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Mehr Krankheitstage durch Depressionen und Co.

Depressive Frau liegt auf Sofa
Immer mehr Beschäftigte fallen aufgrund psychischer Beschwerden aus. | Bild: Rawpixel.com / AdobeStock

Laut DAK-Psychreport erreichte im vergangenen Jahr die Anzahl der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen einen neuen Höchststand. Die mit Abstand meisten Krankschreibungen gab es demnach bei Beschäftigten des Gesundheitswesens. Rund 75 Prozent der circa sechs Millionen Angehörigen dieser Gruppe sind Frauen.https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Gesundheitspersonal/_inhalt.html  Und wie es scheint, sind sie besonders stark von psychischen Erkrankungen betroffen.

Welche psychischen Störungen treten am häufigsten auf?

Unter den psychischen Erkrankungen werden in knapp 41 Prozent der Fälle affektive Störungen (zum Beispiel Depressionen) diagnostiziert. Abhängigkeitserkrankungen, Schizophrenie und andere wahnhafte Störungen haben mit knapp acht Prozent einen verhältnismäßig kleinen Anteil an den Fehltagen durch psychische Erkrankung.  

Gut zu wissen: Was zeichnet affektive Störungen aus?

Affektive Störungen sind durch extreme Stimmungsveränderungen gekennzeichnet. Zu den häufigsten Vertretern zählen Depression, Manie und bipolare Störung.  

  • Die Depression ist gekennzeichnet durch ein tiefes Gefühl der Traurigkeit, das die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt und die Lust am Leben nimmt. Die Betroffenen fühlen sich wertlos, verzweifelt und schuldig. Sie haben Schlaf- und Essstörungen und denken in ihrer Hoffnungslosigkeit häufig an den Tod.
  • Die Manie ist durch übertriebene körperliche Aktivität und äußerste Hochstimmung ohne vorausgegangenen positiven Grund gekennzeichnet. Manche Betroffenen sind übermäßig selbstbewusst, verhalten sich auffallend, schlafen wenig und reden mehr, als sie es sonst tun. Einige von ihnen haben optische oder akustische Halluzinationen und sehen bzw. hören Dinge, die nicht da sind.
  • Bei der bipolaren Störung wechseln sich Depression und Manie phasenweise ab.

Körperliche Symptome aufgrund psychischer Beschwerden

Psychische Erkrankungen zeigen sich nicht nur in einer veränderten Stimmung, sondern können sich auch körperlich manifestieren. 51,4 Prozent der Fehltage, die auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sind, beruhen auf neurotischen, Belastungs- oder somatoformen Störungen. Dazu gehören Angst und Anpassungsstörungen sowie psychosomatische Beschwerden.

Gut zu wissen: Was sind psychosomatische Beschwerden?

Psychosomatische Beschwerden, auch somatoforme Störungen genannt, zeichnen sich durch Befindlichkeitsstörungen ohne organischen Befund aus.  

Wiederkehrende körperliche Beschwerden wie Kopf-, Rücken-, Bauchschmerzen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden und Müdigkeit können somit auch psychisch bedingt sein. 

Bei Patienten mit somatoformen Störungen können sich jedoch parallel körperliche Krankheiten wie Bluthochdruck, Magengeschwüre, Hormonstörungen u. v. m. entwickeln. Es ist daher wichtig, psychische Leiden ärztlich zu behandeln, um weitere Krankheiten zu vermeiden.  

Betroffene sind eine lange Zeit krankgeschrieben 

Die Dauer einer durchschnittlichen Krankschreibung aufgrund einer psychischen Erkrankung lag im Jahr 2022 bei knapp 37 Tagen. Je nachdem, um welche Erkrankung es sich handelt, benötigen psychotherapeutische Maßnahmen und Medikamente einige Zeit, um ihre volle Wirkung zu zeigen. Daher kann es viele Wochen dauern, bis Betroffene sich wieder in der Lage fühlen, ihrer Arbeit nachzugehen und für Kunden oder das Team da zu sein.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Personalmangel und Fehlzeiten?

Krankheitsfälle im Team führen zu einer zusätzlichen Belastung der ohnehin erschöpften Mitarbeitenden. In Studien zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und einem hohen Krankenstand in der Gesundheitsbranche. 

