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Eisenmangel bei Frauen: Ursachen und Behandlung

Frau stützt erschöpft Kopf in Hand
Bei einem Eisenmangel leiden Betroffene an unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Blässe oder Appetitlosigkeit. | Bild: Raul / AdobeStock

Das Spurenelement Eisen übt im menschlichen Körper zahlreiche wichtige Funktionen aus. Am bekanntesten dürfte wohl seine Bedeutung für den Sauerstofftransport im menschlichen Blut sein. Im roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin, liegt Eisen als Zentralion vor und ermöglicht so die Aufnahme von Sauerstoff in der Lunge sowie die bedarfsgerechte Abgabe im Gewebe. Eisen ist zudem Bestandteil zahlreicher Enzyme und damit an vielen wichtigen Stoffwechselfunktionen beteiligt. Auch bei der Immunabwehr des Körpers kommt Eisen eine wichtige Rolle zu. 

Resorption und Speicherung von Eisen

Der menschliche Körper enthält rund 3 bis 5 Gramm Eisen. Über 70% sind davon an das Hämoglobin und nur ein kleiner Teil an bestimmte Enzyme gebunden. Der restliche Teil wird in Leber, Knochenmark und Milz gespeichert (Speichereisen). 

Frei vorkommendes Eisen wäre für den Körper toxisch, aus diesem Grund wird das in den Zellen gespeicherte Eisen von einem Proteinkomplex umhüllt. Dieses wasserlösliche Speicherprotein wird als Ferritin bezeichnet. In einem Ferritin-Molekül können zwischen 2.000 und 4.000 dreiwertige Eisen-Ionen vorliegen. Eisen wird aus dem Dünndarm zunächst in zweiwertiger Form (Fe2+) aufgenommen, anschließend zum Fe3+-Ion oxidiert und dann als Ferritin gespeichert. 

Wie hoch ist der Eisenbedarf und was sind geeignete Nahrungsquellen?

Der Eisenbedarf des Körpers kann ausschließlich über die Nahrung gedeckt werden. Bei einer vollwertigen, ausgewogenen Ernährung werden dabei täglich rund 10 mg bis 20 mg Eisen aufgenommen. Dies ist bei gesunden Personen zur Versorgung normalerweise ausreichend. 

Von dem aufgenommenen Eisen werden nur zwischen 5% und 10% tatsächlich resorbiert, der Rest wird mit dem Stuhl wieder ausgeschieden. Bei der Aufnahme aus dem Dünndarm spielt deshalb nicht nur der Eisengehalt eines Lebensmittels eine Rolle, sondern auch, in welcher Form das Spurenelement vorliegt. Fleisch gilt als besonders gute Eisenquelle, da das Eisen dort in zweiwertiger Form vorliegt und damit gut resorbiert werden kann. Auch Innereien und Eidotter sind besonders geeignet. 

Unter den pflanzlichen Nahrungsmitteln sind Haferflocken, Hülsenfrüchte, Rote Beete, Hirse und Amaranth zur Eisenversorgung zu empfehlen. Allerdings liegt das Eisen hier in dreiwertiger Form vor, weshalb die Bioverfügbarkeit deutlich schlechter ist. Pflanzliche Lebensmittel enthalten zudem häufig weitere Inhaltsstoffe, die zur Bildung schwerlöslicher Eisenkomplexe führen und damit die Aufnahme weiter verringern. Dazu zählen Oxalsäure, Gerbstoffe, Phytate und Phosphate. Vegetarier oder Veganer haben daher ein deutlich höheres Risiko, eine Eisen-Unterversorgung zu erleiden.

Warum gerade Frauen für einen Eisenmangel anfällig sind

Eine Unterversorgung mit Eisen ist in den meisten Fällen durch einen Blutverlust bedingt. Neben der natürlichen Monatsblutung zählen dazu auch Blutungen, die durch gynäkologische Erkrankungen, wie Myome oder Zysten, ausgelöst wurden. Daher weisen Frauen häufiger einen Eisenmangel auf als Männer. Ein weiterer Grund dafür ist, dass Frauen deutlich häufiger auf Fleisch (die Eisenquelle Nr. 1) verzichten.

Interaktion mit vielen Arzneistoffen

Ein Eisenmangel kann jedoch auch durch bestimmte Arzneimittel ausgelöst werden, denn zahlreiche Wirkstoffe verschlechtern die Eisenaufnahme. So verändern z. B. Antazida oder Protonenpumpenhemmer – die bei Sodbrennen und Magenschleimhautentzündung zum Einsatz kommen – den pH-Wert im Magen und vermindern dadurch die Eisenresorption.

Antibiotika, wie Tetrazykline oder Fluorchinolone, und Bisphosphonate (zur Behandlung der Osteoporose) verschlechtern hingegen die Aufnahme durch Bildung schwerlöslicher Eisenkomplexe. Präparate mit mehrwertigen Kationen (z. B. Magnesium, Calcium) konkurrieren mit Eisen um die Aufnahme. 

Wer hat einen erhöhten Eisenbedarf?

Grundsätzlich kommt es zu einem Eisenmangel, wenn der Bedarf höher ist als die Aufnahme. So geraten z. B. Frauen durch die Regelblutung leicht in eine Unterversorgung. 

