Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Beschäftigte leiden unter psychischer Belastung

Mann gestresst vor Laptop
Die psychische Belastung am Arbeitsplatz nimmt zu. | Bild: Jadon Bester/peopleimages.com / AdobeStock

Der Arbeitsplatz ist ein Faktor, der die psychische Gesundheit maßgeblich beeinflusst. Und dieser Faktor hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert: Aufgaben sind komplexer geworden, Prozesse haben sich beschleunigt und mobiles Arbeiten ohne Bindung an Ort und Zeit hat zugenommen. Die Anforderungen an die Beschäftigten sind dadurch gestiegen. 

Gleichzeitig sind viele Menschen durch Zukunftsangst, Pandemie und Kriege ohnehin psychisch belastet. Immer häufiger fühlen sich Erwerbstätige daher ausgelaugt und überfordert. 

Pandemie als Haupttreiber für psychische Belastungen

Welche Auswirkungen die jüngsten Krisen auf Unternehmen und Beschäftigte ausüben, wurde unter anderem im AOK-Fehlzeiten-Report 2023 genauer untersucht. So gaben die Befragten mehrheitlich an, mehr oder weniger häufig unter Erschöpfung (78 Prozent), Verärgerung und Wut (75 Prozent) oder Lustlosigkeit (66 Prozent) zu leiden. 

Ein Vergleich mit den Befragungsdaten aus den vergangenen drei Jahren zeigt, dass die Beschwerden seit der Pandemie zugenommen haben. Demnach geht die AOK davon aus, dass die COVID-19-Pandemie „als hauptsächlicher Treiber für die Veränderungen“ genannt werden kann, „gefolgt von den technologischen Entwicklungen und den Möglichkeiten, die sie mit sich bringen“.

Weniger Fehlzeiten bei zukunftsfähigen Arbeitgebern

Die aktuellen weltpolitischen Konflikte wirken sich laut des Fehlzeiten-Reports dagegen weniger stark auf die Situation der Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz. Zwar verspürt mehr als ein Drittel eine ausgeprägte Zukunftsangst bezüglich der gesamtgesellschaftlichen Situation, aber nur acht Prozent bezüglich ihres Arbeitgebers.

Dabei haben Betriebe, die von ihren Mitarbeitenden als zukunftsfähig eingeschätzt werden, den Angaben nach weniger berufliche Fehlzeiten: Diese Beschäftigten fehlten nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten vor der Befragung im Schnitt 11,6 Tage erkrankungsbedingt. Bei Beschäftigten, die die Zukunftsfähigkeit schlechter beurteilen, waren es durchschnittlich 16,2 Tage.

Mehr Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen 

Insgesamt sind die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen laut dem Report von 2012 bis 2022 um 48 Prozent gestiegen. Einen kontinuierlichen Anstieg in den vergangenen Jahren kann auch die Techniker Krankenkasse (TK) feststellen. Und zwar stieg die durchschnittliche Zahl der psychisch bedingten Krankheitstage pro Erwerbsperson laut TK um gut 35 Prozent (von im Schnitt 2,46 Fehltagen pro TK-versicherter Erwerbsperson im Jahr 2012 auf 3,33 Tage in 2022). 

Nach Angaben der TK betrug der Anteil psychischer Erkrankungen am Gesamtkrankenstand im vergangenen Jahr rund 17,5 Prozent. Damit lagen Depressionen, Burnout und Co. auf Platz 2 bei den Fehlzeiten – noch vor den Krankheiten des Bewegungsapparats (13,7 Prozent) und gleich nach den Atemwegserkrankungen (25,3 Prozent).  

Burnout und Depressionen am Arbeitsplatz 

In vielen Unternehmen hat man die wachsende Relevanz des Themas psychische Gesundheit inzwischen erkannt. Das zeigt die Arbeitgeber-Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“. Sie wurde von der TK zusammen mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem Personalmagazin (Haufe) durchgeführt.

Hierfür fand eine Befragung von 1.098 Geschäftsführenden und Verantwortlichen für Personal- und Gesundheitsmanagement statt. Von ihnen gaben 38,5 Prozent an, dass Burnout, Überforderung und Depressionen am Arbeitsplatz bereits jetzt „eher große“ oder „große“ Bedeutung in ihren Unternehmen haben. Die Mehrheit rechnet mit einer weiteren Zunahme. 

Gut zu wissen: Was ist eigentlich Burnout?

Das Burnout-Syndrom ist keine eigenständige Krankheit, sondern eine Risikosituation, aus der sich psychische und psychosomatische Störungen entwickeln können.

Der Begriff Burnout ist dem Englischen „ausgebrannt“ entlehnt und beschreibt einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Die Leistungsfähigkeit ist dadurch herabgesetzt.

Die Anzeichen für ein Burnout-Syndrom können individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Beschwerden können sich über einen längeren Zeitraum entwickeln, weshalb Betroffene oft erst spät erkennen, dass sie am Burnout-Syndrom leiden. /mia

Was Unternehmen für die psychische Gesundheit der Beschäftigten tun können

Rund 40 Prozent der Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden bereits Programme zur Stressreduktion und Ressourcenstärkung an. Um aber die seelische Widerstandskraft dauerhaft zu stärken, muss laut TK eine wertschätzende und respektvolle Unternehmenskultur herrschen. Experten betonen dabei auch die Vorbildfunktion von Führungskräften. Ein Chef, der ständig erreichbar sei und auch noch spätabends Mails bearbeite, fördere nicht die Gesundheit der Mitarbeitenden. 

Nötig sei vielmehr ein „Empowerment“ – also die Mitarbeitenden fachlich und auf persönlicher Ebene in ihrer Eigenverantwortung zu stärken. Dies gelinge auf Basis des „Mindful Leadership“, einer Führungsform, die dem Prinzip der Achtsamkeit verpflichtet ist. Führungskräfte sollen hierbei ihre Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster aktiv hinterfragen, reflektiert mit den eigenen Ressourcen umgehen und auch die Mitarbeitenden dafür sensibilisieren.  

Als große Herausforderung für ein gesundes Arbeitsleben bezeichnet die TK die Tätigkeit im Homeoffice. Es gelte trotz Distanz eine positive Team- und Unternehmungskultur zu pflegen. Hierzu führt die TK das Versandunternehmen OTTO als Beispiel an. Von dort heißt es, dass ein Mix aus Präsenz und Homeoffice praktiziert werde. Man lege Wert auf zwischenmenschliche Kontakte in Präsenz. Auch gemeinsame sportliche Aktivitäten seien wichtig für ein gesundes und erfolgreiches Arbeitsleben. Quelle: Techniker Krankenkasse (TK)