit Sonnenbrille und großer roten Schleife um den Hals
Ab wann man als „alt“ gilt, hat auch mit der persönlichen Einstellung zu tun. Das Konzept der „Alters-Coolness“ kann hier hilfreich sein. | Bild: giorgiomtb / AdobeStock

Zahlreiche Ratgeber stellen Anti-Aging-Konzepte vor und geben Tipps, wie Menschen möglichst lange jung, fit und attraktiv bleiben. Die Vorzüge des „reifen“ Alters und die körperliche Attraktivität im späteren Lebensabschnitt werden hingegen nur selten erwähnt. Der Grund: In der Gesellschaft überwiegt ein negativer Altersstereotyp. 

Dabei ist es eine Sache der persönlichen Einstellung, die Herausforderungen des Älterwerdens souverän und positiv gestimmt zu meistern. Zudem ist nur schwer definierbar, ab wann man als „alt“ gilt. Somit ist keine andere Altersgruppe so heterogen wie die der vermeintlich älteren Menschenhttps://inqa.de/SharedDocs/downloads/alle-in-eine-schublade-altersstereotype-erkennen-und-ueberwinden.pdf?__blob=publicationFile 

Altersdepression – gibt es sie wirklich?

Ein sozialer Rückzug im Alter ist per se noch keine Altersdepression. Häufig stellen Angehörige fest, dass sich ihre älteren Familienmitglieder nicht mehr wie früher am Leben beteiligen wollen. Sie bemerken die Abnahme der Aktivitäten und das Schwinden der Lebenslust. Schnell wird so das Urteil „Altersdepression“ gefällt. 

Doch sind schwere Depressionen im Alter nicht häufiger. Einigen Studien zufolge treten sie sogar seltener auf als im jüngeren Erwachsenenalter. Eine Abkehr von früheren Rollen und Aktivitäten muss daher nichts Negatives sein. Vielmehr kann die veränderte Einstellung ältere Menschen mit Zufriedenheit und Gelassenheit erfüllen und auf den Abschied von der Welt vorbereiten. 

Dennoch sprechen Psychologen und Mediziner bei älteren Menschen häufig von einer Altersdepression.Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention  Neben klassischen depressiven Symptomen können hierbei auch alterstypische Besonderheiten auftreten.

„Alters-Coolness“ – eine Lebenskunst

Aktivität im Alter ist ein hoch angesehenes, gesellschaftliches Ideal. Doch bezieht sich dieses meist nur auf den sichtbaren körperlichen Einsatz. Die emotionale und motivationale Aktivität wird hingegen nur selten betrachtet. Gerade bei älteren, kranken Menschen kann der gesellschaftliche Druck, sich auch im Alter körperlich fit zeigen zu müssen, das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen.

Der Psychologe Harm-Peer Zimmermann hat daher das Konzept der „Alters-Coolness“ ausgearbeitet, mit dem sich Menschen bereits in jüngeren Jahren auseinandersetzen sollten. Das Konzept erleichtert den Umgang mit älteren Menschen und wirkt sich zudem günstig auf die Betrachtung des eigenen Älterwerdens aus. 

Vor allem bedeutet „Coolness“ in diesem Sinne, leichte körperliche Beschwerden als gegeben zu akzeptieren und sich weniger über das Alter zu beklagen. Denn Menschen, die sich im Alltag aufgrund ihres Alters andauernd verletzlich und schwach zeigen, werden auch von anderen als solche angesehen.

Mentale Leistung im Alter

Im Alter verändert sich nicht nur der Stoffwechsel, sondern auch die mentale Leistungsfähigkeit. Mit steigendem Alter nimmt die sogenannte fluide Intelligenz ab. So benötigen ältere Menschen z. B. mehr Zeit, um sich an eine neue Situation zu gewöhnen oder neue Informationen zu verarbeiten. Auch die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt im Alter rapide ab. 

Demgegenüber bleibt allerdings die kristalline Intelligenz (Wortschatz, Allgemeinwissen, Fachwissen und Rechenfähigkeit) bis ins hohe Alter erhalten und lässt sich sogar durch mentale Übung steigern. Insofern können ältere Menschen durch den Zugriff auf ihr Erfahrungswissen die Abnahme der fluiden Intelligenz kompensieren.

Körperliche und geistige Gesundheit durch Lebensstil beeinflussen

Geistige Leistungsfähigkeit und körperliches Wohlbefinden lassen sich in jedem Alter durch einen entsprechenden Lebensstil unterstützen: Durch gesunde Ernährung, körperbewusste Lebensweise, (Ausdauer-)Sport, mentale Herausforderungen und Persönlichkeitsentwicklung können Menschen in jedem Alter ihre psychische und physische Gesundheit sowie ihre äußere Erscheinung positiv beeinflussen. 

Berufliche Karriere der Generation 50+

Früher nahm man an, dass Kreativität im Alter abnimmt. Dabei stellen Psychologen heute fest, dass es kaum Anzeichen gibt für ein Abnehmen der kreativen Potenziale. Durch Erfahrung, Gelassenheit und gute Urteilsfähigkeit können ältere Menschen kritisch ihre Fähigkeiten einschätzen. Sie wissen sehr genau, was sie können, welche Stärken sie haben und sind sich auch ihrer Defizite bewusst.

Ihre Erfahrungen, sowohl im privaten als auch in beruflichen Bereichen, fördern ihr Selbstbewusstsein und geben Sicherheit. Ältere sind nicht nur bestrebt sich für die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit einzusetzen, sondern wenden sich auch Tätigkeiten zu, die ihnen Spaß machen und die sie sehr gut beherrschen. Somit ist auch jenseits des 50. Geburtstags der Beginn einer beruflichen Karriere möglich.

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