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Zum Tag des Kondoms am 14. Februar: Welche Arzneimittel wechselwirken mit Kondomen?

Hand hält zwei eingepackte Kondome hoch
Welche Arzneimittel vertragen sich nicht mit Kondomen aus Latex? | Bild: splitov27 / AdobeStock

Bestimmte Arzneimittel – wie Johanniskrautpräparate – können die Wirksamkeit der Anti-Baby-Pille einschränken und das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft erhöhen. Also besser mit Kondom verhüten? Immerhin schützt das rein mechanische Präservativ nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sondern gleichzeitig auch vor sexuell übertragbaren Erkrankungen, wie Gonorrhoe (Tripper), HIV oder Syphilis

Allerdings können auch Kondome wechselwirken mit Arzneimitteln und Medizinprodukten, die das Präservativ unter Umständen porös und unsicherer werden lassen. Welcher Tag wäre aber besser geeignet als der heutige 14. Februar – Valentinstag und der Tag des Kondoms –, um sich die wichtigsten Reiß-Risiken von Kondomen näher anzuschauen? 

Die Relevanz dieses Themas lässt sich nicht von der Hand weisen: Glaubt man den Daten des „Globometer“, werden pro Sekunde 380 Kondome benutzt.

Kondome: Latex oder nicht?

Die meisten Kondome auf dem Markt sind aus Latex gefertigt, zum Beispiel Durex® (alle außer der Natural Feeling-Serie), Ritex® (Naturkautschuklatex) oder Billy Boy® (alle außer der Skyn-Serie). 

Wer allerdings auf Latex allergisch reagiert, wird mit diesen Kondomen nur wenig Freude haben – Brennen, Jucken und Ausschlag begleiten (oder ersetzen) sodann das Liebesspiel. Latexallergiker müssen deswegen jedoch nicht abstinent leben. Sie sollten aber latexfreie Kondome aus Kunststoff, beispielsweise aus Polyurethan (z. B. Ceylor® non-latex ultra thin) oder aus Polyisopren (z. B. Durex® Natural Feeling, Billy Boy® Skyn Hautnah-Serie), verwenden. 

Dabei gilt Polyisopren als dehnfähiger als Latex. Das Berstvolumen soll laut Stiftung Warentest höher sein, bei Kondomen aus Polyurethan hingegen soll das Berstvolumen kleiner als bei Latex sein, allerdings der Berstdruck höher. Hinsichtlich der Verhütungssicherheit sind Kondome aus Latex oder Kunststoffen vergleichbar. 

Wichtig ist eine Unterscheidung jedoch in einem anderen Punkt (also nicht nur für Allergiker). Denn ob Arzneimittel ein Kondom porös werden lassen oder nicht, hängt vom Material ab, aus welchem das Kondom besteht: Bestimmte Stoffe – Fette und Öle – können die Reißfestigkeit von Latexkondomen strapazieren und damit auch die Verhütungssicherheit. Im Gegensatz zu Latexkondomen beeinträchtigen Fette und Öle die Reißfestigkeit von Polyurethankondomen nicht.

Latexkondome – Vorsicht bei Arzneimitteln zur Anwendung im Intimbereich

Vorsicht ist bei Latexkondomen dann geboten, wenn zusätzlich fett- und ölhaltige Produkte im Intimbereich zur Anwendung kommen: Cremes, Salben, Zäpfchen und Tabletten an und in der Vagina oder am Penis (Cremes, Salben) oder auch bestimmte Gleitgele. 

Hellhörig sollten PTA insbesondere werden, wenn in diesen Arzneimitteln, Medizinprodukten oder Kosmetika Vaselin, Stearate und Paraffine als Inhaltsstoffe enthalten sind.

Stearate und Benzylalkohol: „kondomschädigend“

Am häufigsten dürften Arzneimittel oder Medizinprodukte im Intimbereich zur Behandlung von Infektionen (vor allem mit dem Hefepilz Candida albicans), bei Scheidentrockenheit zur Befeuchtung oder zur Behandlung von Hämorrhoiden eingesetzt werden. 

Somit gilt es bei Kadefungin®, Vagisan, Hametum® & Co. im Beipackzettel genau zu prüfen, ob Inhaltsstoffe das Kondom schädigen könnten.

Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel warnt in der Fachinformation von Vagisan Myko Kombi 3 Tage (Creme und Zäpfchen), dass „bei gleichzeitiger Anwendung von Vagisan Myko Kombi 3 Tage und Latexprodukten (z. B. Kondome, Diaphragmen) … es wegen der enthaltenen Hilfsstoffe (insbesondere Stearate) zur Verminderung der Funktionsfähigkeit und damit zur Beeinträchtigung der Sicherheit dieser Produkte für die Dauer der Anwendung von Vagisan Myko Kombi 3 Tage kommen“ könne. 

Zudem enthält die Creme Benzylalkohol, was laut Ökotest ebenfalls als „kondomschädigend“ gilt. Die gleichen warnenden Informationen zu Wechselwirkungen finden sich auch bei Canesten® Gyn (Vaginalcreme, Vaginaltabletten, Kombipackung) und Kadefungin® (Creme, Kombipackung). 

Gut zu wissen: Hinweise in Beipackzetteln keine Pflicht!

