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Zum Tag des Shampoos am 20. Oktober: Shampoo einfach selbst gemacht?

Frau hält festes Shampoo in Hand
Wer sich mit den Inhaltsstoffen auskennt, kann sich sein Shampoo selbst anrühren. | Bild: sonyachny / AdobeStock

In vielen herkömmlichen Shampoos befinden sich Zusatzstoffe, die bei einer nachhaltigen Lebensweise eher unpassend erscheinen. Von der Plastikverpackung, die nach der Entleerung weggeworfen wird, bis hin zu Inhaltsstoffen wie Silikonen, Parabenen oder Mineralölen, die beim Ausspülen auch ins Grundwasser gelangen, passt vieles nicht zu einem ressourcenschonenden Lebensstil. 

Um die Umwelt zu schonen und Verpackungsmüll einzusparen, liegen selbstgemachte Kosmetikprodukte daher im Trend. Wer weiß, welche Funktionen die einzelnen Bestandteile erfüllen, tut sich bei der Zubereitung leichter und kann ein effektives und umweltfreundliches Produkt im Handumdrehen selbst herstellen. 

PTA können sich dabei auch auf ihr botanisches Wissen verlassen. Denn bei der Wahl der passenden Kräuter oder Blüten kann man auf die Erkenntnisse setzen, die man aus der Heilpflanzenkunde kennt. 

Birkenblätter für feines Haar

Birkenblätter (Betulae folium) erfrischen, ebenso wie Pfefferminzblätter (Menthae piperitae folium), die Kopfhaut und können bei Schuppen eingesetzt werden. Sie sind besonders für feines Haar zu empfehlen.

Kamillenblüten bei blondem Haar und empfindlicher Kopfhaut

Das ätherische Öl der Kamillenblüten (Matricariae flos) hat eine beruhigende Wirkung auf die Kopfhaut. Die Blüten sind daher – genau wie Ringelblumenblüten (Calendulae flos) – besonders bei empfindlicher Haut, die zu Entzündungen und Juckreiz neigt, geeignet. 

Bei längerfristiger Anwendung ist Kamille zudem in der Lage, das Haar aufzuhellen und ihm einen natürlichen Glanz zu verleihen. Daher sollte es also vor allem bei eher blondem Haar zum Einsatz kommen. 

Schachtelhalmkraut für brüchiges Haar

Schachtelhalmkraut (Zinnkraut, Equiseti herba) ist vor allem dann geeignet, wenn das Haar an Struktur verliert und brüchig wird. Das ist besonders während der Heizperiode der Fall, in der auch die Kopfhaut schnell fettig wird.  

Eine passende Kombination stellen Taubnesselblüten (Lamii albi flos) dar, da sich diese Blüten besonders bei fettigen Haaren eignen. Ein solches Shampoo sollte nachvollziehbarerweise ohne einen Pflanzenölzusatz auskommen.

Brennnesselblätter bei Haarausfall

Brennnesselblätter (Urticae folium) sollen die Durchblutung der Kopfhaut anregen und sind besonders dann zu empfehlen, wenn die Haare im Frühjahr oder im Herbst verstärkt ausgehen. Eine gute Kombination ist mit Lavendelblüten und Klettenwurzelöl zu erzielen.

Kakaobutter nur schwach erwärmen

Das Fett (Oleum cacao) der gerösteten Samen des Kakaobaums (Theobroma cacao) liegt als gelblich bis weiße, feste Masse vor. Es duftet zart nach Kakao und dient in Rezepturen als Konsistenzgeber sowie als Hautpflegemittel.

Da Kakaobutter polymorph ist und bei zu starker Erhitzung auskristallisieren kann, ist bei der Herstellung auf ein lediglich lauwarmes Wasserbad zu achten.

