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Zum internationalen Weltfrauentag: Warum erkranken Frauen häufiger an Alzheimer?

Ältere Frau schaut traurig in Kamera
Wenn mit zunehmendem Alter der Östrogenspiegel sinkt, schwindet auch der Schutz vor Alzheimer-typischen Eiweißablagerungen. | Bild: Photographee.eu / AdobeStock

Alzheimer kann uns alle treffen – circa 1,2 Millionen Alzheimer-Erkrankte leben derzeit in Deutschland. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer: Insgesamt sind zwei Drittel der Erkrankten Frauen, für Deutschland entspricht dies einer Zahl von etwa 800.000 Betroffenen. 

Es liegt zunächst auf der Hand, dies mit der höheren weiblichen Lebenserwartung zu erklären. Denn das Alzheimer-Risiko nimmt mit dem Alter stark zu. Doch auch wenn man den Geschlechterunterschied bei der Lebensdauer herausrechnet, erkranken Frauen häufiger an Alzheimer als Männer. Die wissenschaftliche Datenlage legt nahe, dass hierfür vor allem hormonelle Gründe verantwortlich sind. Anlässlich des heutigen internationalen Weltfrauentags informiert die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e. V. über den aktuellen Stand.

Internationaler Weltfrauentag am 8. März

Seit mehr als 100 Jahren wird am 8. März der internationale Weltfrauentag begangen. Mit diesem Aktionstag soll weltweit auf die Frauenrechte, die Gleichstellung der beiden Geschlechter und bestehende Diskriminierung aufmerksam gemacht werden. So nimmt auch die Frauenselbsthilfe Krebs (FSH) diesen Tag zum Anlass, um auf die Defizite bei der Versorgung von Frauen, die an Krebs erkrankt sind, aufmerksam zu machen.

Weniger Östrogen bedeutet weniger neuronalen Schutz

Eine Ursache dafür, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken, wird im unterschiedlichen Hormonhaushalt von Männern und Frauen vermutet. Dabei spielt das weibliche Sexualhormon Östrogen eine zentrale Rolle. Denn: Östrogene beeinflussen den Hirnstoffwechsel – und damit kognitive Prozesse. Im Gehirn sind Östrogene wichtig für den Schutz und den Energiestoffwechsel der Nervenzellen. So regulieren sie etwa die Tätigkeit der energieproduzierenden Mitochondrien. 

Östrogene sollen auch davor schützen, dass sich die Alzheimer-typischen Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) auf den Neuronen bilden. Bei zurückgehender Östrogenproduktion in den Wechseljahren nimmt die neuronale Schutzfunktion ab. Daher kann es kurzfristig zu kognitiven Wechseljahresbeschwerden wie Gedächtnisstörungen oder Verwirrtheit kommen. Studienergebnisse besagen, dass die hormonellen Veränderungen mittelfristig auch das Alzheimer-Risiko erhöhen. 

Außerdem erhöht offenbar eine eher kurze Reproduktionsphase (21 bis 34 Jahre) – infolge später Menarche (erste Menstruationsblutung) und/oder früher Menopause – das Alzheimer-Risiko. Frauen, die länger fruchtbar waren, scheinen dagegen ein geringeres Erkrankungsrisiko zu haben.  

Ob eine Hormonersatztherapie das weibliche Alzheimer-Risiko senken kann, ist noch nicht geklärt. Studien zufolge könnte es sich positiv auswirken, wenn die Hormongabe zeitnah zum Ausbleiben der Menstruation erfolgt. Eine späte Hormontherapie könnte das Alzheimer-Risiko sogar erhöhen.  

Weitere weibliche Risikofaktoren für Alzheimer

Für die höhere Alzheimer-Häufigkeit bei Frauen sieht man noch einen weiteren Grund: Gesundheitsstörungen wie Depressionen, Adipositas oder Infektionen scheinen sich bei Frauen stärker auf den kognitiven Abbau auszuwirken als bei Männern. 

Experten plädieren deshalb für mehr Gendermedizin. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Krankheitsentstehung müssten stärker mitberücksichtigt werden, um eine passendere Behandlung für Frauen zu ermöglichen. Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e.V.