Während einer Schwangerschaft steigt der Bedarf deutlich an. Zunächst versucht der Körper diesen Bedarf mit einer erhöhten Eisenresorption aus der Nahrung zu decken. Reicht dies nicht aus, wird auf die körpereigenen Eisenspeicher zurückgegriffen. Sind diese Speicher jedoch nicht gut gefüllt, kommt es relativ schnell zu einer Unterversorgung. 

Während einer Schwangerschaft kann es dann – meist ab dem zweiten Trimenon – zu einer Eisenmangelanämie kommen. Darunter versteht man eine Blutarmut, bei der es aufgrund eines Eisenmangels zu einer gestörten Bildung von Hämoglobin kommt. Das Risiko für eine Frühgeburt ist dadurch erhöht, das Geburtsgewicht des Kindes ist häufig erniedrigt und es kann zu einer Störung der Hirnreifung kommen. Bei der werdenden Mutter nimmt die Infektanfälligkeit zu und es können vermehrt kardiovaskuläre Belastungen auftreten. Aus diesem Grund wird der Eisenspiegel während der Schwangerschaft sorgfältig überwacht

Auch Sportler haben einen erhöhten Eisenbedarf, weil sie durch den erhöhten Sauerstoffbedarf vermehrt Hämoglobin und Blut bilden. Weiterhin zählen Tumorpatienten sowie Menschen mit Zöliakie oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu den Risikogruppen für einen Eisenmangel. 

Wie kann ein Eisenmangel erkannt werden?

Bei einer Unterversorgung mit Eisen leiden die Betroffenen an unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Blässe oder Appetitlosigkeit. Ob ein tatsächlicher Mangel vorliegt und ob eine Substitution mit eisenhaltigen Präparaten angezeigt ist, kann nur über eine Laboruntersuchung geklärt werden. 

Als wichtigster Wert gilt dabei die Bestimmung des Serum-Ferritin-Wertes. Dieser korreliert direkt mit dem gesamten Speichereisen und es kann ein Rückschluss auf die vorhandenen Eisenreserven im Körper gezogen werden. Liegt der Wert bei Frauen unter dem Normwert von 20 µg/l, kann von einem Mangel an Speichereisen ausgegangen werden. Bewegt sich der Hämoglobin-Wert noch im Normbereich (bei Frauen 12 bis 16 g/dl), spricht man von einem latenten Eisenmangel. Dann kann man zunächst versuchen, den Eisenspiegel durch Anpassung der Ernährung wieder anzuheben. 

Ist der Hämoglobin-Wert hingegen erniedrigt, ist die Blutbildung bereits beeinträchtigt und es liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Eisenmangelanämie vor. Dann ist in jedem Fall eine medikamentöse Eisensubstitution indiziert. 

Gut zu wissen: Wann die GKV Eisenpräparate übernimmt

Bei einer diagnostizierten Eisenmangelanämie werden die Kosten für nicht rezeptpflichtige Eisen-(II)-Verbindungen auch für Erwachsene von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. 

Welche Präparate eignen sich zur Eisensubstitution?

Aufgrund der besseren Bioverfügbarkeit erfolgt eine orale Eisensubstitution grundsätzlich mit zweiwertigen Eisensalzen. Bei einer oralen Gabe von Eisenpräparaten sind die beiden zweiwertigen Salze Eisen(II)-sulfat und Eisen(II)-fumarat laut S1-Leitlinie „Eisenmangelanämie“ Mittel der Wahl. 

Zunächst wird mit einer Dosis von 50 mg bis 100 mg täglich begonnen. Allerdings reagiert der Körper bei einer täglichen Gabe häufig mit einer verringerten Aufnahme von Eisen, weshalb eine Dosierung nur alle zwei Tage durchaus sinnvoll sein kann. Diese Gabe ist meist auch besser verträglich, denn bei der Einnahme von Eisenpräparaten kann es zu Übelkeit und Verstopfung kommen. Außerdem kann sich der Stuhl schwarz verfärben. 

Auf Interaktionen achten

Da Nahrungsmittel die Resorption von Eisen beeinträchtigen können, sollten Eisenpräparate nüchtern, am besten eine Stunde vor dem Frühstück, eingenommen werden. Gut geeignet ist eine Aufnahme mit Orangensaft, da das enthaltene Vitamin C die Resorption von Eisen erhöht. 

Schilddrüsenhormone wie L-Thyroxin müssen ebenfalls morgens auf nüchternen Magen eingenommen werden. Da es aber hier zu einer Wechselwirkung kommen kann, sollte man in so einem Fall die Eisentabletten am besten erst 2 Stunden nach dem Frühstück einnehmen. 

Eine Therapie mit Eisenpräparaten muss oft über mehrere Wochen durchgeführt werden. Auch bei einer Normalisierung des Hämoglobin-Wertes wird zum Auffüllen des Depoteisens meist noch weitere 8 Wochen substituiert. 

Ohne medizinischen Grund sollten Eisenpräparate im Übrigen nicht eingenommen werden. Der Körper ist nicht in der Lage, überschüssiges Eisen auszuscheiden, und speichert dieses dann in verschiedenen Organen. Dabei kann es vor allem in Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse zu Schäden kommen. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2022/daz-29-2022/eisen-mangel-beheben
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2021/daz-31-2021/eisen-fuer-die-aktivitaet
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/spurenelement-mit-schluesselfunktion-119643/seite/8/
https://register.awmf.org/assets/guidelines/025-021l_S1_Eisenmangelanaemie_2021-11.pdf