Unter anderem beobachten Wissenschaftler, dass in Betrieben und Unternehmen, die Personalmangel erleben, die Erhaltung der Gesundheit der Beschäftigten nicht an erster Stelle steht.https://www.dak.de/dak/bundesthemen/dak-gesundheitsreport-personalmangel-macht-krank-2617954.html#/ 

Sind Frauen häufiger depressiv als Männer?

Frauen sind oft mehrfach belastet: Sie kümmern sich neben ihrem Beruf häufig um die eigenen Kinder und den Haushalt, engagieren sich ehrenamtlich oder pflegen ihre Angehörigen.  

Eine Mehrfachbelastung wirkt sich allerdings nicht grundsätzlich negativ auf die Gesundheit aus. So können durch angenehme familiäre Aufgaben oder nebenberufliche Erfolge auch Unzufriedenheit und Belastung im Job teilweise ausgeglichen werden.

Männer versuchen hingegen häufig, ihre psychischen Probleme zu verbergen. Sie reden nicht gerne darüber und gehen seltener zum Arzt. Das wird von Psychologen als Grund gesehen, warum sich Männer seltener als Frauen aufgrund von psychischen Leiden krankmelden.  

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden noch nicht systematisch untersucht. Die Frage, ob Frauen stärker von psychischen Erkrankungen betroffen sind, ist deshalb derzeit nicht eindeutig zu beantworten.  

Wie kann man psychische Beschwerden erkennen?

Psychische Beschwerden sind nicht immer mit bloßem Auge zu sehen. Allerdings können sich bei Betroffenen am Arbeitsplatz einige Verhaltensänderungen bemerkbar machen:  

  • Mangelnde Arbeitsdisziplin: Nichteinhalten von Terminen, Unpünktlichkeit, unerledigte Aufgaben, hohe Fehlerquote, Kontrollzwang, Vermeiden von bestimmten Tätigkeiten
  • Veränderungen im Sozialverhalten: Vermeidung von Kontakten und Gesprächen mit Kunden und Kollegen, unangemessenes Verhalten gegenüber anderen sowie auffällige Reaktionen auf Kritik
  • Andere Auffälligkeiten: Gewichtsveränderungen durch verändertes Essverhalten, vernachlässigen der Körperpflege und ungepflegte Kleidung.

Häufig verhalten sich Depressive zurückweisend, ungeduldig und sind nicht bereit, gut gemeinte Vorschläge anzunehmen.

Was ist wichtig im Umgang mit erkrankten Kollegen?

Im Gespräch mit Betroffenen ist es vor allem wichtig, die Beschwerden ernst zu nehmen und das Leiden zu respektieren. Alltägliche Fragen zum Wohlbefinden sowie Fragen nach den Gründen können Betroffene belasten und den Genesungsprozess behindern. 

Zudem können die Ursachen hinter psychischen Erkrankungen sehr persönlicher Natur sein, über die Betroffene nicht sprechen können oder wollen. 

Gut zu wissen: vielfältige Gründe für psychische Erkrankungen

Psychische Beschwerden entwickeln sich schleichend und über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Ursachen dahinter sind vielfältig. 

Zum einen können private und berufliche Belastungen psychische Beschwerden begünstigen, zum anderen können aber auch genetische Faktoren sowie körperliche Belastungen dafür verantwortlich sein. 

Muss die Abwesenheit eines Kollegen gegenüber Außenstehenden kommuniziert werden, z. B. um einen Kundentermin zu verschieben, so sollte der Grund für die Abwesenheit nicht genannt werden. Denn letztlich handelt es sich hierbei um sehr persönliche und schützenswerte Informationen (Stichwort Datenschutz).

Zahlen steigen seit Jahren

Bereits im Jahr 2020 wies die AOK darauf hin, dass seit 2008 die Krankheitstage aufgrund psychischer Beschwerden um 67,5 Prozent zugenommen hätten. 

Die Krankenkasse gab an, dass 2019 im Vergleich zum Vorjahr mehr Krankheitsfälle aus diesem Grund (5,4 Prozent) als aufgrund von Herz- und Kreislauf-Erkrankungen (3,7 Prozent) registriert wurden. Insgesamt machten laut AOK-Studie psychische Erkrankungen 11,9 Prozent aller Fehlzeiten in 2019 aus. Quelle: dpa