Halsschmerzen
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Gut beraten bei Halsschmerzen und Heiserkeit

Nicht immer sind Halsschmerzen das Begleitsymptom einer harmlosen Erkältung. Aus diesem Grund ist es zuerst einmal wichtig, abzuklären, ob eine Selbstmedikation möglich ist. | Bild: Aldeca Productions / Adobe Stock

Beginnt es im Hals zu kribbeln und zu kratzen, läuten bei vielen Betroffenen die Alarmglocken: Eine Erkältung ist im Anmarsch. Dann heißt es: Schnell reagieren, um das Schlimmste zu verhindern. Denn dieses anfangs nur leicht unangenehme Gefühl im Hals kann schnell in Halsschmerzen, die teilweise bis in die Ohren ausstrahlen, Schluckbeschwerden und Heiserkeit übergehen.

Andere Erkrankungen ausschließen

Halsschmerzen werden meist durch eine akute Entzündung im Rachenraum (Pharyngitis) hervorgerufen. Sind die Mandeln betroffen, spricht man von einer Tonsillitis. Heiserkeit ist in der Regel ein Zeichen für eine Kehlkopf- bzw. Stimmbandentzündung (Laryngitis). Doch nicht immer sind Halsschmerzen das Begleitsymptom einer harmlosen Erkältung. Aus diesem Grund ist es zuerst einmal wichtig, abzuklären, ob eine Selbstmedikation möglich ist.

Gehen die Halsschmerzen mit Fieber (> 39 °C), kloßiger Sprache, stark geschwollenen Halslymphknoten, gelben Eiterstippen und einem ausgeprägten Krankheitsgefühl einher, sind sie ein Fall für den Arzt. Dann kann es sich um eine bakterielle Mandelentzündung (Tonsillitis) handeln. Besteht zusätzlich ein Hautausschlag sowie eine rote, belegte Zunge, besteht der Verdacht auf Scharlach. Diese Erkrankungen müssen meist mit einem Antibiotikum behandelt werden. 

Auch bei Schluckbeschwerden, geschwollenen Lymphknoten, Aphten oder weißen Belägen im Mund ist Selbstmedikation tabu! Nur ein Arzt kann erkennen, ob sich dahinter möglicherweise Herpes-Viren, Pilzerkrankungen oder auch eine Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) verbergen. 
Bei chronischen Halsentzündungen und wenn sich die akuten Halsschmerzen unter OTC-Behandlung nach drei Tagen nicht deutlich bessern oder sogar verschlechtern, ist ebenfalls ein Arztbesuch anzuraten.

Lokaltherapeutika

Wenn es sich um eine harmlose Halsentzündung handelt, gibt es in der Selbstmedikation mehrere Möglichkeiten. Ziel ist es, den Betroffenen schnell von den lästigen Symptomen zu befreien. Eine Option sind Lokaltherapeutika – dazu zählen Lutschtabletten, Rachensprays oder Gurgellösungen. Ausschlaggebend für die Auswahl sind die Vorliebe des Patienten sowie die Lokalisation der Beschwerden: Während Lutschtabletten und Sprays auch in tieferen Rachenabschnitten wirken, setzt bei Kontakt von Gurgellösung mit dem vorderen Gaumenbogen der Würgereiz ein und verhindert die Benetzung. Lutschtabletten haben den Vorteil, dass sie den Speichelfluss anregen und so die entzündeten Schleimhäute befeuchten.

Beim ersten Kratzen, Kribbeln oder Trockenheitsgefühl im Hals sind Arzneistoffe zum Befeuchten der Schleimhäute oder Antiseptika hilfreich. Befeuchtende Arzneistoffe sind z. B. Dexpanthenol, Hyaluronsäure oder auch Emser® Salz. Zu den antiseptischen Wirkstoffen gehören beispielsweise Benzalkoniumchlorid, Cetrimoniumbromid, Cetylpyridiniumchlorid, 2,4-Dichlorbenzylalkohol + Amylmetacresol, Dequaliniumchlorid, Hexamedin, Hexetidin, Chlorhexidin und Amylmetacresol. Diese werden oft in Kombination mit lokalanästhetisch wirkenden Inhaltsstoffen, z. B. Benzocain, Lidocain und Ambroxol, angeboten. Lokalanästhetika können bei akuten Halsschmerzen zu einer schnellen Schmerzlinderung eingesetzt werden.

