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Meilenstein in der Therapie?: Zwei neue Antikörper gegen Alzheimer entdeckt

Älterer Mann stützt Kopf nachdenkend in Hand
Die neuen Antikörper können eine Alzheimer-Erkrankung verlangsamen. | Bild: Rido / AdobeStock

Die Alzheimer-Demenz lässt sich bisher weder heilen noch stoppen. Die derzeit verfügbaren Antidementiva wirken nur symptomatisch, ohne die Krankheitsursache zu bekämpfen. Zur Enttäuschung von Patienten, Forschung und Industrie kam fast 20 Jahre lang kein neues Alzheimer-Medikament auf den Markt.  

Dann versprach im Jahr 2021 eine Innovation die Trendwende: In den USA wurde der monoklonale Antikörper Aducanumab (Aduhelm™) eingeführt. Er bindet zielgerichtet an die Alzheimer-typischen Eiweißablagerungen im Gehirn – die Beta-Amyloid-Plaques („Alzheimer-Plaques“) – und soll sie eliminieren. 

Doch die klinische Wirkung der Neueinführung enttäuschte: Die kognitiven Fähigkeiten der Patienten besserten sich nicht wesentlich. Zudem traten gravierende Nebenwirkungen auf. In Europa wurde der Antikörper daher gar nicht erst zugelassen.  

Neue Antikörper-Wirkstoffe zeigen Nutzen für Patienten

Jetzt geben zwei neue Antikörper Anlass zu neuer Hoffnung. Sie richten sich ebenfalls gegen das Beta-Amyloid, haben aber spezifischere Angriffspunkte. Aufgrund positiver Studiendaten wurde der neue Antikörper Lecanemab (Leqembi™) in den USA Anfang dieses Jahres bereits zugelassen. 

Auch Experten hierzulande sprachen von einem möglichen Meilenstein für die Behandlung der Alzheimer-Erkrankung. Denn der Wirkstoff konnte in einer weltweit durchgeführten Studie die Wissenschaftler überzeugen: Bei fast 1.800 Personen mit einer leichtgradigen Alzheimer-Demenz verlangsamte Lecanemab über 18 Monate das Fortschreiten der Erkrankung um 27 Prozent gegenüber Placebo.  

Donanemab ist der zweite neue Hoffnungsträger. Für diesen Antikörper soll in den USA nun die Zulassung beantragt werden. Dieser Wirkstoff ist den Studienergebnissen zufolge noch effektiver als Lecanemab. Bei knapp 1.200 Patienten im frühen Krankheitsstadium hatte er die Verschlechterung nach 18 Monaten um 35 Prozent abgebremst. Die Alzheimer-Plaques waren bei 72 Prozent der Studienteilnehmer nicht mehr nachweisbar.  

Antikörper können Alzheimer verzögern, nicht stoppen

Fachleute zeigen sich von diesen Studienergebnissen positiv überrascht, machen aber gleichzeitig die Einschränkungen deutlich: Die beiden Antikörper könnten die Krankheitsprogression nur verzögern, nicht stoppen, geschweige denn die bereits vorhandenen kognitiven Defizite wieder rückgängig machen. 

Außerdem seien beide Wirkstoffe nur im Frühstadium der Erkrankung erfolgreich. Patienten mit ausgeprägtem Krankheitsbild und schwerer Demenz könnten also nicht von der Therapie profitieren. Kritisch sehen Experten auch die möglichen Nebenwirkungen wie Hirnödeme und Blutungen. Dennoch könne die Therapie ein Schritt in die richtige Richtung sein. Nun gilt es, Daten zur Langzeitwirksamkeit abzuwarten. Quellen: Alzheimer Forschung Initiative e.V.; Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN); DAZ Nr. 19/2023