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PTAheute-Pinnwand KW 18/2023: Antibiotika, Heuschnupfen und Fortbildung

Pinnwand für KW 18/2023
Bilder: detailblick-foto, S.Kobold, Gorodenkoff, Jamrooferpix / AdobeStock, Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

Einfuhrregeln für Antibiotika gelockert

Seit das Bundesministerium für Gesundheit am 25. April offiziell einen Versorgungsmangel mit antibiotikahaltigen Säften für Kinder bekannt gemacht hat, nutzen immer mehr Länder die hierdurch eröffneten Möglichkeiten. 

Als erstes Bundesland war Bremen aktiv geworden und hat schon gleich am 25. April eine Allgemeinverfügung erlassen. Sie ermöglicht Apotheken und Großhändlern den Bezug beziehungsweise die Abgabe importierter, für den deutschen Markt nicht zugelassener Antibiotikasäfte. 

Bayern zog nach, schlägt aber auch noch einen weiteren Weg ein. Man habe die Krankenkassen zusätzlich gebeten, vorerst keine Zuschläge sowie Erstattungen zu verweigern und in der Folge nicht zu retaxieren, wenn Apotheker einen verschriebenen, aber nicht verfügbaren antibiotischen Saft durch ein selbst hergestelltes Arzneimittel ersetzen, heißt es in der Pressemitteilung des Ministeriums. Bei Nichtverfügbarkeit des Fertigarzneimittels sollte zudem eine solche Abgabe eines in der Apotheke hergestellten Antibiotikasafts auch ohne erneutes Ausstellen eines Rezeptes möglich sein. Ein ähnliches Vorgehen hatte man in Bayern bereits rund um die Weihnachtstage verabredet.

Auch in Nordrhein-Westfalen will man alle notwendigen Schritte zur Verbesserung der Versorgungslage einleiten. Eine Allgemeinverfügung könne jedoch nicht erlassen werden, teilt das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) auf Nachfrage mit. Aufgrund der aufgespaltenen Zuständigkeit im Arzneimittelbereich in NRW müsste jede Behörde eine Allgemeinverfügung erlassen. Außerdem appelliert das Land an die Krankenkassen, auf Retax zu verzichten.

Mittlerweile ist auch Brandenburg nachgezogen und hat eine Allgemeinverfügung erlassen. Quelle: daz.online / mia 

WHO berät über Beendigung von Corona-Gesundheitsnotstand

Mehr als drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie beraten Experten nun darüber, ob der Corona-Gesundheitsnotstand beendet werden soll. Die unabhängigen Fachleute gehören dem Notfallausschuss an, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) damals einberufen hatte. Sie beraten die WHO, die die Entscheidung fällt. Damit ist unter Umständen erst kommende Woche zu rechnen.  

Die Erklärung eines Notstands ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Sie soll Regierungen wachrütteln, damit sie Vorbereitungen treffen. Direkte Konsequenzen hat die Ausrufung oder Aufhebung nicht. Jedes Land entscheidet für sich über sein Krisenmanagement. Die Expertenrunde prüft derzeit im Abstand von einigen Monaten, ob der Notstand aufrechterhalten werden soll.  

Seit Anfang 2020 sind der WHO mehr als 764 Millionen Corona-Infektionen und 6,9 Millionen Todesfälle gemeldet worden. Seit einem Hoch im Dezember 2022 – überwiegend wegen Fällen in der WHO-Westpazifik-Region – ist die Zahl der gemeldeten Fälle deutlich zurückgegangen. Da aber in vielen Ländern kaum noch getestet wird, bildet dies nicht unbedingt die wahre Lage ab. Die höchste Zahl von Todesfällen innerhalb einer Woche wurde im Januar 2021 gemeldet. Quelle: dpa / mia 

PTA-Fortbildung: AHD/Gehe-Akademie kooperieren mit Amira-Welt 

Auch in der beruflichen Weiterbildung ist Größe ein wichtiges Kriterium. Aus diesem Grund wollen AHD und Gehe ihre Bildungseinrichtung namens Akademie mit der Amira-Welt zusammenbringen. Ziel sei es, die Stärken beider Einrichtungen zu bündeln und damit einen „echten Mehrwert“ für die fachliche Fortbildung der Teams der Vor-Ort-Apotheken zu schaffen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Unternehmen.  

