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Zum Brustkrebsmonat Oktober: Taktile Brustuntersuchung: „Blinde sehen mehr“  

Ärztin tastet Brust einer Frau ab
Bei der taktilen Brustuntersuchung kommt der besonders ausgeprägte Tastsinn von Blinden und stark sehbehinderten Frauen zum Einsatz. | Bild:  serhiibobyk / AdobeStock

Circa eine von acht Frauen wird im Laufe ihres Lebens mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Die Behandlungs- und Heilungschancen sind umso besser, je früher die Erkrankung erkannt wird. Doch gerade daran hapert es – zu wenig Menschen gehen zur Krebsvorsorge, stellte die Barmer Krankenkasse jüngst fest.

Auch die Krankenkasse BKK·VBU hat bemerkt, dass gerade in der Hauptrisiko-Altersgruppe der über 64-Jährigen die Brustkrebsvorsorge bereits im Jahr 2020 stark vernachlässigt wurde. So nahmen in 2020 nur rund 30 Prozent der BKK·VBU-versicherten Frauen ab 65 Jahren die Brustkrebsvorsorge wahr. Im Vor-Pandemie-Jahr 2019 waren es mit 58 Prozent fast doppelt so viele.

Taktile Brustuntersuchung durch blinde Tastexpertinnen

Die Krankenkasse sieht das sehr kritisch. Um ihren Versicherten größtmögliche Unterstützung anzubieten, hat die BKK·VBU als erste von inzwischen 29 Krankenkassen die Kosten für eine neue Untersuchungsmöglichkeit übernommen: die Taktile Brustuntersuchung (Taktilographie) nach der „discovering hands“-Methode. 

Das Sozialunternehmen discovering hands nutzt eine besondere Gabe blinder und stark sehbehinderter Frauen: ihren überragenden Tastsinn. Das Unternehmen bildet die Frauen zu professionellen Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU) aus. 

Sie arbeiten dann in gynäkologischen Praxen und Zentren. Im Rahmen einer rund 45-minütigen Untersuchung tastet die MTU das Brustdrüsengewebe in drei Ebenen ab. Dazu orientiert sie sich mithilfe von Spezialklebestreifen an der Brust. 

Die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Vorstudie der Universitätsklinik Essen haben laut discovering hands gute Ergebnisse erbracht: Bei einem Screening von 450 Patientinnen durch Ärzte und MTU waren circa 28 Prozent aller entdeckten Tastbefunde nur den MTU zu verdanken. Eine weitere Studie der Universitätsfrauenklinik Erlangen zeigte, dass sich die Sensitivität durch Einbindung einer MTU um über 20 Prozent steigern ließ.

Ergänzung zu ärztlichen Leistungen

Die MTU ersetzt keinen Arzt, sondern unterstützt das ärztliche Angebot mit einer zusätzlichen Diagnosemethode. Die Tastuntersuchung findet unter ärztlicher Verantwortung statt. Falls die MTU eine Auffälligkeit ertastet, werden weitere Untersuchungen wie Ultraschall oder Mammographie veranlasst. Weitere Informationen finden Sie hierQuelle: BKK·VBU 

Der Brustkrebsmonat Oktober

Der Brustkrebsmonat Oktober macht auf die Situation von Erkrankten aufmerksam und stellt die Themen Prävention und Früherkennung sowie Brustkrebsforschung und -behandlung in den Fokus. 

Erstmals initiiert wurde der Brustkrebsmonat 1984 in den USA. Mittlerweile beteiligen sich fast alle Industrienationen mit Vor-Ort-Veranstaltungen, Social-Media-Aktionen und digitalen sowie Print-Kampagnen. /mia