Sheabutter: Pflege und Schutz

Sheabutter wird aus den Samen des in Afrika heimischen Sheanussbaums (Vitellaria paradoxa) gewonnen. Das Fett hat einen Schmelzpunkt zwischen 32 °C bis 42 °C und erreicht bei Zimmertemperatur eine cremige Konsistenz.

Es enthält Stearinsäure, Ölsäure, Triterpene sowie Vitamine und hat feuchtigkeitsspendende sowie rückfettende Eigenschaften.

Ätherische Öle zum Entspannen und Erfrischen

In der Aromatherapie werden Düfte wie Lavendel oder Rose zur Entspannung eingesetzt. Zitrusfrüchte wie Orange oder Zitrone wirken stimmungsaufhellend und – besonders mit einer leichten Pfefferminznote kombiniert – erfrischend.

Reinigung und Schaumbildung durch Tenside

Als waschaktive Substanz kann Sodium Lauryl Sulfoacetat (SLSA) eingesetzt werden. Das anionische Tensid wird aus Kokos- und Palmkernöl gewonnen. Es wirkt auf Grund seiner amphiphilen Eigenschaften reinigend und hat zudem gute schaumbildende Eigenschaften. 

Als palmölfreie Alternative kann auf Sodium Cocoyl Isethionate (SCI) zurückgegriffen werden, welches aus Kokosöl gewonnen wird.

Kernseife als Basis

Kernseife besteht aus Natriumsalzen von Fettsäuren, die bei der Verseifung von Fetten mit Natronlaugen und anschließender Abtrennung von Glycerol entstehen. Sie ist eine typische Grundlage für Seifen aller Art. Sie besitzt amphiphile Eigenschaften und ist deshalb in der Lage, gemeinsam mit Wasser Schmutz von der Haut- und Haaroberfläche zu entfernen. 

Stärke als Verdickungsmittel

Um die Konsistenz der Produkte zu erhöhen, kann Speisestärke (meist Maisstärke) als Verdickungsmittel eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um ein Polysaccharid, das aus D-Glucose-Einheiten zusammengesetzt ist. Bei Kontakt mit kaltem Wasser quillt Stärke, in heißem Wasser löst sie sich kolloidal. Zudem ist Stärke in der Lage, überschüssiges Fett zu binden. 

Shampoo besser flüssig oder fest?

Neben der Auswahl der Inhaltsstoffe gilt es sich auch vorab Gedanken zur gewünschten „Darreichungsform“ zu machen.  

Feste Haarshampoos haben den Vorteil, dass sie lange haltbar, sehr ergiebig und platzsparend sind (ein Stück entspricht etwa zwei Flaschen Shampoo). Außer einer trockenen Schale benötigen sie zudem keinerlei Verpackungsmaterial. Sie eignen sich darüber hinaus wunderbar als selbstgemachtes Geschenk, besonders wenn man noch etwas Lebensmittelfarbe und getrocknete Blüten ergänzt.  

Trotz der zahlreichen Vorteile bevorzugen einige Anwender nach wie vor flüssige Shampoos zum Beispiel, weil diese teilweise etwas mehr Schaum bilden. Entscheidet man sich bei der Herstellung für die flüssige Variante, kann als Verpackung einfach eine leere, gespülte Shampoo-Flasche verwendet werden.  

Lust auf noch mehr Selbstgemachtes? 

In drei weiteren Teilen erfahren Sie, wie die Herstellung von Badekugeln gelingt, was bei der Zubereitung einer Do-it-yourself-Zahnpasta zu beachten ist und aus was selbst gemachte Fußpflegeprodukte bestehen.

