Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Internationale Studie: Viel Zucker in der Jugend – später Darmkrebs?

Kinder sollten weniger Süßigkeiten essen. Denn neben Übergewicht, Diabetes und Karies scheint ein hoher Zuckerkonsum auch Darmkrebs zu begünstigen. | Bild: Pixavril / AdobeStock

Weltweit nimmt Darmkrebs zu. In den USA steigt die Darmkrebsrate speziell bei den jüngeren und mittelalten Erwachsenen. Man kann also mutmaßen, dass Lebensstil- und Ernährungsfaktoren hierbei eine Rolle spielen. Betrachtet man den Lebensmittelmarkt, fällt auf, dass in den vergangenen Jahrzehnten der Zuckergehalt in Nahrungsmitteln steil angestiegen ist. Insbesondere Fertigprodukte und Getränke enthalten große Mengen an zugesetztem Zucker, vor allem Fructose. Es lag deshalb nahe, einmal den Zusammenhang zwischen hohem Zuckerkonsum in jungen Jahren und späterem Darmkrebs zu untersuchen. Dies geschah anhand der Daten von über 30.000 Krankenschwestern aus der sogenannten Nurses‘ Health Study II.

Hoher Fructosekonsum begünstigt spätere Darmpolypen

Die Studie ergab tatsächlich einen Zusammenhang: Ein hoher Konsum von Einfachzuckern wie Glucose und vor allem Fructose sowie von gesüßten Getränken im Jugendalter erhöhte das spätere Risiko für Darmpolypen – also Darmkrebsvorstufen. Bei einem hohen Zuckerkonsum im Erwachsenenalter zeigte sich diese Korrelation nicht mehr.

Welche Mechanismen dahinterstecken

Die Ergebnisse können nach Meinung der Studienautoren eine teilweise Erklärung dafür liefern, warum Darmkrebs seit einiger Zeit häufiger in jüngeren Jahren auftritt. Die Autoren vermuten, dass Heranwachsende empfindlicher auf die negativen Wirkungen von Zucker reagieren als Erwachsene. Im Jugendalter komme es bereits physiologischerweise zu erhöhten Insulinspiegeln, verminderter Insulinsensitivität und erhöhten Spiegeln an IGF1 (Insulin Like Growth Factor 1). Durch hohe Zuckerzufuhr könnten hier schädliche Spitzenwerte erreicht werden. Da das Insulin-/IGF1-System die Zellneubildung fördere, begünstige es möglicherweise auch die Krebsentstehung. Zudem können häufige Hyperglykämien den Studienautoren zufolge chronische Entzündungsprozesse auslösen und dadurch krebsfördernd wirken. Die Fructose könnte außerdem selbst krebsfördernd wirken, indem sie das Darmmikrobiom verändert, wenn sie in den Dickdarm gelangt.

Höchstens fünf Teelöffel Zucker pro Tag

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) weist auf den viel zu hohen Zuckerkonsum von Kindern in Deutschland hin. So verzehren Kinder hierzulande etwa dreimal mehr Zucker als sie maximal sollten. Kinder ab zwei Jahren sollten über den Verzehr von Zucker nicht mehr als etwa 5 Prozent der täglichen Kalorienmenge aufnehmen. Brauche ein 10- bis 13-jähriger Junge 1.900 Kilokalorien pro Tag, sollte er maximal 95 Kilokalorien in Form von Zucker essen. Das entspricht knapp 5 gestrichenen Teelöffeln Zucker pro Tag. Quellen: Gastroenterology 2021, 161: 128–42 (DOI: https://doi.org/10.1053/j.gastro.2021.03.028); www.kinderaerzte-im-netz.de  

Mehr zum Thema Zucker

Traubenzucker, Fruchtzucker, Milchzucker, Birkenzucker – wer regelmäßig einen Blick auf die Zutatenliste von Lebensmitteln wirft, merkt schnell, dass es viele Möglichkeiten gibt, Speisen zu versüßen. Wie sich die verschiedenen Zucker- und Süßstoffarten unterscheiden und welche Vor- und Nachteile sie jeweils haben, erfahren Sie in unserer Serie Zuckersüßes Beratungswissen.