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Zum Tag des Schlafes am 21. Juni: Was guter Schlaf bedeutet

Schlechter Schlaf kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. | Bild: Алекс Ренко / AdobeStock

Laut Schlafforschern leiden in Deutschland circa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung unter Ein- und Durchschlafstörungen (Isomnie), die über einen längeren Zeitraum andauern. Damit gehört die Insomnie hierzulande zu den häufigsten Erkrankungen.  

Mit Blick auf einen erholsamen Schlaf verhalten sich viele Bundesbürger widersprüchlich: Denn rund ein Drittel der Deutschen wünscht sich eine bessere Nachtruhe, jedoch liegt bei mehr als der Hälfte nachts ein Handy neben dem Bett, und bei jedem Viertem steht sogar ein Fernseher im Schlafzimmer. Auf diesen Gegensatz verweist eine große Schlafstudie des Hotel-Betreibers Premier Inn.

Circa 36 Prozent der Deutschen sind infolge einer schlechten Nachtruhe am nächsten Tag körperlich beeinträchtigt. Fast genauso viele (29%) sind unkonzentriert und geistig weniger leistungsfähig. Deshalb wünschen sich 34 Prozent der Bundesbürger einen besseren Schlaf, Frauen sogar besonders häufig (43 Prozent). Für 27 Prozent der Deutschen zählt eine erholsame Nachtruhe sogar als ein zentrales Element der persönlichen Lebensqualität.

Tag des Schlafes am 21. Juni

Am 21. Juni findet der diesjährige „Tag des Schlafes“ statt. Mit dem Aktionstag soll auf die gesundheitliche Bedeutung eines erholsamen Schlafes aufmerksam gemacht werden. 2000 wurde der „Tag des Schlafes“ erstmals veranstaltet und 2004 der gemeinnützige Verein „Tag des Schlafes e. V.“ gegründet. /vs

Welche Folgen können Schlafstörungen haben?

Schlafstörungen haben weitreichende Konsequenzen. Sie führen zu Tagesmüdigkeit und damit zu einer verminderten Leistungsfähigkeit. Außerdem steigt das Unfallrisiko am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr. 

Chronisch schlechter Schlaf bedeutet außerdem ein erhöhtes Risiko für zahlreiche gravierende Krankheiten, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht sowie Demenz

Schlafstörungen wirken sich außerdem auf die Psyche aus – nicht nur in Form einer verschlechterten Stimmung. Wer unter Insomnie leidet, hat Jahre später ein mehr als doppelt so hohes Risiko, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln.

Kognitive Verhaltenstherapie soll Schlaffähigkeit wiederherstellen 

Ein- und Durchschlafschwierigkeiten oder ein nicht erholsamer Schlaf dürfen also nicht einfach als Befindlichkeitsstörungen abgetan werden. Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sollte eine chronische Insomnie vorrangig psychotherapeutisch – mit kognitiver Verhaltenstherapie – behandelt werden.

Dabei werden die Betroffenen mit dem Verhalten, welches ihren Schlaf stört, konfrontiert und sie erlernen Verhaltensweisen, die ihnen das Vertrauen in den eigenen Schlaf zurückgeben sollen.

Zur Erinnerung: Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine etablierte und wissenschaftlich gut untersuchte Form der Psychotherapie. Sie folgt der Annahme, dass jedes Verhalten erlernt, aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann, wobei unter Verhalten auch innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken einzuordnen sind.

DiGA und Schlafmittel bei Isomnie

Betroffenen, die unter Isomnie leiden, stehen auch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zur Verfügung. Im Dezember letztes Jahr wurde die Webanwendung „HelloBetter Schlafen“ in das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen. Damit stehen neben „somnio – Digitales Training bei Schlafstörungen“ nun zwei digitale Anwendungen zur Verfügung, die auf Rezept und damit zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden können.

Schlafmittel sollten laut Experten nur kurzfristig eingesetzt werden. Sie könnten vor allem bei akuter Insomnie eine wertvolle Hilfe sein, um eine Verselbstständigung der Schlafstörung zu verhindern.

Auf dem Prüfstand: neue Techniken und alte Weisheiten

Den boomenden Markt der technischen Schlafhilfen sehen Schlafexperten kritisch. Sleep-Gadgets wie zum Beispiel White Noise oder Lichtmetronom sowie teure Schlafroboter genügten meist nicht den medizinischen Standards und seien nicht ausreichend erprobt. 

Außerdem stellen die Schlafmediziner fest, dass sich Schlafmythen hartnäckig halten. Zum einen, dass für die nächtliche Erholung eine ganz bestimmte Schlafdauer erforderlich sei. Eine veröffentlichte britisch-chinesische Studie hatte die öffentliche Diskussion darüber erneut entfacht. Es war der Eindruck entstanden, dass sieben Stunden Nachtschlaf bei Erwachsenen eine Notwendigkeit für die mentale Gesundheit sei. Experten betonen jedoch, dass das Schlafbedürfnis individuell unterschiedlich sei und dass die eigene Schlafdauer daran angepasst werden sollte. Bei den meisten Erwachsenen liege der Schlafbedarf zwar bei sechs bis acht Stunden. Doch einige Langschläfer brauchten regelmäßig mehr Schlaf, einige Kurzschläfer kämen mit deutlich weniger Schlaf aus.  

Ein weiterer Irrglaube sei, dass der Schlaf vor Mitternacht der gesündeste sei. Vielmehr gebe es in der Bevölkerung Früh- und Abendtypen. Und wer um ein Uhr zu Bett gehe, habe seinen Tiefschlaf eben danach. Wichtig sei es, den Schlaf nicht dogmatisch zu betrachten.