Zutaten für ein festes Shampoo

Um ein festes Shampoo herzustellen, benötigen Sie folgende Zutaten: 

  • 75 g Kakaobutter (Oleum cacao) oder Sheabutter
  • 150 g SLSA (Sodium Lauryl Sulfoacetate) oder SCI (Sodium Cocoyl Isethionate)
  • 150 g Speisestärke
  • 15 Tropfen ätherisches Öl (z. B. Rose, Bergamotte, Kamille oder Lavendelöl)
  • ggf. etwa 10 g getrocknete Blüten oder Kräuter (Rosen-, Lavendel-, Ringelblumenblüten oder Melissen- bzw. Pfefferminzblätter)  
    Hinweis: Verwenden Sie nicht zu viel, da dies beim Einseifen sonst störend sein kann.
  • eine geeignete Form

Es empfiehlt sich, bei der Herstellung Einmalhandschuhe und einen Mundschutz zu tragen, da das Tensidpulver (SLSA oder SCI) sehr fein ist und beim trockenen Mischen schnell stauben kann. 

So geht’s – Herstellung in sechs Schritten

  1. Tensid (SLSA bzw. SCI) und Speisestärke in eine Schüssel geben und mit einem Kartenblatt gut vermischen. 
  2. Kakao- oder Sheabutter im warmen Wasserbad bei etwa 40 °C schmelzen. 
  3. Das geschmolzene Fett zur Pulvermischung geben und alles mit den Händen so lange kneten, bis eine homogene Masse entsteht.  
  4. Nun die ätherischen Öle zu tropfen und ggf. die getrockneten Blüten untermischen. 
  5. Die homogene Masse anschließend fest in die jeweiligen Formen drücken. 
  6. Abschließend die Stücke bei Raumtemperatur aushärten lassen – bei relativ kleinen Shampoostücken (ein- bis zweimalige Anwendung) für mindestens 12 Stunden, bei größeren Formen für mindestens 24 Stunden. Im offenen Backofen bei 40 °C geht es etwas schneller. 

Zutaten für ein flüssiges Shampoo

Um etwa eine Flasche flüssiges Shampoo herzustellen, werden folgende Zutaten benötigt:

  • 20 g getrocknete Blüten (z. B. Rosen-, Lavendel-, Taubnessel- oder Ringelblumenblüten) oder Kräuter (z. B. Zinnkraut bzw. Melissen-, Birken-, Brennnessel- oder Pfefferminzblätter)
  • 350 g gereinigtes Wasser
  • 20 g Kernseife
  • Speisestärke nach Bedarf
  • 75 g Spiritus als Konservierungsmittel
  • bei sehr trockener Kopfhaut 1–2 EL Pflanzenöl (z. B. Mandelöl)
  • bei Bedarf einige Tropfen ätherisches Öl

So geht’s – Herstellung in zehn Schritten

  1. Das Wasser aufkochen und die Blüten bzw. Kräuter damit übergießen. Den Ansatz abgedeckt einen halben Tag lang ziehen lassen.
  2. Die Kernseife in einem Mörser zerdrücken, raspeln oder kleinschneiden.
  3. Den Kräutersud durch einen Filter geben und nochmals aufkochen.
  4. Die Kernseife im heißen Sud lösen.
  5. Zur Konsistenzprüfung einen Teelöffel des Ansatzes auf einen Teller geben und auskühlen lassen. Ist die Konsistenz zu flüssig, rührt man einen halben Esslöffel Speisestärke mit 2–3 Esslöffeln Wasser glatt, gibt die Mischung zum Ansatz und lässt diesen nochmals kurz aufkochen. Anschließend die Probe erneut durchführen und Konsistenz ggf. nochmals anpassen.
  6. Den Ansatz vom Herd nehmen und während des Abkühlens gelegentlich umrühren.
  7. Nach dem Abkühlen den Alkohol zugeben.
  8. Anschließend die ätherischen Öle hinzutropfen und das Shampoo homogenisieren.
  9. Bei Bedarf das Pflanzenöl beifügen und abschließend erneut homogenisieren.
  10. Das Shampoo in ein sauberes Gefäß abfüllen.

Das fertig abgefüllte Shampoo hält sich im Kühlschrank etwa drei Monate. Vor der Anwendung sollte es jeweils kräftig durchgeschüttelt werden.