Mit Flurbiprofen steht zudem ein nichtsteroidales Antirheumatikum als Lutschtablette zur Verfügung. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Grundsätzlich kann auch die systemische Gabe von Paracetamol oder Ibuprofen in Betracht gezogen werden. Für diese Behandlungsoption spricht sich die DEGAM-Leitlinie (derzeit in Überarbeitung) aus. In der Praxis besteht aber häufig der Wunsch nach lokal wirkenden Präparaten. 

Einige Arzneimittel gegen Halsschmerzen enthalten auch Lokalantibiotika wie z. B. Tyrothricin, die eine keimhemmende Wirkung haben sollen. 

Hinweise zur richtigen Anwendung

Um die Kontaktzeit der Wirkstoffe zu erhöhen, sollte man Lokaltherapeutika am besten nach dem Essen bzw. mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit anwenden. Ansonsten würde der Speisebrei die Wirkstoffe von der Schleimhaut ablösen. Die meisten Lutschtabletten dürfen bei Erwachsenen alle zwei, bei Kindern alle vier Stunden angewendet werden. Dabei wird die Lutschtablette im Mund bewegt und ab und zu in der Backentasche geparkt. So wird die Kontaktzeit verlängert, lokale Reizungen werden verhindert. Kinder dürfen Lutschtabletten erst anwenden, wenn sie kontrolliert lutschen können. Einige Hersteller geben auch Altersbegrenzungen an.

Gurgellösungen werden in der Regel zweimal täglich angewendet. Die meisten sind gebrauchsfertig und müssen nicht verdünnt werden. Ein wichtiger Abgabehinweis ist, dass ausreichend lange gegurgelt oder gespült werden sollte, optimalerweise 30 bis 60 Sekunden. Anschließend wird die Lösung ausgespuckt.

Befeuchtung und Schutz der Mund- und Rachenschleimhaut

Neben Halsschmerzen treten bei einem grippalen Infekt aufgrund der Reizung der Mund- und Rachenschleimhaut auch häufig Heiserkeit und Hustenreiz auf. Um die Mund- und Rachenschleimhaut zu befeuchten und ihre Schutz- und Reinigungsfunktion zu unterstützen, können Sie in der Apotheke pflanzliche Präparate empfehlen, die ätherische Öle, Primelwurzel und Schleimdrogen wie Eibischwurzel, Malvenblüten und -blätter sowie Isländisch Moos enthalten.

Eine weitere Option sind salzhaltige Lutschpastillen oder Präparate mit Hyaluronsäure, die in der Lage ist, große Mengen Wasser zu binden. Die in Lutschtabletten enthaltene Hyaluronsäure bildet zusammen mit weiteren Inhaltsstoffen und dem Speichel einen Hydrogel-Komplex, der gut an der Schleimhaut anhaften soll und sich wie ein Schutzfilm über die Schleimhaut legt.

Viel trinken und die Stimme schonen

Wer seine Halsschmerzen möglichst schnell loswerden möchte, der sollte zusätzlich zu den medikamentösen Maßnahmen viel trinken und die Raumluft befeuchten. Auch das Warmhalten des Halses mit einem Schal kann helfen. Zwischendurch kann der Speichelfluss mit nicht medizinischen Bonbons, z. B. Salbei-, Eukalyptus- oder Fenchelbonbons, angeregt werden. 

Reizlindernd wirken Hustentees mit Schleimstoffen wie Eibischwurzel, Primelwurzel oder Isländisch Moos. Beliebt sind auch Tees mit Kamille und Salbei – sie eignen sich auch gut zum Gurgeln. Und natürlich sollten Betroffene ihre Stimme schonen und sich Ruhe gönnen, damit der Körper sich ganz auf die Abwehr der Erreger konzentrieren kann.

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