Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Grippesaison 2022/2023: Passt die Grippeimpfung zu den zirkulierenden Viren?

Grippe-Impfstoff in Fläschchen
Im diesjährigen Grippewinter dominieren vor allem Influenza-A-Viren das Infektionsgeschehen. | Bild: Sherry Young / AdobeStock

Das Robert Koch-Institut (RKI) bewertet immer erst nach Abschluss der Grippesaison endgültig, wie gut die saisonale Influenzaimpfung jeweils geschützt hat und Grippefälle verhindern konnte. Doch Hinweise zur Wirksamkeit veröffentlicht das RKI auch schon während der jeweiligen Grippesaison, da das NRZ (Nationales Referenzzentrum für Influenzaviren) die Passgenauigkeit der Impfstoff-Antikörper zu den zirkulierenden Viren untersucht und dadurch erste Erkenntnisse gewinnt. 

Mit diesen Tests ist das NRZ nicht allein, auch die US-amerikanische Seuchenbehörde CDC interessiert sich dafür, wie gut die Grippeschutzimpfung in den jeweiligen Saisons wirkt. Wie gut passen also diesen ersten Analysen zufolge die Grippeimpfstoffe in diesem Winter?

Influenza A-Viren „sehr gut“ erfasst

Bislang hat das NRZ aus den eingesandten Virusproben 316 Influenza-A(H3N2)-, 21 Influenza-A(H1N1)- und drei Influenza-B-Viren (Victoria-Linie) in Zellkultur isoliert und anschließend mit dem Antikörperserum (Referenz) versetzt, das auf eine Grippeimpfung gebildet wurde. Dem 50. ARE-Wochenbericht (ARE = akute respiratorische Erkrankung) des RKI zufolge konnten die Antikörper des Referenzserums die zirkulierenden Influenza-A-Viren „sehr gut“ erkennen und die Influenza-B-Viren zumindest „detektieren“.

Vor allem Influenza-A-Viren in diesem Winter

Influenza-A-Viren dominieren im Grippewinter 2022/23 das Infektionsgeschehen, vor allem mit Influenza-A(H3N2)-Viren infizieren sich die Erkrankten: Von den seit Beginn der Grippesaison (Kalenderwoche 40) nach Infektionsschutzgesetz laborbestätigten 161.347 Grippeinfektionen ließen sich von den untersuchten Fällen 147.996 auf nicht subtypisierte Influenza-A-Viren, 3.544 auf subtypisierte Influenza-A(H3N2)- und 267 auf subtypisierte Influenza-A(H1N1)-Viren sowie 884 auf Influenza-B-Viren zurückführen. 

Hier beruhigen die ersten Laboruntersuchungen zur Passgenauigkeit, denn die dominierenden Influenza-A-Viren haben die Impfstoff-Antikörper „sehr gut“ erfasst. Dennoch grenzt das RKI die Aussagekraft der Ergebnisse ein, da weitere Faktoren – Alter der Geimpften, Abstand zur letzten Grippeimpfung, wie vielen und wie häufig man Influenzaviren ausgesetzt ist – eine Rolle für die klinische Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen spielen.

Positive Daten aus den USA

Vorläufig gute Daten berichten auch die CDC. Sie untersuchen die Passgenauigkeit der Impfstoff-Antikörper auf die aktuellen Grippeviren mithilfe von Frettchen. Die Frettchen erhalten eine Grippeimpfung, anschließend gewinnen Wissenschaftler die Seren der Tiere mit den Impfstoff-Antikörpern und prüfen, wie gut die Antikörper die derzeitigen Grippeviren erkennen. Dies geschieht für Grippeimpfstoffe, die in Hühnereiern hergestellt werden, sowie für zellkulturbasierte (Flucelvax Tetra) oder rekombinante (Supemtek) Influenzavakzinen. 

Grund ist, dass sich, je nach Herstellungsart der Impfstoffe, die ursprünglichen Impfstoffstämme – und damit unter Umständen die auf die Impfung gebildeten Antikörper – geringfügig unterscheiden und die CDC durch diese Untersuchung Informationen zu allen Impfstoffen erhält.

97 Prozent der Influenza-A-Viren erkannt

Die jüngsten Influenzaberichtsdaten der CDC stammen vom 16. Dezember 2022: Unabhängig vom Grippeimpfstoff – eibasiert, zellkulturbasiert oder rekombinant hergestellt – erkannten die Frettchen-Antikörper 97 Prozent der Influenza-A(H1N1)-Viren (63 von 65). Diese Erkennungsquote fanden die CDC auch bei Influenza-A(H3N2) bei in Hühnereiern hergestellten Grippeimpfstoffen. Waren die Frettchen mit einem zellkulturbasierten oder rekombinanten Grippeimpfstoff geimpft worden, konnten die Impfstoff-Antikörper der Frettchen sogar 100 Prozent (60 von 60) der Influenza A(H3N2)-Viren erfassen. 

Bei den B-Viren konnten die CDC bislang nur zu der Victoria-Linie Daten sammeln, da Grippeviren der Yamagata-Linie (die für die schwere Grippewelle 2017/18 gesorgt hatte) nicht verfügbar waren. Die Frettchenseren konnten aber die untersuchten acht Influenza-B-Proben der Victoria-Linie schon einmal „gut“ erkennen. Auch hier spielte es keine Rolle, womit die Frettchen zuvor geimpft worden waren.

Grippewelle ist noch nicht überstanden

Die Daten ermutigen, sich auch jetzt noch gegen Grippe impfen zu lassen – insbesondere da die diesjährige Grippewelle noch nicht überstanden ist. Das RKI meldet weiter hohe Infektionszahlen, 55 Prozent aller Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen leiden den Sentineldaten zufolge an Grippe

Auch von den im Krankenhaus behandelten Patienten mit schweren Atemwegsinfektionen sind 28 Prozent – und damit mehr als in der Vorwoche (25 Prozent) – Influenza-positiv. Auf COVID-19 entfallen derzeit hingegen 11 Prozent der ARE-Patienten in der Klinik.