Die geplante Partnerschaft soll zudem Apothekenteams Zugriff auf breites und fachgerechtes Fachwissen sowie Daten und Fakten zu nahezu allen apothekenrelevanten Produkten bieten. Darüber hinaus sollen sich Fachgruppen in der Community austauschen können. Da sich der Apothekenberuf stark verändere, bestehe ein hoher Bedarf für pharmazeutische Fort- und Weiterbildungen, heißt es in der Mitteilung weiter.  

Die Akademie von AHD und Gehe ist nach eigenen Angaben mit über 30 Jahren Erfahrung im Fortbildungssegment und jährlich rund 20.000 Teilnahmen „eine der führenden Plattformen für Apothekenfortbildung“. Amira-Welt wiederum bezeichnet sich mit über 32.000 Mitgliedern aus rund 9.000 Apotheken als „größte geschlossene Plattform“ für PTA, PKA, PhiP und Apotheker.  

Aline Seifert, Vorsitzende der Geschäftsführung von AHD und Geschäftsführerin von Gehe Pharma Handel, sieht die geplante Partnerschaft mit Amira-Welt als wegweisend: „Gemeinsam können wir das Lernen in und von einer Community neu definieren und so bisher ungenutzte Chancen für Apotheken und ihre Teams aufdecken.“  

Die Pharmahändler Alliance Healthcare Deutschland und Gehe Pharma Handel gehören zu Walgreens Boots Alliance (WBA). Die ehemaligen Deutschlandtöchter der US-Konzerne WBA und McKesson fusionierten im November 2020 . Anfangs hielt WBA mit 70 Prozent die Mehrheit an dem Branchenriesen, die Gehe-Mutter McKesson war mit 30 Prozent an dem Joint Venture beteiligt. Nachdem McKesson ein Jahr später ankündigte, sich zurückziehen zu wollen, übernahm WBA 100 Prozent der Anteile. Quelle: Thorsten Schüller / DAZ.online  

Tipps für die Beratung zu Heuschnupfen

Laut Experten wird Heuschnupfen, insbesondere bei Kindern, häufig unterschätzt. Etwa jedes zehnte Kind leidet an den Folgen. Auch die Allergien im Allgemeinen nehmen immer weiter zu

Aber: „Jemand, der dauerhaft Schnupfen hat, wird weniger beachtet, als jemand, der ständig hustet. Dabei sind die Auswirkungen und Einschränkungen – gerade bei kleinen Kindern – groß. Neben nasalem Juckreiz und brennenden Augen kann eine langfristig behinderte Nasenatmung und eine daraus resultierende Belüftungsstörung der Verbindung zwischen Nase und Ohr durch eine Hör-Minderung zu Verzögerungen bei der Sprachentwicklung führen“, meint Andrea Kessel, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit der Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugendpneumologie.

Neben gängigen Präparaten aus der Apotheke könnten auch einfache Handlungsveränderungen im Alltag etwas bewirken, sagt die Expertin. Abends statt morgens die Haare waschen, getragene Kleidung nicht im Zimmer lagern und richtiges Lüften können die Symptome von Heuschnupfen lindern. Quelle: https://www.lifepr.de/inaktiv/drk-kinderklinik-siegen-ggmbh/heuschnupfen-ist-nicht-zu-unterschaetzen-drk-kinderklinik-haelt-tipps-parat/boxid/944609 / mia 

Arzneimittelausgaben der Kassen erneut leicht gestiegen

Im März 2023 hat die gesetzliche Krankenversicherung 2,3 Prozent mehr für Arzneimittel ausgegeben als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Auch die Zahl der Rezepte ist angestiegen, und zwar um 7,6 Prozent. Eine Zahl, die die Apothekerschaft besonders interessieren dürfte: 11 Millionen Euro fehlten im Monat März in den Kassen der Apothekeninhaber wegen des erhöhten Abschlags.

Etwa 4,27 Milliarden Euro hat die gesetzliche Krankenversicherung laut Berechnungen des Deutschen Apothekerverbandes im März 2023 für Arzneimittel (ohne Impfstoffe) ausgegeben – das ist ein Anstieg von etwa 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Einsparungen durch die Rabattverträge sind allerdings noch nicht mit eingerechnet. Auf das gesamte Jahr 2022 beliefen sich diese für die GKV laut vorläufigen Berechnungen auf 5,5 Milliarden Euro – 8 Prozent mehr als 2021. Quelle: daz.online / mk 

Cetaphil: neue Creme für Neurodermitis

Tube Cetaphil Pro ItchControl Akut Repair Creme
Die Cetaphil Pro ItchControl Akut Repair Creme | BIld: Galderma

Mit Pro ItchControl Akut Repair Creme bietet Cetaphil eine neue beruhigende, intensiv stärkende und feuchtigkeitsspendende Pflegecreme, die extrem beanspruchte Haut bei Neurodermitis benötigt. 

Die Creme soll für eine sofortige Symptomlinderung sorgen. Der Inhaltsstoff AD-RESYL®, gewonnen aus der Heilpflanze Ophiopogon japonicus (japanischer Schlangenbart), wurde speziell zur Vorbeugung der Symptome bei Neurodermitis entwickelt und klinisch getestet. Sheabutter und Sonnenblumenöl unterstützen die Feuchtigkeitsversorgung und die Reparatur der Haut. Haferextrakt hilft, gerötete Haut und das Spannungsgefühl zu reduzieren. Zusätzlich ist die Formel mikrobiom-freundlich. Das Produkt ist frei von Duft- und Konservierungsstoffen, ist auch für Kleinkinder und zum Einsatz am Körper und im Gesicht geeignet. Quelle: PM Galderma 

WHO sieht Gefahrenpotenzial bei Mpox

In Deutschland sind Mpox-Fälle ein Jahr nach Beginn eines größeren Ausbruchs kaum noch ein Thema – für die WHO gehört der Erreger dennoch zu den drei gefährlichsten Virengruppen aus der Tierwelt. Sie sollten ständig überwacht werden. Die beiden anderen Virengruppen, die die WHO eng überwacht, sind Vogelgrippe auslösende Influenzaviren sowie Viren-Krankheiten, die durch Aedes-Mücken übertragen werden, darunter Dengue-Fieber, Gelbfieber, Zika und Chikungunya.  

Großbritannien meldete der WHO den ersten Fall von Mpox am 7. Mai 2022. Die meisten neu betroffenen Länder haben die Ausbrüche mittlerweile wieder unter Kontrolle.  

Das Mpox-Virus, das praktisch nur aus wenigen afrikanischen Ländern bekannt war, breitete sich 2022 plötzlich in größerem Stil von Mensch zu Mensch in anderen Ländern aus. Der WHO wurden seit Anfang 2022 aus 111 Ländern mehr als 87.000 Mpox-Fälle gemeldet (Stand 25. April 2023), darunter 130 Todesfälle. Bis heute gilt ein Gesundheitsnotstand, eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ (PHEIC). Das ist der höchste Alarm, den die WHO verhängen kann.  

Deutschland war unter den zehn Ländern mit den höchsten Fallmeldungen, hinter den USA mit mehr als 30.000 Fällen, Brasilien, Spanien, Frankreich, Kolumbien, Mexiko, Peru und Großbritannien. Über die Verbreitung sagt das nur bedingt etwas aus. Nicht alle Länder haben ein gutes Überwachungssystem. Vor allem in afrikanischen Ländern gibt es nach WHO-Angaben nur begrenzte Testmöglichkeiten.  

In Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) seit Mai 2022 knapp 3.700 Mpox-Fälle und keine Todesfälle übermittelt (Stand 28. April 2023). Nach einem starken Anstieg gingen die Fallzahlen ab August deutlich zurück. Die große Mehrheit der Infizierten waren Männer, weniger als ein Prozent Frauen, Jugendliche und Kinder. Seit Ende Januar 2023 wurde laut RKI kein Fall mehr registriert. Das RKI warnt aber, dass die Zahlen steigen könnten, etwa, wenn im Frühjahr wieder mehr Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern stattfinden. Quelle: dpa / mia 

NRW: Lebensmittelüberwachung in Apotheken jetzt regelmäßig

Apotheken geben bekanntermaßen nicht nur Arzneimittel ab, sondern auch Lebensmittel wie Nahrungsergänzungsmittel, kosmetische Erzeugnisse oder ggf. Bedarfsgegenstände wie Textilien oder Trinkbecher. Deswegen unterliegen sie generell der Überwachungspflicht gemäß § 6 Abs. 1 oder Abs. 4 AVV RÜb.

In NRW musste dieser Überwachungspflicht bislang in Apotheken nur anlassbezogen nachgekommen werden. Das hat sich aber geändert. Da nun bundesweit einheitliche Vorgaben gemäß AVV RÜb zur Risikobewertung von Betrieben und den daraus resultierenden Kontrollfrequenzen umgesetzt werden sollen, erfolgt die Lebensmittelüberwachung in Apotheken in NRW nun regelmäßig und nicht mehr nur anlassbezogen.

Welche zusätzlichen Kosten daraus für die Apotheken entstehen, ist unklar. Quelle: daz.online / jb 

Neues Verpackungsdesign und verbesserte Teilbarkeit

Packung Paracetamol Dexcel 550 mg
Neue Verpackung für Paracetamol Dexcel 500 mg | Bild: Dexcel Pharma

Paracetamol Dexcel® 500 mg hat eine neu gestaltete Verpackung erhalten. Außerdem wurde die weiße, oblonge Tablette mit einer Bruchkerbe auf beiden Seiten versehen. Die damit verbundene bessere Teilbarkeit ermöglicht zwei gleiche Dosen ohne Wirkstoffschwankungen. Aufgrund dieser Änderungen erhält die Packungsgröße mit zwanzig Tabletten die neue PZN 18311203. Quelle: PM Dexcel Pharma 

Kölner Apothekerin muss wegen Todesfällen vor Gericht

Vier Jahre nach dem Tod einer jungen Frau und ihres ungeborenen Kindes durch verunreinigte Glukose kommt eine Apothekerin deshalb vor Gericht. Der Prozess gegen sie beginne am 15. Juni, teilte das Landgericht Köln mit. Die Staatsanwaltschaft wirft der Apothekerin versuchten Mord durch Unterlassen vor. Sie soll dem behandelnden Krankenhaus verschwiegen haben, dass eine Lidocainvergiftung in Betracht komme.  

Die Verteidiger der Apothekerin haben die Vorwürfe 2020 nach der Anklageerhebung als „vollkommen abwegig“ zurückgewiesen. 

Die 28 Jahre alte Frau hatte 2019 in der Praxis ihres Gynäkologen eine Glukosemischung aus einer Kölner Apotheke getrunken. Sie wurde daraufhin bewusstlos, kam ins Krankenhaus und starb dort ebenso wie ihr durch Notkaiserschnitt zur Welt gebrachtes Kind.  

Die Glukosemischung war Teil eines Routinetests auf Diabetes in der Schwangerschaft. Wie sich herausstellte, war das Präparat aber mit dem Betäubungsmittel Lidocainhydrochlorid durchsetzt. Dieses Mittel wurde in der Apotheke nach früheren Angaben der Ermittler in einem sehr ähnlichen Gefäß gelagert wie die Glukose. Deshalb gehen Polizei und Staatsanwaltschaft nach früheren Angaben von einem Versehen aus. Eine andere Schwangere, die zwei Tage vorher nur einen Schluck der Lösung getrunken hatte, hatte sich von der Vergiftung erholt.  

Der Apothekerin soll der Zusammenhang zu einem bestimmten Zeitpunkt klar geworden sein. Sie habe aber pflichtwidrig Mitteilungen an das Krankenhaus unterlassen, obwohl die vergiftete Frau dadurch vielleicht noch rechtzeitig hätte behandelt und gerettet werden können, so die Darstellung der Staatsanwaltschaft.  

Die Verteidigung hatte dagegen versichert, die Apothekerin habe das Glukosegefäß der Klinik sofort ausgehändigt, nachdem sie vom Zusammenbruch der Frau erfahren hatte. Hätte sie etwas verheimlichen wollen, hätte sie das Gefäß beseitigen können. Das Gericht betonte am Mittwoch, dass für die Angeklagte bis zu einer rechtmäßigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gelte. Für den Prozess sind 21 Hauptverhandlungstage bis Ende September angesetzt. Zahlreiche Zeugen und Sachverständige sollen gehört werden. Quelle: dpa / mia