Die Krux: Fehlt ein Hinweis im Beipackzettel, bedeutet das zunächst gar nichts. Denn es besteht keine Pflicht für die Hersteller, bei ihren Produkten auf die Sicherheit von Latexkondomen explizit hinzuweisen – ein fehlender Hinweis im Beipackzettel heißt daher nicht automatisch, dass keine Wechselwirkung besteht.

Befeuchtende Arzneimittel: Kadefungin® auch mit Latexkondomen

Vorsicht ist auch geboten, wenn Präparate bei vaginaler Atrophie oder Trockenheit zur Anwendung kommen. Als Mittel der Wahl bei Scheidentrockenheit und den damit einhergehenden Beschwerden gelten Präparate – Cremes, Gele, Vaginalzäpfchen – zum Befeuchten. 

Praktisch: Teilweise können sie neben der Behandlung der vaginalen Trockenheit auch gleichzeitig als Gleitgel verwendet werden, wie Multigyn® Liquigel, Vagisan Feuchtcreme und Feuchtcreme Cremolum (Zäpfchen) oder Kadefungin® Befeuchtungsgel mit Hyaluronsäure. 

Multigyn® Liquigel sowie Vagisan Feuchtcreme sollten jedoch als Gleitgel bei Verhütung mit Kondomen nur mit latexfreien Präservativen verwendet werden. Anders Kadefungin® Befeuchtungsgel mit Hyaluronsäure: Dieses „beeinträchtigt nicht die Sicherheit von Kondomen (Naturkautschuklatex)“, informiert Dr. Kade.

Wechselwirkung mit Kondomen: Vorsicht bei Hämorrhoidenpräparaten

Wird Analverkehr praktiziert, gilt es zudem an Präparate zu denken, die im Analbereich angewendet werden, wie Hämorrhoidensalben oder -zäpfchen, beispielsweise Posterisan® oder Hametum®. 

So informiert Schwabe: „Bei der Behandlung mit Hametum® Hämorrhoidensalbe im Genital- oder Analbereich kann es wegen der Hilfsstoffe Paraffin und Vaselin bei gleichzeitiger Anwendung von Kondomen aus Latex zu einer Verminderung der Reißfestigkeit und damit zur Beeinträchtigung der Sicherheit von Kondomen kommen.“  

Die Informationen zu möglichen Wechselwirkungen betreffen nicht nur Arzneimittel für die Selbstmedikation. Daher sollte auch bei verschreibungspflichtigen Präparaten an potenzielle Interaktionen gedacht werden, so beispielsweise Postericort®: „Bei der Behandlung mit Postericort® Salbe kann es wegen des Hilfsstoffes gelbes Vaselin bei gleichzeitiger Anwendung von Kondomen aus Latex zu einer Verminderung der Reißfestigkeit und damit zur Beeinträchtigung der Sicherheit solcher Kondome kommen“, warnt Hersteller Dr. Kade Pharma GmbH. 

Gleitgele – Wasserbasis, Silikonbasis oder fettbasiert?

Auch bei Gleitgelen sollte man bei gleichzeitiger Nutzung von Kondomen etwas genauer lesen: Bei Latexkondomen dürfen nur damit „verträgliche“ fettfreie Gleitmittel benutzt werden. 

Dafür hilft es zu wissen: Gleitgele setzen sich unterschiedlich zusammen – auf Wasserbasis, auf Silikonbasis oder Fettbasis. Wasserbasierte Gleitgele gelten als wenig „ausdauernd“ und haben den Ruf, schnell ihre Gleiteigenschaften zu verlieren (hinterlassen jedoch in der Regel keine Flecken und sind leicht abwaschbar). 

Silikonbasierte Gleitmittel hingegen sollen ergiebiger, mit besserer und längerer Gleitfähigkeit sein, weswegen sie häufig auch für Analverkehr empfohlen werden. Auch die fettbasierten Gleitgele scheinen ergiebiger und sollen zudem hautverträglicher als Gleitgele auf Wasserbasis daherkommen. 

Der große Nachteil allerdings: Fettbasierte Gleitgele vertragen sich nicht mit Latexkondomen. Häufig finden sich jedoch auf den Gleitgelen direkt Informationen, ob diese mit Latexkondomen angewendet werden dürfen oder nicht.

Qualität von Kondomen – darauf sollte man achten

Nicht nur Fette und Babyöl können Kondome strapazieren, auch andere äußere Einflüsse mindern deren Qualität. Beim Kauf gilt es darauf zu achten, dass ein CE-Kennzeichen vorhanden ist. 

Die Haltbarkeit beträgt in der Regel vier Jahre, sie kann sich jedoch in Abhängigkeit von den Lagerbedingungen erheblich verkürzen: Licht und Hitze machen Kondome porös. Daher müssen Kondome „unabdingbar“ kühl gelagert werden, informiert „Frauenärzte im Netz“. Diese Verhältnisse müssen in Kondomautomaten nicht stets gegeben sein.

Auch an Diaphragmen denken

Zur Verhütung werden auch Diaphragmen angewendet, Scheidenpessare, die vor dem Muttermund liegen und das Passieren von Spermien verhindern sollen. Für die meisten Diaphragmen kann heutzutage allerdings Entwarnung gegeben werden, da sie mittlerweile hauptsächlich silikonbasiert und nicht mehr aus Latex gefertigt sind. 
 

Anmerkung: Im Text genannte Produkte sind lediglich beispielhaft aufgeführt, damit erhebt der Beitrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit.